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Georg Nigl (links) und Vladimir Jurowski beim Musikfest.

© Peter Meisel

Das RSB beim Musikfest: Das Geheimnis Strawinsky

Das Rundfunk-Sinfonieorchester spielt zur Eröffnung seiner Saison beim Musikfest Werke Igor Strawinskys in der Philharmonie.

Strawinsky folgt den Spuren Bachs, Strawinsky folgt den Spuren Schönbergs: Das Rundfunk-Sinfonieorchester spielt zur Eröffnung seiner Saison beim Musikfest Werke Igor Strawinskys, die im klassischen Repertoire selten zu hören sind. Und da sich das Orchester unter seinem Chef Vladimir Jurowski in idealer Form präsentiert, wird der Abend in der Philharmonie zu einem aparten, umjubelten Fest.

Es beginnt mit den „Symphonies d’instruments à vent“ (1920). Die Musikerinnnen und Musiker machen das Bläserstück in seiner linearen Komplexität zu einem wunderbaren Auftakt. An Bach anklingend zeigt sich auch das Konzert für Klavier und Blasinstrumente, das Strawinsky selbst bei der Uraufführung 1924 in Paris und folgend weltweit als Solist gespielt hat.

Georg Nigl singt mit vorbildlicher stimmlicher Präsenz

Scheint sich die Musik aus verschiedenen Themen Bachs zusammenzusetzen, so ist sie doch wechselnd trocken, poetisch und wild von einer Stilkopie weit entfernt. Tamara Stefanovich ist die phänomenale Solistin des Konzerts.

Strawinsky, der Neoklassizist dieser Werke, kommt vier Jahrzehnte später bei Schönberg an, dem Gegenpol seiner vom „Sacre“ dominierten russischen Epoche. Die Geistliche Ballade „Abraham und Isaak“, die er dem Volk des Staates Israel widmet, basiert auf einer Zwölftonreihe.

Die biblische Geschichte um das Opfer Abrahams wird von einem Bariton auf Hebräisch gesungen, der Komponist besteht auf der Originalsprache, nach deren Tönung er das Solo geformt hat. Die Europäische Erstaufführung fand in Anwesenheit des Komponisten 1964 bei den Berliner Festwochen mit Dietrich Fischer-Dieskau statt. Nun singt Georg Nigl den Part, vorbildlich in interpretatorischer wie stimmlicher Präsenz.

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Dem Dirigenten Vladimir Jurowski ist es gegeben, seine Begeisterung für eine Musik auf das Orchester zu übertragen. Bei den „Variationen: Aldous Huxley in Memoriam“, Strawinskys letztem großen Orchesterwerk, moderiert er mit warmen Worten eine Wiederholung des Fünf- Minuten-Stücks an. Es wird eine Analyse daraus, die Fragezeichen nicht scheut, aber vor allem den „geheimnisvollen Künstler“ feiert, „den wir lieben und verehren“. Angelehnt an verschiedene Stile verbinden sich die vier Werke dadurch, dass sie mit jeder Note eindeutig Strawinsky sind.

In mitreißender Interpretation erklingt zum Schluss Hindemiths Sinfonie „Mathis der Maler“, polyphones Denken von anderer Art.

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