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Spannung pur in dem Debüt von Melissa Albert.

© Dressler

Jugendbuch: Botschaft des Todes

Das düstere Geheimnis von Hazel Wood - ein spannender düsterer Roman von Melissa Wood

Gerade die Wohnung eingerichtet und einige wenige Kontakte geknüpft, packen Alice und ihre Mutter Ella schon wieder die Koffer und ziehen weiter. Alice kann sich nicht erinnern, dass es je anders war. Wenn Seltsames geschieht oder merkwürdige Personen auftauchen, wittert Ella sofort Unheil und Alice leidet an Symptomen wie Migräne.

Eines Tages wird ein Brief zugestellt, der den Tod der mysteriösen Märchenerzählerin Althea Proserpine anzeigt. Althea war die Großmutter von Alice, die sich nach ihrem Erfolg mit einem zum Kultklassiker gewordenen Band voll düsterer Märchen auf das Anwesen „Hazel Wood“ zurückgezogen hat. Alice hatte sie nie kennengelernt. Kurz nach dieser Todesnachricht verschwindet Ella. Einzig die Botschaft „Halt dich fern von Hazel Wood“ kann sie Alice noch hinterlassen. Aber um Ella wiederzufinden und sich dabei auch womöglich selber auf die Spur zu kommen, muss Alice genau dorthin – nach Hazel Wood. Außerdem hat sie jetzt keine Bleibe mehr und ist deshalb froh, dass ein Klassenkamerad aus begütertem Hause ihr Hilfe zugesagt hat. Als „Superfan“ von Althea Proserpine hat er im Gegensatz zu Alice ihre Märchen gelesen – und das ist von entscheidender Bedeutung, um das im „Hinterland“ gelegene Hazel Wood überhaupt zu finden …

„Hazel Wood – Wo alles beginnt“ hat es als Romandebüt der in Illinois geborenen Melissa Albert bereits zu einem New-York-Times-Beststeller gebracht. Und das ist auch insofern bemerkenswert, als der Roman es an Düsternis nicht nur mit Althea Proserpine, sondern auch mit Edgar Allen Poe aufnehmen kann.

Aufregend bis zur letzten Seite

Es gibt Bücher, bei denen man sich während der Lektüre wünscht, sie mögen nie aufhören – bei diesem würde man am liebsten schon nach wenigen Seiten die letzte aufschlagen, um die Lektüre hinter sich zu haben. Aber das geht nicht, denn einmal begonnen, muss man gemeinsam mit der Protagonistin (nicht nur) durch einen dunklen Wald, in der immer kleiner werdenden Hoffnung, endlich wieder herauszukommen. Auch wenn Alice schon als Kind zur Therapie gehen sollte, kommt man hier mit Psychologie nicht weiter. Denn wiewohl die Geschichte in der Gegenwart spielt und Smartphones selbstverständlich sind, folgt die Story den Merkmalen und Gesetzen eines fantastischen Märchens – und zwar vor einer Bearbeitung etwa durch die Brüder Grimm.

Dieses Märchen handelt von Geschichten, denen die Figuren abhandenkommen und in die „reale“ Welt zu fliehen trachten. Ohne sie verheddern sich die Geschichten und können nicht weitererzählt werden, die verbliebenen Figuren müssen stets die letzte Sequenz in ihrem Leben wiederholen. Was das alles mit Alice und Ella zu tun hat? Kann hier nicht verraten werden – nur so viel: Das Ende ist anders als erwartet.

Trotz aller plotbedingten Haken sehr eingängig geschrieben und mit erfrischend intelligenten Charakteren ausgestattet, ist das Buch empfehlenswert für Jugendliche (und durchaus auch für Erwachsene), die schiefgelaufene Lebensgeschichten nicht mit Ponyhof und zuckersüßem Happy End oder von klar identifizierbaren Helden à la Frodo Beutlin und Harry Potter befriedet haben wollen.

Melissa Wood: Hazel Wood -Wo alles beginnt. Aus dem Englischen von Fabienne Pfeiffer. Oetinger Verlag, Hamburg 2018. 352 Seiten. 19 €. Ab 14 Jahren.

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Ulrich Karger

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