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Rainer Kussmaul (l.) mit den Berliner Barock Solisten.

© Berliner Barock Solisten

Zum Tod von Rainer Kussmaul: Der Neugierige

Fünf Jahre war Rainer Kussmaul Konzertmeister bei den Berliner Philharmonikern, seine Schüler: unter anderem Thomas Hengelbrock und Daishin Kashimoto. Jetzt ist er mit 70 Jahren gestorben.

„Wer Musik gern auch sehend erlebt, der entdeckt, wie der neue Konzertmeister immer wieder in das Orchester hineinhorcht, um in den Besitz von dessen Klang zu kommen“, schreibt Sybill Mahlke im September 1993 im Tagesspiegel über Rainer Kussmaul. Es sind spannende Zeiten in Berlin, als der 1946 in der Nähe von Heidelberg geborene Geiger zu den Berliner Philharmonikern stößt. Unter Claudio Abbado herrscht ein völlig neuer, freierer Geist als zu Karajans Zeiten, zudem beginnt das Ensemble, sich spürbar zu verjüngen. Der ideale Zeitpunkt also für einen wissbegierigen, reflektierten Künstler wie Rainer Kussmaul, Teil dieser Gemeinschaft von Individuen zu werden.

Auf die Frage, was ihn an der Position des Konzertmeisters gereizt habe, antwortet er lapidar: „Ich habe doch schon alles gemacht.“ Nach dem Studium in Stuttgart etwa eine beachtliche Solistenlaufbahn. 1968 gründete Kussmaul ein Klaviertrio, ab 1977 wirkte er als Professor in Freiburg. Und wurde dort stilbildend für eine ganze Generation, weil er sich mit Pioniergeist auch für die Ideen der historischen Aufführungspraxis interessierte. Thomas Hengelbrock, heute Chefdirigent beim NDR Elbphilharmonie Orchester, hat bei ihm gelernt, ebenso Daishin Kashimoto, seit 2009 selber philharmonischer Konzertmeister in Berlin. Und aus dem Kreis seiner Schüler entstand außerdem das Freiburger Barockorchester.

Nur fünf Jahre blieb Kussmaul bei den Philharmonikern, nahm 1998 wieder seine Lehrtätigkeit auf. Den Berliner Barock Solisten, die er 1995 gegründet hatte, blieb er als künstlerischer Leiter aber auch danach noch verbunden. Im Alter von 70 Jahren ist Rainer Kussmaul jetzt nach schwerer Krankheit in Freiburg gestorben. „Wir werden ihn als großartigen Musiker und als geistreichen, humorvollen Kollegen in Erinnerung behalten“, sagte Philharmoniker-Orchestervorstand Ulrich Knörzer. „Er beeindruckte uns nicht nur durch seinen zugleich warmen und klaren Ton, sondern auch durch seine unerschöpfliche Neugier.“

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