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Der kalifornische Musiker Frank Ocean 2013 bei den Brit Awards

© AFP

Album von Frank Ocean wieder verschoben: Bitte weinen

Erscheint, erscheint nicht, erscheint, erscheint nicht: Frank Oceans neues Album "Boys Don't Cry"

Vergangenen Freitag war der Tag, an dem die Popwelt wieder mal eine gänzlich andere werden sollte: nach der Veröffentlichung von Frank Oceans Album „Boys Don’t Cry“. Höchst exklusiv hatte die „New York Times“ vermeldet, unter Berufung auf Ocean natürlich sehr, sehr nahestehende Kreise, dass es an diesem Tag herauskommen würde. Im Übrigen auch sehr exklusiv, nämlich die ersten zwei Wochen nur bei Apple Music, inklusive eines genauso exklusiven Videos und eines Magazins, ebenfalls mit dem Titel „Boys Don’t Cry“.

Pustekuchen: Das Album kam nicht – und die Popwelt dreht sich weiter. Sie war jedoch schon vorher eine gänzlich andere geworden, insbesondere auf ihren Marketing- und Vertriebsumlaufbahnen, wozu das Hin und Her bei der „Boys-Don’t-Cry“Veröffentlichung gut passt. Nun mag mancher fragen: Wer ist Frank Ocean? Ist der so berühmt wie, sagen wir, Kanye West? Nein, aber Ocean hat 2012 mit seinem Debüt „Channel Orange“ das bislang umwerfendste, stilistisch ambitionierteste, vielleicht gar revolutionärste R&B-Album dieser Dekade veröffentlicht, mit zum Teil labyrinthischen, zum Teil verhaltenen, aber nach und nach enorm bewegenden Stücken.

Wie sehnsüchtig warten Ocean-Fans eigentlich auf ein neues Album?

Auf das neue Album so eines Künstlers darf schon mal „gespannt“ gewartet werden, es darf Unruhe geben, wenn aus der Ocean-Clique Informationen gestreut werden wie: jetzt aber. Oder eben: jetzt doch noch nicht. Ocean macht sich mittlerweile einen Spaß draus, indem er auf seiner Website einen Notizzettel mit den verworfenen Veröffentlichungsterminen zeigt, angefangen bei Juli 2015, und auch sich selbst, wie er vor einem Stapel mit „Boys-Don’t-Cry“-Magazinen sitzt.

Nur fragt man sich, was der Quatsch soll. Zumal er sich gut in die Veröffentlichung einer ganzen Reihe von Alben in diesem Jahr einfügt, von Radioheads „A Moon Shaped Pool“ über James Blakes „The Colour Of Anything“ bis zu Beyoncés „Lemonade“, zu schweigen von Kanye West, Rihanna oder Drake. Das Spiel mit den Terminen von Album-Veröffentlichungen gehört inzwischen zum Repertoire der großen Popstars und ihrer beratenden Entourage (fragt sich, wie viel Selbstbestimmung seitens der Künstler da noch dabei ist, von wegen Emanzipation von Plattenfirmen!), vom Überraschungseffekt bei den Übernachtveröffentlichungen bis hin zu den Ocean-Verzögerungen. Genauso zum Repertoire gehören die Exklusivveröffentlichungen bei bestimmten Streaming-Diensten – Apple hat bestimmt gut was draufgelegt bei Frank Ocean.

Ob aber die solcherart erzeugte Nervosität nicht eine rein mediale ist? Ob der Ocean-Fan wirklich so sehnsüchtig wartet? Oder ob er es nicht gut zwei Wochen länger aushalten kann, bis er „Boys Don’t Cry“ überall erhält? Am Ende muss man dem irren Kanye West doch recht geben, der meinte, dass solche Sperenzchen (die West natürlich alle selbst drauf hat) das Musikbusiness nicht im besten Licht dastehen lassen. Ach ja, und das Ocean-Album? Erscheint: die nächsten Tage, die nächsten Wochen. Oder „wahrscheinlich“ erst im November, wie gerade eine Musikzeitschrift vermeldet hat.

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