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Geschäftsführerin Mariette Rissenbeek (L) and der Künstlerische Direktor Carlo Chatrian.

© AFP/TOBIAS SCHWARZ

Die Berlinale stellt ihr Programm vor: Trotta, Petzold und andere: Fünf deutsche Filme im Wettbewerb

Berlinale-Chef Carlo Chatrian präsentierte in Berlin das Hauptprogramm des Wettbewerbs. Viele Melodramen, viel Politisches – und zahlreiche Bären-Anwärter aus Deutschland.

Fünf deutsche Filme nehmen am Wettbewerb der 73. Berlinale (16. -26. Februar) teil, eine rekordverdächtige Anzahl. Dies gab der Künstlerische Leiter des Festivals, Carlo Chatrian, am Montag in Berlin bekannt.

Ins Bären-Rennen gehen Margarethe von Trottas „Ingeborg Bachmann - Reise in die Wüste“ mit Vicky Krieps in der Hauptrolle, Christian Petzolds Beziehungsdrama „Roter Himmel“ mit Paula Beer, Emily Atefs Roman-Adaption „Irgendwann werden wir uns alles erzählen“ über eine Teenager-Liebe, Christoph Hochhäuslers Noir-Krimi „Bis ans Ende der Nacht“ und „Music“ von Angela Schanelec, eine von Griechenland nach Berlin führende, lose auf dem Ödipus-Mythos basierende Story.

Zu den 18 Wettbewerbsbeiträgen zählen fiktive und dokumentarische Produktionen, die Diversität der Genres und Formen sei hoch, so Chatrian. Dabei sind unter anderem Philippe Garrels Familien- und Liebesdrama „Le grand chariot“, mit Sohn Lou Garrel in einer der Hauptrollen, John Trengoves „Manodrome“ mit Jesse Eisenberg, Odessa Young und Adrien Brody sowie „Sur l’Adamant“ von Nicolas Philibert über ein Projekt mit geistig Behinderten. Es ist die erste Wettbewerbsteilnahme des großen französischen Dokumentarfilmers auf einem der internationalen Festivals.

Viele Familiengeschichten, etliche Melodramen: Der Wettbewerb startet mit „20.000 Species of Bees“ der jungen Spanierin Estibaliz Urresola Solaguren und endet mit Lila Aylés „Totem“ aus Mexiko, ebenfalls eine Familienstory. Aus China kommt Zhang Lus bittersüßes Melodram „The Shadowless Towers“, aus Kanada Matt Johnsons komödiantischer „BlackBerry“, aus Belarus „Disco Boy“ mit Franz Rogowski. Die Bären-Auswahl schließt auch einen Animationsfilm mit ein, „Suzume“ von Makoto Shinkai, der in Japan bereits im November gestartet ist.

Der Berlinale-Anstecker, diesmal in den Farben der ukrainischen Flagge.

© / Reuters/Fabrizio Bensch

„Die Realität ist zurück, dennoch: Kino ist anders, ist mehr“, sagte Chatrian. Wenn die Realität zu stark werde, „brauchen wir die Poesie“. Geschäftsführerin Mariette Rissenbeek betonte bei der Programm-Pressekonferenz, dass das Festival nun „wieder voll dabei“ sei und die Kinos voll besetzt werden könnten, nachdem die Anzahl der Plätze 2022 pandemiebedingt reduziert war.

Ein besonderes Augenmerk legt die Berlinale auf Filme und die Lage in der Ukraine und im Iran, also auf Russlands Invasionskrieg und den iranischen Kampf um Frauenrechte. Carlo Chatrian kündigte als Berlinale Special Gala den Dokumentarfilm „Superpower“ über den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj an, von Sean Penn und Aaron Kaufman. Das Berlinale-Anstecker-Bärchen ist diesmal in den Farben der ukrainischen Nationalflagge designt. Es wird auch ein Angebot für Geflüchtete geben.

Margarethe von Trottas Ingeborg-Bachmann-Film läuft im Wettbewerb, weniger ein Biopic als eine Art Monolog, so Carlo Chatrian.

© / dpa/Karl-Josef Hildenbrand

Diversität und Nachhaltigkeit, der Klimawandel und die Krisenherde der Welt sind weiterhin wichtige Anliegen und Themen des Festivals. So wird es laut Rissenbeek wieder einen roten Teppich aus recyceltem Material geben, auch soll bei den Berlinale-Empfängen ausschließlich vegetarisches Essen ohne Milchprodukte angeboten werden.

Carlo Chatrian gab außerdem die 16 Titel des zweiten Wettbewerbs Encounters bekannt. Dazu zählen „Im toten Winkel“ der deutsch-kurdischen Regisseurin Ayse Polat, ein neuer Film des koreanischen Berlinale-Stammgasts Hong Sangsoo, „My Worst Enemy“ von Mehran Tamadon aus dem Iran, „The Klezmer Project“, ein Roadmovie auf den Spuren einer großen Musiktradition, und der Science-Fiction-Film „White Plastic Sky“ über eine Zukunft ohne Pflanzen.

Zu den Dokumentarfilmen über aktuelle Sujets zählen „Le mura di Bergamo“ über die norditalienische Stadt als Epizentrum der Corona-Pandemie 2020 und die Ukrainekriegs-Doku „Eastern Front“.

Sechs der 16 Encounters-Beiträge stammen von Regisseurinnen, ebenso viele Frauen nehmen an der Bären-Auswahl teil. Alleine acht der Bären-Kandidaten sind nicht zum ersten Mal im Wettbewerb vertreten. Das detaillierte Programm mit Vorführzeiten und Spielstätten wird am 7. Februar veröffentlicht, die Namen der Jury-Mitglieder sollen am 1. Februar bekannt gegeben werden. Wie bereits annonciert, wird die Jury von der US-Schauspielerin Kristen Stewart geleitet, den Ehrenbär erhält Steven Spielberg, und zur Eröffnung läuft Rebecca Millers romantische Komödie „She Came to Me“.

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