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Meister des Hall und Rauch. Gitarrist Alex Scally und Sängerin und Keyboarderin Victoria Legrand.

© Shawn Brackbill

Konzert in Berlin: Beach House, die Weltschmerz-Musiker

Das Dream Pop-Duo Beach House spielt im ausverkauften Huxleys ein Best-Of ihrer Sehnsuchtshymnen.

Es ist der Anfang einer wunderbar pathetischen Pop-Prozession. Victoria Legrand schlägt den ersten Akkord von „Leviathan“ an, und der ganze Saal im ausverkauften Neuköllner Huxley lauscht ihrer androgynen Nymphenstimme wie einer Märchenerzählerin. „There is a place I want to take you“, haucht sie verheißungsvoll in den aufsteigenden Rauch, während die Leinwand hinter ihr und Gitarrist Alex Scally sich blutrot färbt, ihre Stimme und sein Gitarrenspiel sich mit Hall übereinander legen.

Beach House, dieses wunderbar verschrobene Dream Pop-Duo aus Baltimore, sind eine zu Pop geronnene Wall of Sound geworden. Seit jeher ist die Musik der Mittdreißiger eine Projektionsfläche für die Melancholie einer ganzen Generation.

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Sieben Alben haben sie veröffentlicht, ihren Stil jedes Mal verfeinert, ohne ihn grundsätzlich zu verändern. Das zeigt auch dieses Best-Of der Sehnsuchtshymnen vom majestätisch-treibenden „Wild“ und „10 Mile Stereo“ bis zur fast sakral klingenden Ballade „L’Inconnue“ des neuen Albums „7“. Beach House sind von einer Band, die für die tausend Spielarten des Halls und Loops bekannt ist, zu ihrem eigenen Reverb-Effekt geworden.

Die beiden Weltschmerz-Musiker treten nur zu seltenen Höhepunkten aus den Schatten, in die sie ihre Lichtshow hüllt. Legrands silbern schimmernder Anzug nimmt die Farben, die sich auf der Leinwand hinter ihr brechen, immer wieder auf. Es lässt sie wie ein Medium erscheinen. Irgendwann ruft eine Frau, sie solle ihr Gesicht zeigen. „Zeig du doch dein Gesicht“, gibt Legrand zurück. „Ich mache mit meinem Gesicht, was ich verfickt nochmal will.“ Tu, wonach dir ist, aber sei gut. Zu dir selbst und anderen. Das ist die Beach House-Botschaft, moralischer Minimalismus, maximal ästhetisiert. Diese Band sucht die Utopie im Eskapismus des flüchtigen, musikalischen Moments.

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Am Ende der anderthalb Stunden steht Legrand da wie das Traumwesen ihrer eigenen Märchenerzählung. Ihre regungslose Silhouette ist in Stroboskoplicht gehüllt. Gitarrist Alex Scally schrammt mit einem Tremolo seine Stratocaster entlang, Tour-Drummer James Barone begleitet das alles mit virtuosen Wirbel. Man erwartet, dass gleich eine Treppe aus gleißendem Licht vor der Bühne erscheint und Sängerin Legrand in eine andere Sphäre emporsteigt, sich in ihr eigenes, mystisches Versprechen auflöst. Doch es gehen bloß die Scheinwerfer aus.

Giacomo Maihofer

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