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Noah Bendix-Balgley und Kirill Petrenko

© Foto: Stephan Rabold

Berliner Philharmoniker: Zwischen Schwermut und Triumph

Vor dem Start zu ihrer Amerika-Tournee spielen Kirill Petrenko und die Berliner Philharmoniker Erich Wolfgang Korngolds Fis-Dur-Sinfonie in Berlin.

Erich Wolfgang Korngold widmet seine Symphonie in Fis-Dur dem US-Präsidenten Roosevelt. Aus Wien 1938 nach Amerika emigriert, hat er in Hollywood Karriere gemacht als berühmtester Komponist von Filmmusik, ausgezeichnet mit zwei Oscars. Aber er will zurück zu den klassischen Formen, die um den Welterfolg seiner Oper „Die tote Stadt“ entstanden sind, und er will wieder nach Wien.

Hier erkennt er, dass er in der Heimat ein Fremdling ist. Die Symphonie wird 1954 mittelmäßig uraufgeführt und bald vergessen. Ihr wird Machart und Sound von Filmmusik vorgeworfen, die damals keinen guten Stand hat.

Herausragende Momente der Bläsersolisten

„Erstmals in diesen Konzerten“ erklingt das Werk nun bei den Berliner Philharmonikern, denn Korngold gehört zu den Komponisten, die Kirill Petrenko am Herzen liegen. Es ist eine Symphonie in Fis, schwankend zwischen Dur und Moll, vier Sätze lang. Tatsache ist, dass in das Adagio drei Filmmusiken themenbildend eingegangen sind. Aber die Komposition beginnt mit einem raffiniert instrumentierten Totantanz, über dem ein Klarinettensolo schwebt, hier verführerisch gesungen von Wenzel Fuchs.

Es ist viel Chromatik und Dissonanz in der umflorten Musik für großes Orchester mit Marimba und Celesta. Und der Engagiertheit ihres Chefdirigenten folgen die Philharmoniker in ihrer Bestform mit herausragenden Momenten der Bläsersolisten an Flöte, Trompete, Horn, Oboe, Fagott. Als Paukist imponiert der junge Musiker Vincent Vogel. So erfährt das instrumentale Hauptwerk von Korngold ein eindringliches Plädoyer als sinfonische Arbeit zwischen Schwermut und Triumph.

„Erstmals in diesen Konzerten“ spielen die Philharmoniker auch „Unstuck“ von dem anwesenden amerikanischen Komponisten Andrew Norman. Der Titel meint Befreiung aus einer Schreibblockade, bezogen auf einen Satz aus Kurt Vonneguts „Schlachthof 5“. Es ist eine Musik von nichtlinearer Technik, scheinbar ungeordnet, da sie sich brillant jeder Erwartung sperrt.

Als eine stille Krönung des Abends erweist sich schon in der Mitte Mozarts frühes Violinkonzert KV 207 in B-Dur. Der Erste Konzertmeister Noah Bendix-Balgley entfaltet als Solist süße Kantabilität mit besonderer Spannung im Leisen, während sein Amtskollege Daishin Kashimoto die Violinen des begleitenden Orchesters anführt. In solchem Miteinander zeigt sich wiederum der Teamgeist der Philharmoniker.

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