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Rosario Dawson als Ahsoka in der neuen „Star Wars“-Serie auf Disney+.

© IMAGO/Landmark Media

„Ahsoka“ verliert: Die „Star Wars“-Serie ist mittelmäßig – „Andor“ war besser

Vor einem Jahr sorgte die Serie „Andor“ für frischen Wind im „Star Wars“-Franchise. Die Schwächen der aktuellen Serie „Ahsoka“ treten im Vergleich deutlich zum Vorschein.

„Star Wars“ ist die Geschichte einer aussichtslos erscheinenden Rebellion gegen eine Diktatur. Das war von Anfang an so und trotzdem vermittelte die Disney+-Serie „Andor“ 2022 den Eindruck, als würde man diese Story zum ersten Mal sehen.

„Andor“ mit Diego Luna in der Rolle des Rebellen erzählt von den frühen Tagen des Aufstands. Das Leben in der Diktatur und der harte Kampf dagegen, all das war in „Andor“ so greifbar wie nie zuvor in „Star Wars“.

Serienmacher Tony Gilroy und sein Team interessierten sich zuallererst für die Menschen im Befreiungskampf, anstatt den Krieg zur Kulisse eines Abenteuers zu machen, so wie es George Lucas in seinen frühen „Star Wars“-Filmen tat. Mit Dave Filoni steht nun ein Mann hinter der aktuellen „Star Wars“-Serie „Ahsoka“, der bei Lucas in die Lehre ging. Filoni war anfangs im engen Austausch mit Lucas, als er in den Nullerjahren „The Clone Wars“ entwickelte, die erste lange „Star Wars“-Serie.

„Ahsoka“ ist eine Fortsetzung von „The Clone Wars“ (und der – ebenfalls animierten – Nachfolgeserie „Rebels“). Sie ist als großes, Weltraumabenteuer ganz im Geiste von George Lucas angelegt, mit Jedi-Rittern, Hyperraum-Reisen und Walen, die durchs All fliegen. Dagegen ist per se nichts auszusetzen, „Star Wars“ bietet genug Platz für unterschiedliche Stile.

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„Ahsoka“ kommt eben der ursprünglichen Lucas-Vision, ein Big-Budget-Spektakel nach dem Vorbild des albernen „Flash Gordon“ aus den 1930ern zu drehen, näher, als es die grimmig-realistische „Andor“-Serie tut. In ihren besten Momenten lädt „Ahsoka“ außerdem zum Staunen ein, präsentiert zumindest im Ansatz gute Ideen und beglückt Fans von „The Clone Wars“ und „Rebels“ mit dem Wiedersehen beliebter Figuren.

Gleichwohl hat „Ahsoka“, deren siebte von acht Folgen am Mittwoch veröffentlicht wurde, mehrere auffällige Probleme – gerade im Vergleich zu „Andor“.


„Ahsoka“: Digitale Hintergründe statt echter Natur

Bei „Ahsoka“ kam die neueste Filmtechnik zum Einsatz. Mehrere der exotischen Planeten in der Serie sind mithilfe des sogenannten „Volumes“ entstanden. Die Schauspieler:innen agieren dabei vor einem großen Halbkreis aus vielen Monitoren – auf dieser „Wand“ ist der zur Szene passende Hintergrund zu sehen, gesteuert per Computer.

Diese Technik ist revolutionär. Früher wurden blaue oder grüne Leinwände hinter die Sets gehängt und die Darsteller:innen haben erst später gesehen, in welcher Umgebung ihre Szenen eigentlich spielen. Mehrere Wehklagen über das alte Verfahren sind überliefert, auch von „Star Wars“-Mitwirkenden.

Das „Volume“ hingegen beschert den Stars eine bisher ungekannte Immersion. Wenn man auf dem Fernseher sieht, wie die Heldin Ahsoka in einem außerirdischen Wald steht, hat Schauspielerin Rosario Dawson am Set genau dasselbe gesehen und konnte beim Dreh besser in die Szene eintauchen.

Doch leider wirkt nicht jeder digitale Hintergrund in „Ahsoka“ überzeugend. Das war auch in der „Star Wars“-Serie „The Mandalorian“ so, in der das „Volume“ ebenfalls umfangreich eingesetzt wurde. Gerade wenn die Digitalkulisse heller ist, zum Beispiel auf dem felsigen Planeten in der ersten „Ahsoka“-Folge, fehlt den Bildern die Tiefe. Das Geschehen wirkt kulissenhaft, es fällt schwerer, sich auf die Illusion einer außerirdischen Welt einzulassen.

