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Der angekündigte Abgang erfolgt am 11.12.2014.

© dpa

Nach Klaus Wowereits Rücktrittserklärung: Berlins Kulturszene trauert um Wowi

Als Personalunion von Regierendem Bürgermeister und Kultursenator hat sich Klaus Wowereit für die Kultureinrichtungen dieser Stadt stark gemacht. Jetzt beklagt Berlins Kunstszene seinen Abschied.

Am Vorabend des Rücktritts hat Entertainerin Gayle Tufts noch mit ihrem Duz-Freund Klaus Wowereit getanzt – auf dem Sommerfest des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes im Tipi am Kanzleramt, wo er Festredner und sie Stargast war. Vom vorzeitigen Abgang des Kultursenators, der ein erklärter Freund der Kleinkunst- und Showbranche ist und Häuser wie die Bar jeder Vernunft, das Tipi oder das BKA-Theater so regelmäßig besucht hat wie keiner seiner Amtsvorgänger, hat sie trotzdem nichts gewusst. Als Entertainerin den Bürgermeister von New York kennenzulernen, sei undenkbar, sagt Tufts. Da sei Wowereit ganz anders: nah dran an der Kulturszene, offen, interessiert. „Er hat die graue, ehemalige Mauerstadt in eine weltoffene Metropole verwandelt.“

Comedian Ades Zabel, besser bekannt als Edith Schröder, stößt ins selbe Horn. „Mich hat er bei der CSD-Moderation an der Siegessäule, wo wir uns erstmals getroffen haben, gleich mit Handschlag begrüßt. Das hätte der Diepgen nie gemacht.“ Entertainerin Maren Kroymann betont die historische Dimension von Wowereits Outing für die Lesben- und Schwulen: „Er hat es leichter für uns gemacht.“ Kabarettistenkollege Arnulf Rating nennt ihn eine Persönlichkeit, die zu Berlin passte und die Stadt nach vorne gebracht habe. „Allerdings hätte er die Vielfalt der Kulturszene stärker fördern können und weniger die Leuchttürme. Ich wünsche ihm jedenfalls einen schönen Lebensabend.“

Peter Raue: Wowereit hat viel Gutes auf den Weg gebracht

Bedauern schwingt auch bei Peter Raue mit, dem Kunstanwalt und langjährigen Vorsitzenden des Vereins der Freunde der Nationalgalerie, der immer wieder selbst als Kultursenator im Gespräch war: Wowereit habe viel Gutes auf den Weg gebracht, wie die Opernstiftung, und zahlreiche kluge Personalentscheidungen getroffen – Barrie Kosky als Intendant der Komischen Oper, Dietmar Schwarz als Intendant der Deutschen Oper oder Ulrich Khuon als Intendant des Deutschen Theaters, attestiert Raue dem scheidenden Politiker. „Wäre er auch auf anderen politischen Feldern so erfolgreich gewesen wie in der Kultur, könnte Wowereit noch viele Jahre weiter- regieren“, ist der Kunstfreund überzeugt.

Thomas Köhler, Direktor der Berlinischen Galerie, ruft Wowereit ein Wort des Dankes nach. „Er hat sich dafür stark- gemacht, dass ,sein’ Landesmuseum für Moderne Kunst nach siebenjähriger Schließung endlich in der Alten Jakobstraße ein eigenes Gebäude erhielt.“ Und was noch mehr zählt: „Er hat die Arbeit der Berlinischen Galerie seit ihrer Wiedereröffnung 2004 konstruktiv begleitet, war Schirmherr vieler Ausstellungen, und in seinem Büro hängen prominente Werke unserer Sammlung.“

Berlins Opernhäuser bedauern den Rücktritt des Kultursenators

Die ewige Frage, ob denn Berlin drei große Opernhäuser brauche, hat der Kultursenator erfolgreich zum Verstummen gebracht. Dafür sind ihm die Intendanten dankbar. Dietmar Schwarz von der Deutschen Oper Berlin bedauert Wowereits Rücktritt „außerordentlich“. Die Personalunion von Regierendem Bürgermeister und Kultursenator sei für die Kultureinrichtungen der Stadt eminent wichtig gewesen, weil Wowereits Positionierungen so auch politisches Gewicht gehabt hätten. „Ein jüngstes Beispiel ist sein Einsatz für den Ausgleich der Jahre überfälligen Tarifsteigerungen für die Mitarbeiter der Stiftung Oper in Berlin, ohne den wir hätten einpacken können. Das war Wowereit klar, und dementsprechend hat er politisch gehandelt“, urteilt Schwarz. (Tsp)

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