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Nostalgischer Grusel: Eine Szene aus dem Comic „Stranger Things“.

© Panini

„Stranger Things“ als Comic: Will hinter den Spiegeln

Die Netflix-Erfolgsserie „Stranger Things“ gibt es jetzt auch als Comic. Und der bietet einen interessanten Perspektivwechsel.

Ein idyllischer, amerikanischer Vorort Anfang der achtziger Jahre. Wie viele Kinder spielen Will und seine Freunde das Fantasy-Rollenspiel „Dungeons & Dragons“, bei dem sie Teil einer interaktiven Fantasy-Geschichte sind.

Aus diesem Spiel wird schnell furchteinflößender Ernst, als Will auf einmal wie vom Erdboden verschwindet. Immer mehr Dinge deuten darauf hin, dass nicht etwa ein weltliches Verbrechen, sondern eine bösartige Macht aus einer anderen Welt dafür verantwortlich ist.

So beginnt „Stranger Things“, eine der wohl wichtigsten und beliebtesten Serien des Streaming-Dienstes „Netflix“.

Das Böse ist überall. Eine Szene aus „Stranger Things“.

© Panini

Der charmante Mix aus Mystery, Horror und Retro-Familienunterhaltung in der Tradition von „E.T.“ oder den „Goonies“ konnte schnell eine gewaltige Fangemeinde versammeln und verfügt über einen beachtlichen Merchandising-Nachhall für eine Produktion ohne klassisches Hollywood-Budget.

Dank des nerdigen Themenkomplexes war es nur eine Frage der Zeit, bis „Stranger Things“ seinen Fans auch in Comic-Form nostalgische Gruselschauer über den Rücken jagen sollte. Statt nun einfach die vorliegende TV-Serie in Comicpanels zu transkribieren und so schnelles Lizenzgeld zu machen, ging man aber einen Schritt weiter.

Organisch texturierte Pracht

Während die erste Staffel der Serie fast ausschließlich aus Sicht seiner Freunde erzählt wurde, verfolgen Comic-Leser in dem ersten jetzt auf Deutsch erschienenen Sammelband (Band 1, Panini, 116 S., 15 €) dasselbe Geschehen nun aus Sicht von Will, der sich in einer bizarren Spiegelwelt, der „anderen Seite“, befindet.

Das Titelbild des besprochenen Bandes.

© Panini

Hier können sich besonders Fans der Serie auf eine neue Perspektive der lieb gewonnenen Geschichte freuen. Autorin Jody Houser durfte sich bereits mit „Star Wars: Rogue One“ an der Comic-Umsetzung einer publikumswirksamen Lizenz beweisen. Auch bei „Stranger Things“ zeigt sie einen begeisterten, gar liebevollen Umgang mit dem Basismaterial und seinen Figuren, der mit der Thematik nicht vertrauten Lesern aber etwas oberflächlich und fad vorkommen könnte.

Mit seinen routiniert gruselaffinen Zeichnungen liefert Stefano Martino einen soliden Job, verschwindet aber beinahe völlig im Schlagschatten der talentierten Koloristin Lauren Affe. Von dieser organisch texturierten Pracht können sich viele teure Mainstream-Präsentationen eine Scheibe abschneiden. Ein pfiffig-unterhaltsamer Lizenzband, der ganz offensichtlich von Fans für Fans geschaffen wurde.

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