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Marvin Lee Aday alias Meat Loaf (1947-2022).

© Bobby Yip/REUTERS

US-Sänger Meat Loaf gestorben: Das Biest aus der Hölle

Bombastische Rockopern waren die Spezialität von Meat Loaf. Jetzt ist der US-amerikanische Sänger mit 74 Jahren gestorben. Ein Nachruf.

Motorräder, immer wieder Motorräder. Auf Plattenhüllen, in Videos und Songtexten. Meat Loaf hat das Rock’n’Roll-Klischee der schnellen Maschinen so stark strapaziert wie kaum ein anderer Sänger. Schon „Bat Out Of Hell“ sein erster großer Hit vom gleichnamigen Album aus dem Jahr 1977 beschreibt eine durch die Nacht preschende Maschine, die irgendwann brennend auf dem Asphalt liegt. Der verletzte Fahrer hört schon die Glocken läuten. Doch dann sieht er, dass sein Herz seinen Körper verlässt und davonfliegt. Wie eine Fledermaus aus der Hölle ist es einfach nicht totzukriegen.

Der zehnminütige Parforce-Ritt von „Bat Out Of Hell“ ist so überkandidelt, dass er fast schon lächerlich wirkt, aber eben nur fast. Denn alle Beteiligten nehmen diese Rock-Oper so ernst, werfen sich mit so viel Leidenschaft in jede Note, dass am Ende ein kleines Camp-Meisterwerk entsteht. Geschrieben hat den Song der Pianist und Musical-Komponist Jim Steinman. Meat Loaf hatte Anfang der Siebziger bei zwei seiner Stücke mitgewirkt.

Ein Duett mit Cher brachte einen kleinen Hit

Zusammen mit dem Produzenten Todd Rundgren und zwei Mitgliedern von Bruce Springsteen E Street Band nahmen sie – mitten in der Disco-Hochphase – das epische Fledermaus-Album auf. Nach einem zögerlichen Verkaufsstart hob es in den USA und Großbritannien schließlich ab, verkaufte weltweit 30 Millionen Exemplare und machte den Mann, der eigentlich Marvin Lee Aday hieß, zu einem Superstar.

Der plötzliche Erfolg überforderte den 1947 in Dallas geborenen Sänger völlig. Er trank zu viel, ging bankrott und verlor fast eine Stimme, die vier Oktaven umfasste. Doch er berappelte sich und brachte 1981 „Dead Ringer“ heraus, wieder mit Songs von Jim Steinman, der allerdings nicht an der Produktion der Platte beteiligt war, genauso wenig wie Todd Rundgren.

Meat Loaf versuchte, an den opulenten Rocksound des Vorgängers anzuknüpfen, doch lediglich das Cher-Duett „Dead Ringer For Love“ wurde zu einem kleinen Hit. Das Video zu dem Stück zeigte die beiden – jeweils umringt von einer Frauen- beziehungsweise einer Männergruppe – bei einem Gesangsduell in einer Kneipe. Am Ende gehen sie Arm in Arm aus der Bar.

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Der dicke Junge – sein Spitzname aus der Schulzeit bedeutet Hackbraten – kriegt die sexy Frau. Mit diesem klassischen „Die Schöne und das Biest“-Motiv hat Meat Loaf auch beim Video zum Hit „I Would Do Anything For Love (But I Won’t Do That)“ noch einmal gespielt, in dem er eine deformierte Kreatur mit langen Fingernägeln spielte.

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Den Song hatte Jim Steinman geschrieben, der sich nach persönlichen und juristischen Zerwürfnissen Anfang der neunziger Jahre mit Meat Loaf versöhnt hatte. Auf „Bat Out Of Hell II: Back Into Hell“ (1993) wärmten sie ihre alte Bombastformel noch einmal auf und hatten Erfolg – vor allem Dank der ersten Single „I Would Do Anything For Love“, die ihnen unter anderem einen Grammy einbrachte.

Anschließend trennten sich die Wege der beiden wieder. Die dritte „Bat Out Of Hell“-Platte enthielt 2006 zwar einige Songs von Steinman, aber er wirkte nicht mit. Zehn Jahre später bei Meat Loafs 13. und letzter Platte „Braver Than We Are“ feierten die beiden erneut Wiedervereinigung, überzeugten diesmal aber kaum. Auf dem gezeichneten Cover sind sie von hinten darstellt. Vier Monster auf Motorrädern rasen auf sie zu.

Meat Loaf, der auch in über 60 Filmen wie „Rocky Horror Picture Show“ oder „Fight Club“ mitgewirkt hat, ist übrigens selbst nie Motorrad gefahren. Er besaß allerdings eine Maschine, die er manchmal vor seine Garage schob, um stundenlang darauf zu sitzen. Er fühlte sich dann wie ein Vogel, sagte er. Jetzt ist Meat Loaf mit seinem Feuerstuhl in die Hölle eingefahren. Er starb im Alter von 74 Jahren.

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