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Das American String Quartet.

© promo / J. Mae Barizo

Das American String Quartet in Berlin: Aus der Zeit gefallen

Bei seinem Berliner Gastspiel versucht es das American String Quartet mit einem Standardrepertoire - und schafft dabei einen zurückhaltenden, wenn nicht gar farblosen Abend.

Dieser Abend mit dem American String Quartet will sich dem Rad der Zeit noch machtvoll entgegenwerfen, die Erfolgsaussichten dafür sind jedoch nur mittelmäßig. Es reicht nicht mehr, einfach nur zwei Standardwerke der Streichquartettliteratur auszuwählen, Joseph Haydns Kaiser-Quartett und Ludwig van Beethovens op. 135 mit der berühmten Passage über den „schwer gefassten Entschluss“.

Für Musiksoziologen wäre es zwar sicher interessant, darüber nachzudenken, was es bedeuten könnte, wenn ein amerikanisches Quartett jenen Adagio-Satz, der der deutschen Nationalhymne zugrundeliegt, in wiegenliedartiger Anmutung spielt. Für ganz gewöhnliche Hörer ist diese Passage freilich nur ein kleiner Teil eines Konzertes, das im Ganzen mehr bieten könnte, zum Beispiel, ganz traditionell, die streichquartetttypische Fähigkeit zur tiefen Konzentration auf sehr kleine Klangflächen. Oder ein besonders schön schimmerndes Instrumentaltimbre. Oder ein Programm, zu dem auch exotischere Stücke gehören, vielleicht sogar, horribile dictu, etwas neue Musik?

Dass Daniel Avshalomovs Bratsche von Zeit zu Zeit angenehm anders, nämlich unerwartet sonor hervortritt, oder dass sich die Pianistin Lilya Zilberstein nach der Pause mit unerhörter Resolutheit an den Flügel setzt, für Dvoráks großes Klavierquintett von 1887, das besonders in den fugierten Passagen des Finales stark an Fahrt und Leben gewinnt, all das bringt Positives für den Abend, der ansonsten zurückhaltend, sogar recht farblos bleibt.

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