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© Illustration: Alex Ross

Polit-Comics: Zeit für Helden

Schon vor seiner Amtseinführung ist US-Präsident Barack Obama zum Comic-Star geworden. Von Spider-Man bis Savage Dragon huldigt ihm die Szene - aber es gibt auch Obama-skeptische Comics.

Ist es ein Vogel? Ein Flugzeug? Nein, es ist der 44. Präsident der USA. Noch bevor Barack Obama als politischer Führer der Vereinigten Staaten vereidigt wurde, hatte er bereits in einem anderen Bereich seinen Führungsanspruch manifestiert: Als Comic-Held. Das Tempo, mit dem er es schon jetzt als Hauptfigur in knapp ein Dutzend Comicveröffentlichungen geschafft hat, erinnert durchaus an Superhelden wie Batman oder Spider-Man, denen Obama als Kind huldigte und für die er bis heute eine Schwäche haben soll.

Bei den Obama-Comics ist es allerdings ein wenig wie bei den Sachbüchern, die in den letzten Monaten in schneller Folge über ihn erschienen sind: Ein Großteil sind oberflächliche Schnellschüsse, deren Herausgeber darauf spekulieren, mit Obama Superstar einen schnellen Dollar zu machen oder wenigstens einen Werbeeffekt für ihre Hefte zu erzielen. Allzu nachhaltige Kost sollte man nicht erwarten.

Aktueller Höhe- bzw. Tiefpunkt ist das jüngste Heft Nummer 583 aus der Marvel-Serie Amazing Spider-Man. Auf sechs Seiten erzählen Autor Zeb Wells und Todd Nauck eine offensichtlich schnell zusammengestoppelte Geschichte, die am heutigen Inaugurationstag in Washington spielt.

Barack Obama soll vereidigt werden, plötzlich taucht ein Doppelgänger auf, der das Präsidentenamt für sich beansprucht. Inmitten der Verwirrung schwingt Spider-Man herbei und bietet dem von ihm verehrten Obama seine Hilfe an („Hiya, Prez-Elect! Loved ya in the debates!“). Ein absurdes Obama-Quiz und einen Faustkampf später ist das Problem geklärt – und der Marvel-Verlag darf sich freuen, mit einem offensichtlich geringen Einsatz den wahrscheinlich größten Werbeerfolg seit Jahren verbucht zu haben. In den meisten Comicläden ist das Heft zumindest seit langem ausverkauft oder nur noch für ein Vielfaches des Preises von knapp vier Dollar erhältlich, bei Ebay liegen die Gebote dafür inzwischen im zwei- bis dreistelligen Bereich.

Einen ähnlich, aber offensichtlich weniger von vorneherein kalkulierten Werbeerfolg hatte bereits zuvor Erik Larsens „Savage Dragon“-Serie gelandet. Auf dem Cover der 137. Folge der Abenteuer des grünhäutigen Punk-Drachen tauchte der damalige Kandidat Obama strahlend auf, neben ihm der Savage Dragon, der seinen Lesern Barack als künftigen Präsident empfiehlt.

Das war offenbar so erfolgreich und verschaffte dem Verlag diverse Nachdrucke, dass Serien-Schöpfer Erik Larsen jetzt ankündigte, in der in Kürze erscheinenden Februarausgabe Nr. 145 Obama erneut auftreten zu lassen – diesmal nicht nur auf dem Cover wie in der vorigen Folge, sondern als zentraler Akteur in einer der Geschichten.

Auf der gleichen Welle versucht auch die Superhelden-Serie „Youngblood“ zu reiten. Im kommenden Heft Nummer 8 sowie in der Ausgabe danach wird Obama gleich nach seinem Amtsantritt gefährlichen Bedrohungen ausgeliefert, denen er sich mit Hilfe des Youngblood-Teams erwehren muss, wie die Herausgeber kürzlich ankündigten.

Etwas ernster zu nehmen, zumindest im Vergleich zu den oben genannten Heften, sind da zwei Veröffentlichungen, die im vergangenen Herbst erschienen und die versuchen, Obamas Leben und Karriere mit den Mitteln des Comics seriös zu vermitteln.

Chris Allens „Obama: The Comic Book“ aus dem AP-Verlag kommt dabei mit langen Textstrecken und schwarz-weißen, offensichtlich von Pressefotos inspirierten Zeichnungen optisch etwas dröge daher, schafft es aber immerhin, auf gut 20 Seiten einige der wichtigsten Stationen im Lebenslauf Obamas zu beschreiben und Schlüsselreden visuell angereichert zu zitieren.

Etwas ansprechender ist der Obama-Comic von Jeff Mariotte (Text) und Tom Morgan (Zeichnungen) aus der Reihe „Presidential Material“ des idw-Verlages aufgemacht, der ebenfalls zentrale Stationen aus Obamas Biographie beschreibt und mit einzelnen szenischen Episoden ein wenig lebendiger vermittelt als Chris Allen es vermag.

Auffallend ist, dass alle gedruckten Comics, die sich mit Obama beschäftigen, in die allgemeine Euphorie einstimmen, die die Obama-Rezeption auch in Europa prägt. Kritische Stimmen zum künftigen US-Präsidenten finden sich in Comicform nur vereinzelt, und dann zumeist in Online-Comics.

So haben die politisch links stehenden Comicschöpfer David Kish und Ray Hanania auf ihrer Website ein paar skeptische Kommentare zu Obama gezeichnet. Sie zweifeln daran, dass unter seiner Regierung nun alles anders werden wird und Muslime fortan nicht mehr diskriminiert und als Feindbild wahrgenommen werden.

Der Zeichner Brian McFadden wiederum macht sich auf seiner Comic-Website Bigfatwhale.com lustig über die teilweise völlig unrealistischen, überhöhten Erwartungen, die die Öffentlichkeit an den neuen Präsidenten hat.

Auch die Scherz-Seite FreakingNews.com spielt mit einer Superhelden-Persiflage auf Obamas Glorifizierung an und zweifelt daran, dass er den Hoffnungen seiner Anhänger gerecht werden kann. Um die vollständig zu erfüllen, wird Obama tatsächlich Superkräfte benötigen.

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