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Generation Z im Geistermobil. Trevor (Finn Wolfhard), Phoebe (Mckenna Grace) und „Podcast“ (Logan Kim) jagen den Dämonengott Gozer.

© Sony

„Ghostbusters: Legacy“ im Kino: Das Merchandise sieht immer noch cool aus

Anrufung höherer Mächte: „Ghostbusters: Legacy“ ist hemmungslose Achtziger-Nostalgie für die Generation Z. Jetzt auch mit dem „Sexiest Man Alive“ Paul Rudd.

Von Andreas Busche

Das Anforderungsprofil eines Geisterjägers hat sich seit den achtziger Jahren stark verändert. Spätestens seit Paul Feigs „Ghostbusters“–Reboot um Kristen Wiig und Leslie Jones von 2016 gibt es auch Geisterjägerinnen, obwohl die Fanboys mit dieser Neuerung alles andere als einverstanden waren. Für das Original-Quartett mit Bill Murray, Dan Aykroyd, Harold Ramis und Ernie Hudson reichte noch eine Kombination aus albern und nerdig; sexy gehörte 1984 definitiv nicht dazu. Ist es also als Zeichen unserer Ära der Selbstoptimierung zu verstehen, das sich zum nächsten Reboot nun der, laut „People Magazine“, frisch gekürte „Sexiest Man Alive“ unter die Ghostbusters mischt?

Paul Rudd ist zugegeben eine eher ungewöhnliche Entscheidung für die Nachfolge von Matthew McConaughey, David Beckham und Idris Elba. Sein Rollenprofil beschränkte sich – den Superhelden Ant-Man eingeschlossen – bislang auf Kindmänner im Zustand ewiger Adoleszenz, Typ Highschool-Lehrer mit Clip-Krawatte. Als Geisterjäger ist er allerdings ein Glücksgriff, kaum ein Comedian verkörpert diese Mischung aus albern und nerdig (und offensichtlich auch sexy) hemmungsloser. Dass er in Jason Reitmans treffend betiteltem „Ghostbusters: Legacy“ tatsächlich einen Lehrer (und studierten Seismologen) spielt, ist insofern folgerichtig.

„Ghostbusters“ war schon immer ein Fixpunkt der Achtziger-Jahre-Nostalgie. Der Film wurde in der Wahrnehmung sogar noch größer, je weiter man sich von dieser Kindheitserinnerung entfernte. Er war neben „Star Wars“ zweifellos auch der Blockbuster mit der originellsten Ikonografie – und damit auch dem besten Merchandise: der zum Geistermobil umgebaute Krankenwagen, die Overalls, die Protonenstrahler.

Nicht zu vergessen den gleichnamigen Hit von Ray Parker Junior, nebenbei auch der Einzige aus dem Original, der in „Ghostbusters: Legacy“ kein Cameo bekommt. (Sein Song ist dagegen omnipräsent.) Selbst der 2014 verstorbene Harold Ramis hat einen rührigen Auftritt als digitale Geistererscheinung seines dreißig Jahre jüngeren Selbst, eine Mischung aus Hommage und Leichenfledderei.

Die Heldentaten sind nur noch VHS-Erinnerungen

Das trifft irgendwie auf den gesamten Film zu, mit dem Jason Reitman auch seinem Vater Ivan, dem Regisseur des Originals, ein kleines Denkmal setzt. „Ghostbusters: Legacy“ bedient die anhaltende Achtziger-Retromanie Hollywoods und nimmt durch die Besetzung von „Stranger Things“-Star Finn Wolfhard selbst diese Entwicklung noch ironisch auf. Reitman hat gewissermaßen einen „Ghostbusters“ für die Generation Z gedreht. Die Heldentaten der Geisterjäger, die das Prä-9/11-New York mit Hilfe eines gigantischen Marshmallow Man einst in Schutt und Asche legten, kursieren in schlierigen VHS-Aufnahmen als urbane Legende im Internet.

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Trevor (Wolfhard) und seine jüngere Schwester Phoebe (Mckenna Grace) sind gezwungen, mit der alleinerziehenden Mutter Callie (Carrie Coon) in die Einöde von Oklahoma zu ziehen, wo sie die heruntergekommene Farm ihres kürzlich verstorbenen (und emotional entfremdeten) Vaters geerbt hat. Dass sich Callies Vater als Geisterjäger Egon Spengler, im Original die Ramis-Figur, entpuppt, ist ein Twist, der sich umständlich lange andeutet, bevor auch die Kinder hinter das Geheimnis ihres Großvaters kommen.

Spätestens, als sich am Himmel über Oklahoma bedrohliche metrologische Phänomene zusammenbrauen und unerklärliche Erdbeben die Prärie erschüttern. Phoebe und der Verschwörungstheorie-Fan „Podcast“ (Logan Kim) untersuchen mit ihrem Lehrer die Naturereignisse, während Trevor mit dem in der Scheune vor sich hinstaubenden Geistermobil Spritztouren unternimmt, um Lucky (Celeste O’Connor) zu beeindrucken.

Als Bausatz eines Pop-Meilensteins besitzt „Ghostbusters: Legacy“ mehr Charme, als das Kalkül hinter so einem Franchise vermuten lässt. Nicht zuletzt weil die Chemie zwischen dem Sunnyboy Rudd und der umwerfend trockenen Mckenna Grace stimmt – die mit Carrie Coon (Achtung Spoiler!) sowieso. Dass im ländlichen Oklahoma das Handysignal nur schwach ist, gehört zu den netten Details, die neben den altmodischen Effekten zum Retro-Charme beitragen. Auch der grüne Slimer und der Marshmallow Man kehren zurück, letzterer in Form knuffiger kleiner Schaumgummi-Gremlins. Es steht zu befürchten, dass Hollywood seine Erfolgsformeln noch eine Weile melken wird, die Nostalgieschleifen drehen sich in immer kürzeren Abständen. „Ghostbusters: Legacy“ kann einen Kritiker ganz schön alt aussehen lassen. (In 18 Berliner Kinos)

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