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Ausstellung im Aedes Architekturforum: „Making the Museum Reinhard Ernst“.

© Erik-Jan Ouwerkerk

Ausstellung im Aedes Architekturforum: Wiesbadens neues Museum für abstrakte Kunst

Spiel mit Licht und Schatten: Das Aedes Architekturforum zeigt, wie der japanische Architekt Fumihiko Maki ein Museum baut.

Es gibt sie noch, die wunderbaren Erfolgsgeschichten. Der Wiesbadener Unternehmer Reinhard Ernst trennte sich von seinen Firmen und gründete gemeinsam mit seiner Frau die Reinhard & Sonja Ernst-Stiftung, die mit sozialen Projekten aktiv ist, eine Musikschule in Eppstein betreibt sowie eine Begegnungsstätte im japanischen Nito für Tsunamiopfer, die der langjährige Freund von Reinhard Ernst, der japanische Architekt Fumihiko Maki (94) gebaut hatte.

Reinhard Ernst trägt seit 40 Jahren eine beeindruckende Sammlung abstrakter Kunst der Nachkriegszeit zusammen, mit allem, was Rang und Namen hat. Die derzeit 860 Gemälde und 50 Skulpturen sind in die Stiftung eingegangen. Als er sich entschloss, ein Museum zu bauen, kam für ihn nur der Pritzkerpreisträger Maki als Architekt infrage, der sich auch mit Museumsbauten in aller Welt einen Namen gemacht hatte.

Die Stadt Wiesbaden wollte auf dem Filetgrundstück Wilhelmstraße 1 selbst ein Stadtmuseum bauen, scheiterte aber an der Finanzierung. Das alternative Verlegenheitsprojekt, ein Mittelklassehotel, rief die erzürnte Bürgerschaft auf den Plan, sie sich mehrheitlich für Ernsts Angebot entschied, ein Museum für abstrakte Kunst zu errichten.

2017 genehmigte die Stadtverordnetenversammlung den Erbbaurechtsvertrag auf 99 Jahre. Die Stiftung übernimmt Bau und Betrieb des Museums. Im nächsten Jahr soll Eröffnung sein.

Architekt Fumihiko Maki baut das neue Museum

Fumihiko Maki hat seine Wurzeln in der japanischen Architektur, der narrative, figurative Elemente fremd sind, die diszipliniert statt verspielt ist, kontemplativ statt aufgeregt. Und im pragmatischen Utilitarismus seiner zweiten Heimat USA, wo in den 1960er Jahren technisch rationales Entwerfen angesagt war.

In wolkiger philosophischer Esoterik hat er sich in seinen theoretischen Erörterungen nie verloren. „Was auch immer an formalen Werten entwickelt wurde, sollte dem Zweck dienen und nicht seiner selbst. Und die Gefäße für die Kunst sind, soweit möglich, offene weiße Räume, in denen die Kunst selbst im Mittelpunkt steht“, sagt er.

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Der bewusste Umgang mit dem natürlichen Licht, ein Grundmotiv der traditionellen japanischen Architektur, ist auch sein Generalthema in Wiesbaden. Das Spiel mit Licht und Schatten, Einblicken und Ausblicken bestimmt die Bewegungsräume. „Geliehenes Licht“, so nennt er es, leitet er indirekt in die Schauräume. Es soll die Räume erhellen, nicht die Kunstwerke; diese werden durch künstliche Lichtquellen in Szene gesetzt.

„En Común“ aus dem Studio von Tatiana Bilbao.
„En Común“ aus dem Studio von Tatiana Bilbao.

© Tatiana Bilbao Estudio

Schwebende Kuben als Baukörper

Wenn es eine erkennbare „Handschrift“ Fumihiko Makis gibt, dann die Vorliebe für Kompositionen von Kuben mit wechselnden Winkeln und Richtungen. In Wiesbaden blieb es bei der unaufgeregten, orthogonalen Einfügung in den Stadtkontext.

Makis Credo, „reichhaltige und menschliche Räume zu entwickeln, die die Besucher inspirieren“, und „ikonische, allzu persönlich ausdrucksstarke Architektur zu vermeiden“, führt zu einem Gebäude, das über den flüchtigen Zeitgeist hinausgeht.

[ Aedes Architekturforum, Christinenstraße 18, bis 29. Juni.]

„Making the Reinhard Ernst Museum“ heißt die gegenwärtig bei Aedes in Berlin gezeigte Ausstellung, die mit Fotos, Plänen und verschiedenen Modellen sowie Materialproben einen Eindruck von Makis Architektur vermittelt.

Eine zweite Ausstellung stellt die international gefeierte mexikanische Architektin Tatiana Bilbao vor – ein Kontrastprogramm sicherlich, denn Bilbao liebt das unprätentiöse, ruppige Design, des den Nutzern und Bewohnern ihrer Gebäude nahe ist. Nicht für, sondern mit den Menschen in kollektiven Prozessen entwerfen ist ihre Devise. Gerade baut sie mit den Mönchen ein Zisterzienserkloster im brandenburgischen Neuzelle.

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