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Nationalsozialismus: Die Schuld der Deutschen Reichsbahn

Verbrechen vor aller Augen: Seit heute ist in Berlin eine Wanderausstellung über die Deportationen mit der Deutschen Reichsbahn zu sehen. Bahn-Chef Mehdorn hatte sich zunächst gegen das Konzept gewehrt.

Nach langem Streit wird die Ausstellung "Sonderzüge in den Tod - Deportationen  mit der Deutschen Reichsbahn" für drei Wochen im Bahnhof am Berliner Potsdamer Platz zu Gast sein. Bahnchef Hartmut Mehdorn hatte sie zunächst nicht innerhalb der Bahnhöfe, sondern in deren Umgebung zeigen wollen. Ende 2006 lenkte die Bahn in dem Streit mit dem Verkehrsministerium ein. Nach Berlin wird die Ausstellung in weiteren Städten zu sehen sein, darunter Frankfurt am Main, Münster, München, Halle und Stuttgart. Sie entstand in enger Zusammenarbeit mit dem Centrum Judaicum, dem Deutschen Technikmuseum Berlin sowie der deutsch-französischen Nazi-Jägerin Beate Klarsfeld.
  
An jedem Ort wird ein lokaler Bezug hergestellt und erklärt, wie viele Menschen über welche Bahnhöfe mit den Zügen der Deutschen Reichsbahn in die Ghettos und Vernichtungslager transportiert wurden. Etwa drei Millionen Menschen fuhren nach Schätzungen mit der Eisenbahn in den Tod, die meisten von ihnen Juden, aber auch Roma und Sinti. "Ohne die Reichsbahn wäre die industrielle Ermordung von Millionen von Menschen nicht möglich gewesen", sagte die Konzernhistorikerin der Deutschen Bahn AG, Susanne Kill. In einer Dauerausstellung im DB Museum in Nürnberg informierte die Bahn schon vorher über die Reichsbahn in der NS-Zeit.
  
Ein Teil der Ausstellung stammt von Klarsfeld und ihrem Mann Serge. Ihre Ausstellung "11.000 jüdische Kinder. Mit der Reichsbahn in den Tod" war drei Jahre lang in 18 französischen Bahnhöfen gezeigt worden. Sie bezog sich auf die 11.400 von Frankreich aus deportierten jüdischen Kinder, von denen für das Projekt fast 4000 Fotos sowie Briefe und Hintergrundmaterial gesammelt wurden. In Berlin wird auf insgesamt 40 Stellwänden das Schicksal der Deportierten gezeigt. Bis zu 200 Menschen wurden in einen Güterwagen gezwängt, schon während der Fahrt in die Lager starben Tausende. Die Deportationen habe "vor Augen aller" stattgefunden, betonte der Historiker Andreas Engwert. Berichte über nennenswerte Proteste dagegen seien nicht bekannt. (mpr/AFP)

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