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Musikerinnen und Musiker von „Spectrum Concerts“ nach einer CD-Aufnahme

© Spectrum-Archiv

Die Kammermusikreihe Spectrum Concerts Berlin: Von der Kunst des Zuhörens

Seit 1988 veranstaltet Frank Dodge die „Spectrum Concerts Berlin“. In einer immer lauter werdenden Welt sind sie eine Oase der fein ausgehörten Töne und der musikalischen Ernsthaftigkeit.

Frank Dodge erinnert sich noch ganz genau an seinen ersten Besuch in der Berliner Philharmonie. Dabei liegt der inzwischen fast 42 Jahre zurück. Ganz neu war der Amerikaner in der Stadt. Der 1950 in Boston geborene Cellist hatte davor in New York gewohnt, kannte sich also aus mit musikalischer Exzellenz. Was ihn in Scharouns Konzertsaal am Kulturforum aber absolut überwältigte, war die konzentrierte Stille, die hier bereits herrschte, bevor das Orchester die Bühne betrat. Andächtig, fast wie bei einem Gottesdienst, erschienen ihm die Leute. Nicht das gesellschaftliche Ereignis, die Musik stand hier unbestreitbar im Mittelpunkt.

Kollektive Konzentration

1988 gründete Frank Dodge dann seine eigene Veranstaltungsreihe, die „Spectrum Concerts“, die seitdem ununterbrochen an fünf oder sechs Terminen pro Saison im Kammermusiksaal der Philharmonie stattfinden. Die Welt mag seitdem lauter geworden sein, der Alltag hektischer, die Aufmerksamkeitsspanne des Durchschnittsbürgers kürzer. Bei den „Spectrum Concerts“ aber kann man sie immer noch erleben, die kollektive Konzentration, bei der Interpreten und Publikum zu einer Einheit verschmelzen.

Mehrere hundert treue Stammgäste gibt es, neues Publikum wird vor allem durch Mundpropaganda gewonnen. Und zwar von eben diesen Fans, die es zu schätzen wissen, dass hier Besonderes geschieht, oft auch besonders Anspruchsvolles. Selten gespielte Werke präsentiert Frank Dodge mit seinen Künstlerfreunden und -freundinnen ebenso wie vergessene Partituren und komplexe Meisterwerke.

Am 22. Januar startet die 36. Spielzeit der „Spectrum Concerts“ mit drei alten Freunden, wie es Frank Dodge formuliert. Nämlich mit dem Streichsextett des 1942 in Nazi-Haft gestorbenen Erwin Schulhoff, das in der Konzertreihe bereits zum siebten Mal auf dem Programm steht, mit Dmitri Schostakowitschs Klavierquintett (zum neunten Mal) und dem Oktett des rumänischen Spätromantikers George Enescu (zum siebten Mal).

Frank Dodge, Cellist und Gründer der Berliner „Spectrum Concerts“
Frank Dodge, Cellist und Gründer der Berliner „Spectrum Concerts“

© Adil Razali

Erstmals dagegen wird im Mai Musik des 1888 geborenen Schweizer Komponisten Ernest Bloch zu hören sein. Der dritte Abend kombiniert im Juni Stücke von Schumann, Paul Hindemith und Brahms, beim vierten kann das Publikum Musik von Bartok, Ernst Toch und Dvorak hören – sowie einen jungen chinesisch-kanadischen Geiger kennenlernen, Kerson Leong, von dessen herausragendem Spiel Frank Dodge begeistert ist. Lejong wird gemeinsam mit langjährigen Mitgliedern der Spectrum-Musikerfamilie wie Hartmut Rohde (Viola) und Torleif Thedeen (Cello) auftreten.

Beide gehören zu den international tätigen Solisten, die Frank Dodges durch alle finanziellen Krisen und bewegten Zeitläufte aufrechterhaltene Konzertreihe als eine künstlerische Heimat ansehen. Weil ihr Gründer traditionelle Werte hochhält, die im globalen Klassikbusiness immer seltener gelebt werden. Hier kann sich noch die beglückende Verbindung von Leidenschaft und Perfektion ereignen. Oder um es mit den Worten von Hartmut Rohde zu sagen: „Spectrum Concerts Berlin ist eine Oase inmitten des Konzertlebens.“

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