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The Fairest -  „Open Your Eyes Again“, Zuzanna Czebatul, The Hatch I, 2018

© Zuzanna Czebatul and Futura, Prague

Die faire Kunstmesse : The Fairest im Kühlhaus Berlin

Zur Berliner Art Week hat ein Messekonzept Premiere, welches als eine Art Gruppenausstellung daherkommt und seine Künstler:innen fair behandeln will.

In der Luckenwalder Straße in Kreuzberg, unweit des Technikmuseums, steht ein mit einem Baugerüst verhangenes Backsteingebäude, welches den Anschein erwecken möchte, kein Haus zu sein. „THIS IS NOT A HOUSE“ steht auf einem großen Schild, welches über einem knallroten, zweitürigen Eingangsbereich angebracht ist. Hinter dem Baugerüst, dem Schild und dem knallroten Portal, befindet sich das Kühlhaus Berlin. „Ein Ort für zeitgenössische Kunst, Musik und Kultur“, wie die hauseigene Website proklamiert.

Dieser Tage, im Rahmen der Art Week, gastieren hier gleich drei Ausstellungskonzepte: Das „Art’Us Collectors’ Collective“, eine Initiative von vier Sammlern und Sammlerinnen aus Berlin, München, Stuttgart und Düsseldorf, zeigt eine Ausstellung mit dem Titel „Als wäre alles wie immer“ und möchte Kunst im Privatbesitz der Öffentlichkeit zugänglich machen. Des Weiteren eine Gruppenausstellung unter der Überschrift „Transgression“, kuratiert von Lukas Feireiss. „Nonkonforme Zugänge zu Kunst und Stadt“ beschreibt der verlängerte Titel und fasst zusammen, um was es gehen soll.

Das spannendste Konzept ist wahrscheinlich aber ein Kunstmessen-Format, das sich „The Fairest“ nennt und den Namen zum Programm macht: Unter dem Titel „Open Your Eyes Again“ wurden rund 60 Künstler:innen von den Organisatorinnen und Kuratorinnen Eleonora Sutter und Georgina Pope ausgewählt und ausgestellt. Die meisten der jungen Künstler:innen werden nicht durch Galerien repräsentiert, sind also unabhängig hier vertreten - was auch bedeutet, dass sie im Fall eines Verkaufs 60 Prozent des Betrags für sich behalten können.

Die „The Faires“ Gründerinnen Georgie Pope (vorne) and Eleonora Sutter (hinten).

© Lukas Staedler

Das „Fair“ in The Fairest, bezieht sich jedoch nicht nur auf die Gewinnverteilung, sondern auch auf ein Wertesystem, welches Pope und Sutter antreibt. Sie wollen jungen Künstler:innen eine Plattform bieten, sie unterstützen und fördern, unabhängig von etablierten Institutionen und einem hierarchisch strukturierten Kunstmarkt. Das soll auch die Präsentationsform unterstreichen, die als gut kuratierte Gruppenausstellung daherkommt. „Klassische Messen mit ihren Messeboxen lassen Kunst zum Produkt verkommen“, sagt Georgina Pope, durch den Verzicht auf diese Boxen könnte der Fokus wieder mehr auf die Kunst und ihre Inhalte gelenkt werden. Das Konzept ist nicht neu, aber immer wieder gut. Fünf kleinere Ausstellungen, sogenannte „Teaser“, die über das vergangene Jahr in Berlin, Venedig und Bad Gastein organisiert wurden, sollten einen Vorgeschmack auf diesen Anspruch geben.

Die Idee der Verkaufsausstellung geht auch auf der „Messe“ auf, in der vierten beziehungsweise fünften Etage des Kühlhauses, finden Besucher:innen thematisch aufeinander bezogene Werke. Malerei, Installation, Skulptur und Fotografie, das Medium ist zweitrangig. Im Vordergrund stehen Themen, etwa morbide Urbanität, Polizeigewalt, Popkultur oder die Vor- und Nachteile der Digitalisierung. Im Hintergrund wummern Bässe einer Soundinstallation und über die Art Week verteilt sind immer wieder Performances angekündigt.

Die eigentliche Idee, Kunst auch verkaufen zu wollen, wirkt hier eher zweitranging, wer nicht weiß, dass es sich um eine Messe handelt würde wohl kaum auf die Idee kommen, hier etwas erstehen zu wollen, auch wenn nicht wenige der ausgestellten Positionen gut verkäuflich daherkommen. Die Werke mit Preisen zu versehen, darauf wurde klassischerweise verzichtet, auch wenn viele jüngere Galerien das inzwischen tun. „Wir wollen so eine Hierarchisierung vermeiden“ sagt Pope, einige Künstler:innen seien Quereinsteiger. Alle Werke sollen gleichwertig betrachtet werden können. Immerhin, die Preisspanne der ausgestellten Werke reicht von unter tausend bis 40000 Euro.

Die Ausstellung beziehungsweise Messe ist noch bis zum 18. September, täglich von 12 bis 18 Uhr zu sehen. Vertretene Künstler:innen sind etwa Christophe de Rohan Chabot, Constantin Hartenstein, Miriam Kongstad oder Sally von Rosen.

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