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Die James-Simon-Galerie, das neue Eingangsgebäude der Berliner Museumsinsel.

© Thilo Rückeis

Eingangsgebäude zur Museumsinsel: Alles Gips in der James-Simon-Galerie?

Kopfschütteln: Die Staatlichen Museen wollen in der James-Simon-Galerie die Gipsabgüsse der Staatlichen Gipsformerei zeigen. Ein Kommentar.

Im Sommer soll es so weit sein, dann öffnet das künftige Eingangsgebäude zur Museumsinsel seine Pforten, das den Namen James Simons trägt und als „Galerie“ bezeichnet wird. Immerhin – auch eine Galerie, einen Ausstellungsraum gibt es darin, verborgen hinter der mächtigen Außenmauer.

Lange vermisst haben die Staatlichen Museen einen Sonderausstellungsraum, den sie füllen können, ohne Teile ihrer jeweiligen Dauerausstellung beiseiteräumen zu müssen. Und zum Auftakt wollen sie eine ganze Sammlung ans Licht holen: die Gipsabgüsse der Staatlichen Gipsformerei, die im fernen Charlottenburg ihrer Arbeit nachgeht. 200 Jahre alt wird sie, und so ein rundes Jubiläum will begangen sein. Nur fragt man sich: hier? An diesem Ort?

Die Eröffnung der James-Simon-Galerie fügt der Museumsinsel den Schlussstein hinzu. Wenn auch die Funktion des Neubaus als Eingangstor zu allen Museen noch so lange beschränkt bleiben wird, wie die Sanierung zumal des Pergamonmuseums andauert, so steht es doch nun da, architektonisch das große Erbe von Schinkel, Stüler, Ihne und Messel. Und dann zum Auftakt Gipse?

Retten, was an Anstand zu retten ist

Man schüttelt ungläubig den Kopf. War es schon mühsam genug, dem Neubau den ehrenvollen Namen James Simons anzudienen, des größten Mäzens, den die Preußischen, jetzt Staatlichen Museen je hatten, so vergessen sie erneut, diesen Mann zu ehren. Und zwar so, wie er in all’ seiner Bescheidenheit es für allein zulässig gehalten hätte: durch die Ausstellung seiner Schenkungen – ohne die die Museen nicht wären, was sie heute sind.

Demnächst hofft die Gemäldegalerie am Kulturforum mit der Ausstellung „Mantegna – Bellini“ auf großen Zuspruch. Eines ihrer Hauptwerke ist das zauberhafte Bildnis der Maria mit dem schlafenden Kind des Renaissance-Meisters Mantegna, das James Simon 1904 hergab – Auftakt einer nie mehr abreißenden Kette von Schenkungen bis zu seinem Tod 1932, unter denen die Büste der Nofretete die berühmteste ist.

Längst nicht alle Schätze, die die Museen Simon verdanken, hätten im Galerieraum des Eingangsgebäudes Platz. Aber dass darin die besten, schönsten, strahlendsten Stücke zu versammeln wären, wenn das Gebäude erstmals öffnet – das eigens anmahnen zu müssen, ist irritierend genug. Mag die Gipsformerei später zu ihrem Recht kommen, jetzt ist es allerhöchste Zeit, zu retten, was an Anstand zu retten ist.

Wie sagte Simon einmal? „Dankbarkeit ist eine Last, die man niemandem aufbürden sollte.“ Der Mann kannte seine Mitmenschen. Und hat sie dennoch beschenkt.

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