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Eric Burton und Adrian Quesada sind die Black Pumas.

© Brian C Parker

Black Pumas live in Berlin: Herzwärmer gegen den Herbstblues

Die texanisch-kalifornische Soul-Band Black Pumas gab in der Berliner Verti Music Hall ein intensives Konzert, bei dem sie sich auch von ihrer rockigen Seite zeigte.

Wiegt euch von links nach rechts! Streckt einen Arm in die Höhe! Macht Lärm! Singt mit mir! Einmal noch! Eric Burton hat etwas von einem Sporttrainer, wenn er die Menge vor der Bühne anfeuert.

Alle machen mit, schließlich sind sie Fans von Burtons Team, den Black Pumas, die schon vor einem Jahr in Berlin hätten spielen sollen. Jetzt sind sie endlich da und haben ihr riesiges Vereinsbanner in der Verti Music Hall aufgehängt. Es zeigt zwei durch einen roten Kreis schleichende Großkatzen.

Vier Grammy-Nominierungen brachte das Debütalbum

Unter diesem Logo haben Eric Burton und Adrian Quesada in den vergangenen drei Jahren einen erstaunlichen Aufstieg in die erste Soul-Liga hingelegt. Der aus Kalifornien stammende Eric Burton war lange Straßenmusiker gewesen, bevor er durch die Vermittlung eines Freundes den Gitarristen Adrian Quesada kennenlernte, der viele Jahre bei Grupo Fantasmo gespielt hatte, einer Latin Funk Band aus Austin, Texas.

Es klickte auf Anhieb bei den beiden: Schon während ihrer ersten Studiosession nahmen sie das betörende Liebeslied „Black Moon Rising“ auf, das ihr 2018 erschienenes Debütalbum eröffnet und entscheidend zu ihren vier Grammy-Nominierungen beigetragen haben dürfte.

Auch in der Verti Music Hall entfaltet der Hit seinen Zauber, wenn sich Eric Burton zusammen mit den beiden Backgroundsängerinnen in höchste Sehnsuchtshöhen schmachtet: „Shoot me down and break my heart/ It’s the black moon rising“. Mit der Zeile nicken die Pumas kurz in die Richtung von Creedence Clearwater Revivals „Bad Moon Rising“.

Jubel für "Colors" und ein Tracy-Chapman-Cover

Ihr Sound weist auch sonst ganz klar in die mittleren sechziger und frühen siebziger Jahre. Immer wieder muss man an Bill Withers oder Otis Redding denken, an die Produktionen von Stax und Hi Records. Ähnliche Pfade beschreiten derzeit unzählige Musiker*innen, doch die Black Pumas sind in ihrer leicht psychedelischen Auslegung dieser Klangwelt besonders – vor allem, weil sie starke Songs schreiben.

„Old Man“ etwa, das von Adrian Quesadas quecksilbrigem Gitarrenlick und einer warmen Orgel getragen wird. Es bildet einen frühen Intensitätshöhepunkt des 90-minütigen Auftritts der Black Pumas, die auf der Bühne von einer fünfköpfigen Band unterstützt werden. In dieser Konstellation zeigen sie sich etwas expressiver als auf ihren Platten.

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So begreift man schnell, dass Quesada, der mit seiner Hornbrille und der Schiebermütze zunächst wie ein gemütlicher Geografielehrer wirkt, nicht umsonst ein Fransenlederhemd trägt. In ihm steckt ein echtes Rockbiest, das seine Energie in krachigen Solo-Eruptionen entlädt. Ins Finale von „Touch The Sky“ grätscht Quesada allerdings so aggressiv hinein, dass es den gefühligen Song zerlegt. Meist funktionieren die jamartigen Momente aber gut. Eric Burton, der eine nietenbesetzte Jeansweste trägt, hat daran headbangend ebenfalls Spaß. Sein brauner Hut fliegt ihm ohnehin immer wieder vom Kopf.

Ein ähnliches Modell hat er im Januar getragen, als die Black Pumas bei den Inaugurationsfeierlichkeiten für Joe Biden und Kamala Harris auftraten. Sie spielten ihren größten Hit „Colors“, der in Berlin am Ende des Sets steht und schon bei den ersten Tönen aus Eric Burtons halbakustischer Gitarre Jubel auslöst. Mit seiner wunderbar variablen Stimme feiert der Sänger im orangenfarbenen Scheinwerferlicht die Schönheit der Natur, verbreitet Optimismus und Wärme. Eine Glückspille gegen den Herbst-Blues.

Die erste Zugabe spielt Burton allein auf einer kleinen Seitentribüne im Oberrang der Arena: Tracy Chapmans „Fast Car“ in einer feinen E-Gitarrenversion – eine Reminiszenz an seine Straßenmusikertage. Für „Fire“ und das „Ain’t No Love In The Heart Of The City“-Cover kommt Burton zurück zur Band und studiert mit den Fans einen letzten Refrain ein. Los geht’s, Berlin! Einmal noch! Die Menge strengt sich an und wird belohnt mit einem weiteren Herzwärmer.

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