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Fantasiegestalten: Zwei Zeichnungen aus dem Buch.

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Kunstband: Alles fließt

Vor kurzem wurde er auf dem Comicsalon für sein Lebenswerk ausgezeichnet. In seinem neuen Buch „Venedig, eingegraben in Wasser“ widmet sich Lorenzo Mattotti einer seiner zentralen Inspirationsquellen.

Lorenzo Mattotti wurde vergangene Woche beim Erlanger Comic-Salon für sein „Herausragendes Lebenswerk“ ausgezeichnet. Und wie der italienische Comickünstler retrospektiv feststellt, wurde seine Arbeit stark von Venedig beeinflusst – und nicht so sehr von anderen Städten wie Mailand, was er zunächst angenommen hatte. Und tatsächlich: Vergleicht man die ästhetischen Strukturen und Elemente des in Kürze erscheinenden Bandes „Venedig, eingegraben in Wasser“ mit seinen Comictiteln, dann fällt auf, dass prägnante Motive wiederkehren. Das macht den Bildband zu einem aufschlussreichen Schlüsselwerk zu Mattottis Universum.

Das Wasser ist ein Hauptmotiv in seinem Werk. Außerdem bettet es die Stadt Venedig ein und verleiht ihr eine eigentümliche und reizvolle Struktur. Das Leben spielt sich häufig auf oder neben dem Wasser ab. So zeigt Mattotti einige Typen der Schifffahrt. Das Wasser durchquert die Stadt, deren Bewohner bei Mattotti weitgehend unsichtbar bleiben. Aber die Werke der Venezianer sind sichtbar: sie überqueren das Wasser nicht nur auf dem Schiff, sondern auch über die Brücke, die als Motiv immer wieder kehrt.

Venezianische Fluchtlinien

Das Wasser schlängelt sich durch die Stadt, wodurch viele für Mattotti typische Biegungen grafisch emporkommen. Auch Treppen winden sich zur Brücke oder auf die Straße. Ein weiteres Charakteristikum ist die Fluchtlinie, die nicht nur in „Venedig eingegraben in Wasser“ immer wieder neue Räume eröffnet und die vom Künstler angestrebte Tiefe überhaupt ermöglicht. Das ist das Werkzeug, das Nähe und Ferne sowie unzählige Spielarten von Form und Farbe zulassen.

Mattotti spielt hier die für ihn typischen Stile durch. Sein schwarzweißer Stil ist durch Schraffuren und einer Mischung von groben und feinen Linien geprägt. Hier steht das Ornamentale im Vordergrund. Bei seinen kolorierten Illustrationen verwendet er entweder Aquarellfarben oder Kreide. Hier steht die Farbe als eigenständiges gestalterisches Stilmittel im Vordergrund. Bei den Kreidefarben dominieren pastellige Töne, die durch akzentuierte kräftige Farben ergänzt werden. Die leuchtenden Aquarellfarben deuten manches nur verschwommen an, aber gerade dies verleiht den Bildern eine metaphysische Komponente.

Die fantastische Stadt

Mattotti zeigt ein entrücktes Venedig, eines ohne Menschen. Dafür tauchen bei ihm hin und wieder fantastische Wesen auf, die aus der Welt der Fabeln entstammen könnten. Das sind weitere typische Merkmale für Mattottis Gesamtwerk. Alleinsein (einst ein Titel einer Mattotti-Ausstellung) ist ein Grundmotiv in Mattottis Werk. Das Fantastische dringt symbolisch in die Realität ein, um deren mehr oder weniger verborgene Mechanismen aufzudecken.

Grobe Linien, feine Linien: Eine Seite aus dem Buch.

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„Venedig, eingegraben in Wasser“ ist ein prachtvoller Bildband im Querformat. Einige Reflexionen des Künstlers kommentieren das Gezeigte. Im Vorwort von Claudio Piersanti „Die Stadt, die der Mond bestimmt“ wird dem Publikum eine Lesart des Bildbandes mit auf den Weg gegeben und zuletzt enthält der Band auch eine kurze Biografie. Der Licher Verlag edition noir hat ein wundervoll aufgemachtes Buch mit über 130 Abbildungen vorgelegt, das nicht nur Mattotti-Fans, sondern auch Venedig-Verehrern und Kunst-Interessenten zu empfehlen ist, die für innovative Stile offen sind.

Lorenzo Mattotti: Venedig, eingegraben in Wasser, edition noir, Hardcover, Fadenbindung, 150 Seiten, Erscheinungstermin 16. Juli, Vorbestellung u.a. hier. Mehr unter diesem Link. Und hier ist der Blog unseres Autors.

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