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Cate Blanchett nimmt an einem Gespräch der Berlinale Sektion Talents im HAU 1 teil.

© Jens Kalaene/dpa-Zentralbild/dpa

Hollywood-Star bei Berlinale: Cate Blanchett: „Hoffnung haben, ist eine der mutigsten Sachen, die man tun kann“

Cate Blanchett diskutiert im HAU mit Kunstschaffenden über Erfahrungen der Entwurzelung und ihre Rolle als Schöpferin und Co-Produzentin der Serie „Stateless“.

„Stateless“, zwei Episoden: 26.2., 21.30 Uhr (Zoo Palast 1), 1.3., 19.30 Uhr (Zoo Palast 2); „Nardjes A.“: 27.2., 14 Uhr (CinemaxX 6), 1.3., 16.15 Uhr (Cubix 7)

Nach gut der Hälfte der Veranstaltung ist es dem jungen Mann im Publikum zu viel der Harmonie. „Können wir uns Hoffnung überhaupt noch leisten?“, fragt er die Teilnehmer des sogenannten Table-Talks. Das sei doch etwas Passives, und es gehe schließlich darum zu handeln. Er ist noch nicht am Ende seiner Ausführungen, da kann Cate Blanchett nicht mehr an sich halten. „Hoffnung haben im Angesicht der Verzweiflung ist eine der aktivsten und mutigsten Sache, die man tun kann“, sagt die Schauspielerin, die sich seit 2014 für das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen engagiert.

Am späten Dienstagnachmittag geht es im HAU um die großen Themen. „Places like Home“ ist die Veranstaltung der Nachwuchsinitiative Berlinale Talents überschrieben. Vier Gäste diskutieren über Erfahrungen der Entwurzelung, darüber wie es sich anfühlt, dazuzugehören zu einem Kollektiv und zu einem Ort, den man Heimat nennen kann.

Blanchett ist die Berühmteste in der Runde. Das Publikum im vollbesetzten Saal jubelt ausgelassen, als die Australierin das Podium betritt. Sie ist diesmal nicht in erster Linie als Schauspielerin gekommen, sondern als Schöpferin und Co-Produzentin der Serie „Stateless“, die in der Sektion Berlinale Series läuft. Es geht um eine Haftanstalt für Geflüchtete in der australischen Wüste. Darum, „was es mit einer Kultur macht, wenn wir Menschen auf inhumane Weise behandeln“, wie Blanchett sagt.

Man sieht sie demonstrieren, weinen, tanzen

Ihr zur Seite am ovalen Holztisch, den Moderator und Talents-Leiter Florian Weghorn „Küchentisch“ nennt, sitzen drei weitere Gäste. Der brasilianische Regisseur Karim Aïnouz („Die Sehnsucht der Schwestern Gusmão“) zum Beispiel, der von seiner jüngsten Arbeit in Algerien berichtet. Dort, in der Hauptstadt Algier, ist seine Panorama-Doku „Nardjes A.“ entstanden. Eigentlich wollte der Sohn eines Algeriers einen anderen, persönlicheren Film drehen. Dann kamen die Massenproteste gegen Machtmissbrauch und Korruption in der Regierung dazwischen, und Aïnouz spürte: Er musste diesen Aufstand filmen. „Ich wurde sozusagen gekidnappt von den Entwicklungen“, erklärt er.

Seine Protagonistin, Nardjes Asli, fand er in einem Café. Über eine Agentur für Comedians, die sie vertritt, wurde der Regisseur auf sie aufmerksam. Asli, eine junge Frau mit kurzen schwarzen Haaren und einer rauen Stimme, sitzt mit am Tisch im HAU und berichtet von ihrem ersten Aufeinandertreffen. Sie habe gerade als Kellnerin gearbeitet und nicht gewusst, wer Aïnouz sei. „Nach anderthalb Stunden hat er zu mir gesagt: Wir machen einen Film. Möchtest du mitspielen?“ Ihre Antwort: „Klar“.

Zwei Tage später, am 8. März 2019, haben sie gedreht. 24 Stunden im Leben von Nardjes Asli. Man sieht sie demonstrieren, weinen, tanzen. Die Aktivistin sagt, sie habe ihr eigenes Bild von Algerien, von einem Land, das niemanden ausschließe. „Karim konnte diese Welt abbilden und noch erweitern.“

Teil jener Millionen, deren Geschichte nicht gehört werden

Auch Maryam Zaree, die vierte Teilnehmerin der Runde, hat den Film gesehen. Sie mochte, wie er die Kraft des Kollektivs zeige und gleichzeitig den Wert des Individuums hervorhebe. Die Schauspielerin, bekannt als Gerichtsmedizinerin aus dem Berliner „Tatort“, ist in diesem Jahr als Mitglied des Ensembles von Christian Petzolds „Undine“ auf der Berlinale. Doch am Table-Talk nimmt sie anlässlich ihres Regiedebüts „Born in Evin“ teil, das bereits 2019 im Panorama lief.

Zaree wurde 1983 in einem iranischen Gefängnis für politische Häftlinge geboren. Zwei Jahre später, nach der Entlassung ihrer Mutter, sind beide nach Deutschland geflohen. In „Born in Evin“ geht sie zurück in den Iran, auf Spurensuche. „Das Persönliche ist aber nur der Ausgangspunkt“, sagt sie. „Es ging mir eher darum, wie die Folgen von Gewaltakten von Generation zu Generation weitergereicht werden.“

Die Regisseurin, die bei der Festival-Eröffnung mit anderen Gästen eine Gedenkaktion für die Opfer von Hanau organisiert hat, versteht ihre Doku als deutschen Film. „Ich sehe mich selbst als Teil dieses Landes“, erklärt Maryam Zaree. Allerdings fühle sie sich auch als Teil jener Millionen, deren Geschichte nicht gehört werde. „Eine solche Geschichte wollte ich erzählen“, sagt sie.

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