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Kai Gniffke, der Intendant des Südwestrundfunks und ARD-Vorsitzende, am 16.12.2022

© dpa / dpa/Bernd Weißbrod

ARD plant ihre Zukunft : Mit Geld und Mut

ARD investiert ins Digitale und setzt verstärkt auf Kooperationen zwischen den Sendern.

Die ARD zieht mehr Geld aus dem linearen Fernsehprogramm ab und investiert es in digitale Angebote. Für den Zeitraum von 2025 bis 2028 seien dafür 250 Millionen Euro angesetzt, teilte der Senderverbund am Donnerstag nach der Sitzung der Intendantinnen und Intendanten in Hannover mit. Da schon bisher 150 Millionen Euro pro Jahr umgeschichtet würden, ergebe sich ab 2025 ein Betrag von mehr als 200 Millionen Euro jährlich. So könne die ARD ihren Auftrag im Digitalen noch besser erfüllen.

Sitzung des Aufbruchs

Der seit Jahresbeginn amtierende ARD-Vorsitzende Kai Gniffke sprach von einer „Sitzung des Aufbruchs“, bei der ein „sehr guter Teamspirit“ zu spüren gewesen sei. Er kündigte eine „Portfoliobereinigung“ an, die bei den linearen Angeboten, aber auch bei den Social-Media-Auftritten stattfinden solle. Im April werde es dazu einen ersten Ideenaustausch geben. Dabei werde auch die kommende gesetzliche Möglichkeit genutzt, lineare TV-Sender zu einem digitalen Angebot zu machen oder gar einzustellen, bekräftigte SWR-Intendant. Die Einstellung könnte den Sender One betreffen, das Umswitchen die Programme tagesschau24 und ARD alpha.

Kooperationen unter den Sendern des Verbunds werden laut ARD zum Regelfall werden, um mehr Kräfte für „journalistische Exzellenz und hohe Recherchetiefe“ zu bekommen. Eine Steuerungsgruppe aus elf ARD-internen Fachleuten werde sich um die Umsetzung der Reform kümmern. Vorgesehen seien „crossmediale journalistische Kompetenzzentren“, zunächst in den vier Bereichen Hörspiel, Gesundheit, Klima und Verbraucher. Bis Juni sollen erste Ergebnisse vorliegen. Erarbeitet würden etwa gemeinsame Pool-Lösungen für die Radio-Angebote und die regionalen TV-Programme. Auch bei Technik und Verwaltung werde stärker zusammengearbeitet.

Wir brauchen nicht zehn Gesundheitsmagazine, denn Arthrose ist in Bautzen genauso unangenehm wie in Bitburg.

Kai Gniffke

Gniffke erläuterte, künftig werde nicht mehr jeder ARD-Sender jedes Format machen können: „Wir brauchen nicht zehn Gesundheitsmagazine, denn Arthrose ist in Bautzen genauso unangenehm wie in Bitburg.“ Wenn die ARD Vielfalt sichern und dabei internationale Klasse bieten wolle, müsse sie die Kräfte bündeln, sagte Gniffke. „Da ist natürlich viel Mut erforderlich.“

Sein Intendantenkollege Joachim Knuth vom NDR kündigte an, dass Kommentar und Meinung in den „Tagesthemen“ erhalten blieben. Allerdings soll die „Pespektivenvielfalt“ erweitert werden, Ost/West oder Stadt/Land sollten bei der Auswahl von Themen und Kommentatoren stärker berücksichtigt werden.

Der ARD-Vorsitzende würdigte die Arbeit der RBB-Intendantin Katrin Vernau, die unter sehr schwierigen Bedingungen eine „Herkulesaufgabe“ bewältigen müsse. Dafür habe es in der Intendantenrunde „großen Respekt“ gegeben. „Wir überlegen nun, wie wir dem RBB Brücken bauen können, damit wir dem Sender Aufgaben abnehmen, die er derzeit noch hat“, sagte Gniffke. Dafür müssten noch die geeigneten Wege gefunden werden. Der RBB muss aktuell eine Finanzlücke von 41 Millionen Euro stopfen und will dafür neben der Verschlankung eigener Programmangebote auch die Produktion und Redaktion des „Mittagsmagazins“ an andere ARD-Sender abgeben.

Die ARD teilte außerdem mit, dass sie die finanzielle Unterstützung für Produktionsfirmen vor dem Hintergrund der Pandemie verlängert hat. Bis zum 31. Dezember 2023 würden weiterhin 50 Prozent der durch Corona entstandenen Mehrkosten im Schadensfall bei Film- und Fernsehproduktionen übernommen. Zugleich werde auch die Übernahme von Kosten, die durch notwendige Hygienemaßnahmen entstehen, bis Ende des Jahres verlängert. „Wir bleiben ein solidarischer Partner der Produzenten“, sagte Gniffke. (mit epd/KNA)

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