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Oud-Virtuose Naseer Shamma ist Kurator des Festivals.

© Hegra Shoot

Arabic Music Days im Pierre Boulez Saal : Hommage an den Fürst der Instrumente

Ein Instrument, das nicht nur im arabischen Sprachraum seit Jahrhunderten stilprägend ist, steht im Mittelpunkt der Berliner Arabic Music Days 2023: die Oud. 

Von Tye Maurice Thomas

Vom 13. - 17. September gibt sich im Pierre Boulez Saal der „Fürst der Musikinstrumente“ die Ehre – so bezeichneten muslimische Gelehrte ehrfurchtsvoll die Oud, die arabische Laute. Die Ikhwān al-Safa’, ein Philosophenzirkel des Mittelalters, nannte ihn „das vollkommenste der Instrumente“, der arabische Arzt al-Kindī schrieb ihm heilende Fähigkeiten zu.

Im Rahmen der Arabic Music Days hat man nun Gelegenheit, sich von den Klängen der Oud verzaubern zu lassen. Dazu hat Naseer Shamma, Kurator des Festivals und selbst Meister der Oud, Musiker:innen und Ensembles aus Kairo, Abu Dhabi und Khartum nach Berlin eingeladen. „Musik ist Poesie und Poesie ist Musik“, sagt Shamma, „Malerei besteht genauso aus Farben und Formen wie Musik.“ Die Konzerte werden deshalb von Rezitationen zeitgenössischer arabischer Poesie umrahmt und kommentiert.

Vielfältige Einblicke

Seit vielen Jahren setzt sich der 1963 in Bagdad geborene Shamma für die Oud ein. In den 1998 von ihm gegründeten „Oud-Häusern“ werden traditionelle Spieltechniken an zukünftige Generationen weitergegeben. Mittlerweile existieren Oud-Häuser weltweit in mehreren Städten – ein Ableger in Berlin ist geplant.

In einem umfangreichen Begleitprogramm mit Filmen, Literatur und bildender Kunst können sich Interessierte zusätzlich ein Bild von Reichtum und Vielfalt zeitgenössischer arabischer Kultur machen. In einer temporären Werkstatt kann man Oud-Bauern bei der Arbeit über die Schulter sehen. Eine angeschlossene Ausstellung bietet weitere kulturelle Einblicke. Besucher:innen der Arabic Music Days erhalten zusätzlich Online-Zugang zur digitalen Plattform des Pierre Boulez Saals, auf der der Film „Hanging Gardensdes irakischen Regisseurs Ahmed Yassin Al Daradji zum Streaming bereitsteht.  

Ohne die Oud hätte die europäische Musikgeschichte anders geklungen: Über Sizilien und Andalusien gelangte sie im Mittelalter nach Mitteleuropa und wurde zum Vorbild der Laute, deren Name sich vom arabischen Wort für Holz herleitet. Dieser Gedanke ist auch auf den Arabic Music Days lebendig, wie Naseer Shamma hervorhebt: „Jede Art von Kunst ist immer ein Austausch – für sich allein kann sie nicht existieren, sie wird nur lebendig, wenn sie ein Publikum erreicht, das dürfen wir nie vergessen.“

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