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Cover der jüngsten Ausgabe von "Charlie Hebdo": Der Prophet hält ein "Je suis Charlie"-Schild, darüber steht auf Französisch: "Alles ist vergeben".

© EPA/JIM LO SCALZO

Erste "Charlie Hebdo"-Ausgabe nach dem Anschlag: Das Attentat und der Redaktionshund

Die historische Ausgabe der Satirezeitschrift "Charlie Hebdo" findet riesigen Absatz. Darin findet sich auch ein tierischer Blick auf das Attentat.

Der Text „À pas de chien“ (Auf Hundepfoten) steht auf Seite 5 der neuen „Charlie“-Ausgabe. Darin erinnert sich die Gerichtsreporterin und Mitarbeiterin Sigolène Vinson, die das Attentat überlebte, an die letzte Konferenz.

„Tapstapstaps… Bei Charlie haben wir einen Hund, einen roten Cockerspaniel, der Lila heißt… Na schön, eigentlich gehört er nicht uns allen, sondern Éric. Aus der Belegschaft war Cabu sein Liebling. An diesem Mittwoch, 7. Januar, begrüßt er ihn wie immer stürmisch. Auf dem Redaktionstisch liegen bretonische Kekse, die Coco mitgebracht hat, und ein Marmorkuchen, den ich gekauft habe, um Luz’ Geburtstag zu feiern. Klar, Cabu wird dem Hund sein Stück geben.

Tapstapstaps… Bei Charlie haben wir einen Hund, einen roten Cockerspaniel, der das Parkett zerkratzt. Riss und Charb machen sich manchmal über ihn lustig, bis Luce ihm zur Hilfe eilt und seinen Kopf streichelt. Honoré bevorzugt Katzen, Tignous mag lieber Kinder, Wolinski hat eine Schwäche für Catherine und Zineb.

Tapstapstaps… Bei Charlie haben wir einen Hund, einen roten Cockerspaniel, der an unseren Debatten teilnimmt. „Für oder gegen Louis de Funès?“ Jean-Baptiste ist eher dafür. Phillipe überraschend auch. Fabrice ist es egal, Hauptsache, die Welt dreht sich. Laurent muss erst Nachforschungen anstellen, bevor er antworten kann. Antonio tut gut daran, dagegen zu sein. Gérard vermittelt. Pelloux sagt: „Ich habe seine Nummer“ (von de Funès).

Tapstapstaps… Bei Charlie haben wir einen Hund, einen roten Cockerspaniel, der durch das Büro von Mustapha hin- und herrennt. Bernard hört ihn nicht, er amüsiert sich über Elsa, die mit großen Gesten über Lacan doziert.

Bei Charlie haben wir einen Hund, einen roten Cocker- spaniel, der nicht versteht, warum am Mittwoch so viele Leute da sind. Den Rest der Woche leisten ihm nur Angélique, Simon und Cécile Gesellschaft. Am Montag trifft er mit ein bisschen Glück Martine.

Pengpengpeng… Und dann Totenstille. Jean-Luc und ich bleiben am Boden.

Plötzlich: Tapstapstaps! Bei Charlie haben wir einen Hund, einen roten Cockerspaniel, der uns signalisiert, dass die Luft rein ist und wir aufstehen können. Sie sind weg. Lila wurde verschont. Vielleicht, weil sie ein Weibchen ist.“

Aus dem Französischen von Mattes Lammert

Mattes Lammert

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