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Auf dem Dach des Berliner Humboldt Forums stehen seit Dienstag, 19.03.2024, weitere Balustradenskulpturen.

© imago/epd/imago/Christian Ditsch

Das Humboldt Forum und seine Spender: Kritiker fordern Fachkommission zur Klärung der Spendenpraxis

Die Forderung von Architekt Philipp Oswalt und anderen, die anonymen Spender zu überprüfen, richtet sich auch an Kulturstaatsministerin Claudia Roth.

Der Architekt und Architekturhistoriker Philipp Oswalt, Kritiker des Wiederaufbaus des Berliner Schlosses, fordert gemeinsam mit anderen Kulturwissenschaftlern von den politisch Verantwortlichen und vor allem von Kulturstaatsministerin Claudia Roth die Einsetzung einer unabhängigen Fachkommission zur Überprüfung der Spendenpraxis beim Humboldt Forum.

Diese Kommission, so heißt es in einer Pressemitteilung, solle prüfen, ob zu den Spendern für den Fassadenschmuck des Schlosses Personen „mit rechtsradikalen, antidemokratischen, geschichtsrevisionistischen, rassistischen oder antisemitischen Haltungen“ gehören. Das Schloss mit dem Humboldtforum sei „als wichtigster architektonischer Identitätskern der Berliner Republik“ zu bedeutend, „als dass auch nur der geringste Zweifel an der Provenienz der Gelder bestehen bleiben dürfte“.

Für die Überprüfung der anonymen Spender, die auch dem Bund und der Stiftung Humboldt Forum nicht namentlich bekannt sind, seien ergänzend unabhängige Expertinnen und Experten zu beauftragen. Diese sollen Vertraulichkeit wahren und einen Bericht ohne namentliche Nennung der Spender für die 25 anonym gespendeten Millionen Förder-Euro verfassen.

Spendenbeträge aus nicht korrekten Quellen

Weiter heißt es in dem Forderungskatalog, alle Spendenbeträge aus nicht korrekten Quellen sollten gemeinnützigen antirassistischen Initiativen zugutekommen. Ebenso sollten „die durch solche Spenden ganz oder teilweise finanzierten Bauteile“ geschwärzt oder anderweitig kenntlich gemacht werden. Zudem solle die Stiftung Humboldt Forum die Zusammenarbeit mit dem Förderverein Berliner Schloss beenden, die die Spenden für den Fassadenschmuck zusammengetragen hatte.

Die Kritiker, zu denen der Historiker und Afrikaexperte Jürgen Zimmerer sowie der Schriftsteller Max Czollek gehören, sprechen sich außerdem für die „Ausschreibung eines künstlerischen Wettbewerbs“ aus, mit dem Ziel, „die preußenverklärende äußere Erscheinung des Gebäudes zu brechen“.

Anfang März waren an der Kuppel-Balustrade die Skulpturen von acht biblischen Propheten installiert worden. Oswalt hatte bei dieser Gelegenheit die für rechte Positionen frühere Politikerin und Junge-Freiheit-Autorin Vera Lengsfeld als Spenderin der Daniel-Skulptur genannt. Auch wiederholte er seinen Vorwurf, durch die Spenden hätte Einfluss auf die Gestaltung der Fassade genommen werden können.

Hartmut Dorgerloh, Generalintendant des Humboldt Forums, hatte die Vorwürfe im März zurückgewiesen. In einem Statement räumte die Stiftung zwar ein, dass einzelne Spenden aus einem „problematischen nationalkonservativen und teils sogar antidemokratischen Umfeld stammen können“.

Gleichzeitig betonte sie, dass kein Spender und keine Spenderin Einfluss auf die Architektur oder die Herstellung einzelner Bauteile nehmen konnte. Die Spende von Vera Lengsfeld hätte, „bildlich gesprochen“ nicht einmal genügt, um den „rechten kleinen Fingernagel des Propheten Daniel“ zu finanzieren.

Auch wies die Stiftung darauf hin, dass nach einer Änderung der Richtlinien seit November 2022 die Annahme anonymer Spenden ausgeschlossen ist. (Tsp)

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