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Rubem Fonseca (l.).

© David De La Paz/dpa

Erneuer der brasilianischen Literatur: Schriftsteller Rubem Fonseca ist tot

Sein Stil galt als schroff, seine Literatur als Meilenstein: Der große brasilianische Schriftsteller Rubem Fonseca ist im Alter von 94 Jahren gestorben.

Der brasilianische Schriftsteller Rubem Fonseca ist im Alter von 94 Jahren in Rio de Janeiro gestorben. Das berichteten brasilianische Medien am Mittwoch unter Berufung auf Familienangehörige übereinstimmend. Demnach habe Fonseca einen Herzinfarkt erlitten und sei noch in ein Krankenhaus in dem Viertel Botafogo gebracht worden, aber dort gestorben.

Mit seiner direkten und trockenen Erzählweise, mit der er die Gewalt in den Städten und die Ausschweifungen der Außenseiter beschrieb, gilt Fonseca als Erneuerer der brasilianischen Literatur im 20. Jahrhundert.

Als er 1960 seine erste Erzählsammlung „Os Prisioneiros“ herausbrachte, wurde sein Stil als schroff, kantig und roh - „brutalistisch“ - beschrieben.

Fonseca, der Jura studiert und als Polizeikommissar gearbeitet hatte, schrieb vor allem Kriminalgeschichten, die er von der reinen Unterhaltung auf ein hohes literarisches Niveau hob, aber auch Romane wie „Agosto“ (Mord im August, 1993) über die Verschwörungen nach dem Selbstmord von Getúlio Vargas und „Vastas emoções e pensamentos imperfeitos“ (Grenzenlose Gefühle, unvollendete Gedanken, 1988), mit denen er in Deutschland bekannt wurde.

Für sein Werk erhielt Fonseca den höchsten brasilianischen Literaturpreis Jabuti, den Camões-Preis - so etwas wie den Nobelpreis der portugiesischen Sprache -, sowie den Juan Rulfo-Preis, einen der angesehensten Literatur-Preise Lateinamerikas und der Karibik. Bekannt für seine Zurückgezogenheit, lehnte er Interview-Anfragen regelmäßig ab.

Eine unterhaltsame und respektvolle Person

Dennoch war er eine der großen Persönlichkeiten Rios. Mit Cap und Sonnenbrille verkleidet war Fonseca, der in der Stadt Juiz de Fora im Bundesstaat Minais Gerais geboren wurde und im Alter von sieben Jahren nach Rio kam, bei Spaziergängen im Viertel Leblon zu sehen.

Legendär ist die Anekdote, wie ein TV-Reporter ihn beim Fall der Berliner Mauer als Passanten befragte und nicht herauskam, dass es sich um den berühmten Schriftsteller, der sich mit seinem Namen „José Rubem“ vorstellte, handelte.

Privat sei „Zé Rubem“, wie seine Freunde ihn nannten, eine unterhaltsame und respektvolle Person gewesen, sagte die Schriftstellerin Nélida Piñon dem Sender „GloboNews“: „Der Verlust von Rubem hinterlässt eine große Leere in Brasilien. Er brachte im Kern seiner Texte eine große Kultur mit (...); manchmal selbst über eine Banalität, wie sie Rio de Janeiro-typisch ist.“ (dpa)

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