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Ganz anders bei „Andor“: Zwar kam auch hier viel Computertechnik zum Einsatz, davon abgesehen aber wurde – wann immer möglich – in echten Landschaften gedreht. Oder es wurde ein aufwändiges Set gebaut, so wie für den Planeten Ferrix.

In dieser rustikalen Welt aus Steinhäusern und Schrott gärt über mehrere Folgen hinweg ein Aufstand des unterdrückten Proletariats, der sich schließlich gewaltsam gegen das Imperium entlädt. Man hat den Eindruck, dass der Staub, die Funken und schließlich das Feuer vom Fernseher ins Wohnzimmer hinüberwehen, so haptisch erscheint die Welt in „Andor“.


Inszenierung: Was tun mit den Figuren?

Der im Mai 2023 mit nur 58 Jahren verstorbene Ray Stevenson gehört zu den Höhepunkten von „Ahsoka“. Er spielt einen gefallenen Jedi-Ritter und überzeugt mit einer zurückgenommenen und trotzdem ausdrucksstarken Leistung. Doch die Inszenierung kann da oft nicht mithalten.

Sehr oft schauen wir in der neuesten „Star Wars“-Serie den Hauptfiguren dabei zu, wie sie miteinander sprechen. Häufig wirkt das statisch und gestellt – so als hätte Drehbuchautor Dave Filoni zwar gewusst, was er seine Figuren sagen lassen will, nicht aber, in welchen Situationen. Man trifft sich halt irgendwo, Hauptsache, die Texte werden gesagt.

„Andor“ dagegen wirkt lebendig, man bekommt den Eindruck, echten Menschen zuzuschauen. In einer Szene etwa sitzt der unehrenhaft entlassene Mitarbeiter eines Sicherheitsdienstes, eine der interessantesten Nebenfiguren der Serie, bei seiner Mutter am Frühstückstisch. Er musste wieder zu Hause einziehen.

Kathryn Hunter und Kyle Soller in „Andor“.
Kathryn Hunter und Kyle Soller in „Andor“ beim „Star Wars“-Frühstück.

© IMAGO/Picturelux

Das Verhältnis zwischen Mutter und Sohn offenbart sich in einem Dialog, während der geschasste Junior sich ein Essen in den Mund schiebt, das an Frühstücksflocken aus unserer Welt erinnert. Es ist eine für „Star Wars“-Verhältnisse ungewöhnlich alltägliche Szene, die wie aus dem Leben gegriffen wirkt und nicht wie für die Kamera arrangiert.


Nur Fans verstehen „Ahsoka“ komplett

Die Serie „Ahsoka“ ist die Fortsetzung der Animationsserien „The Clone Wars“ und „Rebels“, es geht um die Suche nach dem imperialen Anführer Thrawn und dem ebenfalls verschollenen Jedi-Ritter Ezra Bridger. Wem diese Namen nichts sagen, der hat wahrscheinlich nur die „Star Wars“-Filme gesehen und nicht die beiden Animationsserien, in denen Thawn und Ezra vorkommen.

Dieser Kontext ist relevant für „Ahsoka“. Sicherlich kann man die Serie auch verstehen, ohne „The Clone Wars“ und „Rebels“ gesehen zu haben, die wichtigsten Stichpunkte werden geliefert. Wirkliches Mitfiebern aber dürfte schwerfallen. Man erfährt, dass Ezra und Thrawn wichtig sind, aber man spürt es mangels eigener Kenntnisse nicht.

„Andor“ hingegen setzt kein größeres Vorwissen voraus. Viele Figuren sind neu, oder es werden bekannte Figuren in neuem Licht betrachtet. Man kann die Serie schauen und genießen, ohne jemals „Star Wars“ geguckt zu haben. Und wer die anderen Teile kennt, bekommt den Kampf zwischen Rebellen und Imperium so komplex und spannend erzählt wie nie zuvor in der mehr als 40-jährigen Geschichte des Franchises.

Bemerkenswert: „Andor“-Macher Tony Gilroy bekannte sich öffentlich dazu, kein „Star Wars“-Fan zu sein. Vielleicht brauchte es einen Mann von außen, damit der Sternenkrieg wieder so richtig interessant wird. 

Die achte und letzte Folge „Ahsoka“ erscheint am Mittwoch, den 4. Oktober, auf Disney+.

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