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Ai Weiwei hat Berlin verlassen und lebt wieder in Peking.

© AFP

Angst vor Chinas Mächtigen?: Ai Weiwei verschwindet aus Berlin-Film

Aus dem Episodenfilm "Berlin, I Love You" wird ein Beitrag von Ai Weiwei herausgeschnitten. Der Künstler wirft auch der Berlinale Zensur vor.

China und die Berlinale – in diesem Jahr eine scheinbar unendliche Geschichte. Auch nach Ende der Filmfestspiele ist sie um ein Kapitel reicher. Verantwortlich dafür: Ai Weiwei. Der Künstler und ehemalige Berliner erhebt Vorwürfe gegen eine Produktionsfirma und das Festival. Anlass ist der Episodenfilm „Berlin, I Love You“, für den Ai zum Teil selbst die Regie übernommen hat. Dieser Part ist aus dem fertigen Film herausgeschnitten worden, laut dem Künstler auch, damit der Film bei der Berlinale hätte laufen können.

Per Facetime von Peking aus gedreht

„Berlin, I Love You“, der am 13. Juni in die Kinos kommt, ist Teil der Film-Anthologie „Cities of Love“, zu der unter anderem „Paris, Je t’aime“ und „New York, I Love You“ gehören. Vor vier Jahren drehte Ai Weiwei seinen Beitrag von Peking aus per Facetime, damals befand sich der Regierungskritiker noch unter Hausarrest. Nun habe er feststellen müssen, dass sein Segment nicht mehr enthalten sei, sagte er der Deutschen Welle. Die Produzenten hätten „Berlin, I Love You“ bei der Berlinale eingereicht, dort sei die Mitwirkung des Künstlers ein Ausschlusskriterium gewesen. Laut dem 61-Jährigen ein Zeichen für den wachsenden Einfluss der chinesischen Regierung.

Zwei Filme fehlten bei der Berlinale

Mit oder ohne Ai Weiwei, das Werk lief nicht auf der Berlinale. Von Seiten des Festivals heißt es dazu: Grundsätzlich äußere man sich nicht zu Filmen, die nicht Teil der Berlinale sind. Auch nicht, ob Produktionen eingereicht wurden oder nicht. „Die Teilnahme von Ai Weiwei wäre für uns keinerlei Kriterium für die Annahme oder Nichtannahme eines Films“, erklärt das Festival noch. In diesem Jahr waren bereits zwei Beiträge aus China zurückgezogen worden: erst „Better Days“ aus der Sektion Generation, der laut Ankündigung „viel von den sozialen und privaten Kräften erzählt, die in der chinesischen Gegenwart an zwei jungen Leuten zerren“. Dann, vier Tage vor der Premiere im Wettbewerb, Zhang Yimous „One Second“, ein Drama aus der Zeit der Kulturrevolution. Beide Male hätten die Produktionsfirmen der Berlinale mitgeteilt, dass die Filme nicht rechtzeitig fertig würden, so das Festival.

Produzenten standen unter Druck

Ai Weiwei liefert noch eine andere Erklärung für die vermeintliche Zensur. Die Produzenten von „Berlin, I Love You“ sind an der Entstehung eines weiteren Teils der Reihe beteiligt: „Shanghai, I Love You“. Ai zufolge fürchten sie, dass ihre Chancen, den Film in China zu realisieren, sinken könnten, wenn er ins Vorgängerprojekt involviert wäre. Die Produktionsfirma ist bis Redaktionsschluss nicht für ein Statement zu erreichen gewesen. Gegenüber der „Los Angeles Times“ hatte sie die Darstellung Weiweis bestätigt und über den Druck gesprochen, seine Episode herauszuschneiden oder zu riskieren, Verleiher und Geldgeber zu verlieren.

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