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Martin Scorsese

© picture alliance / Brian Lawless

Bald auf Netflix: Scorsese dokumentiert eine Dylan-Tournee

1975 tourte Bob Dylan mit einer ganz besonderen Show durch die USA. Martin Scorsese wird darüber eine Netflix-Dokumentation veröffentlichen.

Seit längerer Zeit arbeitet Martin Scorsese an einem dicken Netflix-Projekt. „The Irishman“ soll noch einmal ein großes Mafia-Epos werden, mit einem 140-Millionen-Dollar-Budget und kriminellem Staraufgebot – Robert de Niro, Al Pacino, Joe Pesci, Harvey Keitel. Der Film kommt wohl in diesem Jahr heraus, wie eine zweite Netflix-Produktion des Regisseurs: „Rolling Thunder Revue: A Bob Dylan Story by Martin Scorsese“. Das berichtet das Magazin „Variety“.

Scorsese ist nicht nur der Mob-Spezialist des amerikanischen Kinos, sondern auch ein alter Rocker. Über Dylans merkurisch-elektrische Phase in den Sechzigern machte er 2005 die Doku „No Direction Home“. Er drehte mit The Band deren Abschiedskonzert „The Last Waltz“ und war 1970 Cutter bei „Woodstock“. In „Shine a Light“ beobachtete er 2008 die Rolling Stones in einem New Yorker Theater.

Das Geheimnis der Geigerin

Die „Rolling Thunder Revue“ ist allerdings eine ganz spezielle Show. 1975/76 zog Bob Dylan mit seiner Entourage durch die USA. Joan Baez war wieder mal dabei. Roger McGuinn, T Bone Burnett, Mick Ronson, standen mit einem weiß geschminkten Piraten-Dylan auf der Bühne, eine geheimnisvolle Geigerin namens Scarlet Rivera zog ihre elegische Spur durch wilde Arrangements. Dylan schrie, fauchte, zerbiss seine Texte, und gelegentlich kamen Gastmusiker dazu, Joni Mitchell, Ringo Starr oder auch Patti Smith. Der Poet Allen Ginsberg trieb sich mit diesem irren Wanderzirkus herum, über den Sam Shepard ein „Logbuch“ schrieb.

Dylan war unsicher, und er war wütend. Er klammerte sich an seiner Kampagne für den afroamerikanischen Boxer Rubin Carter fest, der wegen Mordes im Zuchthaus saß, aber unschuldig war. Carter kam nach zwanzig Jahren frei. Auf dem Album „Desire“ erzählt Dylan die Geschichte von „Hurricane“, der Opfer einer rassistischen Polizei und Justiz wurde.

Freiheit für den "Hurricane"

Der rollende Donner machte an kleineren Orten Halt, Dylans Menagerie suchte den Kontakt zum Publikum. Für Scorseses „Rolling Thunder“ hat Dylan offensichtlich dem Regisseur ein Interview gegeben; das käme einer Sensation gleich. Auch andere Veteranen des chaotischen Road Trips erinnern sich vor der Kamera an eine chaotische Zeit, die den besten aller Bobs, aber auch den schlechtesten erlebte. In den siebziger Jahren, nach dem Vietnam-Krieg, nach Watergate begann in den USA allmählich ein struktureller Zerfall, dessen Auswirkungen heute aller Welt vor Augen stehen.

Am 4. April 2019 spielt Bob Dylan mal wieder in Berlin, in der Mercedes-Benz Arena. Kein Donnergott mehr. Aber manchmal verirrt sich ein Blitz ins Klassikerprogramm.

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