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Die Flaggen der Bundesrepublik Deutschland und Israel.

© dpa

Wanderausstellung "Israelis & Deutsche": 50 Jahre Annäherung

Die Wanderausstellung "Israelis & Deutsche" zeigt die Entwicklung der Beziehung beider Länder und erzählt persönliche Geschichten.

Als Kind flüchtete Florian Burian mit seiner Familie vor den Nazis nach Israel. 1960 eröffnete er dort ein Autohaus, um Volkswagen Käfer zu verkaufen. "Es war keine komplizierte Sache. Bei mir haben Abgeordnete, Polizeioffiziere und hohe Militärs eingekauft", beschreibt er seine Arbeit. Dabei musste er enge Kontakte zu Volkswagen in Deutschland knüpfen und überwand politische Grenzen zwischen den Ländern. Diese und andere Geschichten erfahren Besucher in der noch bis zum 13. November im Berliner Paul-Löbe-Haus gastierenden Wanderausstellung "Israelis und Deutsche". "Nicht normal, aber intensiv", beschreibt Bundestagspräsident Norbert Lammert die Ausstellung in Anlehnung an ein Zitat des israelischen Schriftstellers Amos Oz zur deutsch-israelischen Situation. Anlass der Ausstellung ist das 50-jährige Bestehen diplomatischer Beziehungen zwischen den beiden Ländern.

 Keine klassische Geschichtsstunde 

Dabei will die deutsch-israelische Gesellschaft e.V. (DIG), Organisator der Ausstellung, neben den politischen Ereignissen auch Geschichten von Zusammenarbeit und Freundschaft "normaler Bürger" beider Länder darstellen. "Wenn wir uns heute umschauen, sehen wir ein enges Beziehungsgeflecht zwischen den Menschen in beiden Ländern. Diese Nähe und Vielfalt ist einzigartig und sie war vor 50 Jahren undenkbar", begründet der Präsident der DIG, Reinhold Robbe, diese Ausrichtung. "Das Engagement von Individuen war mindestens so wichtig wie die großen politischen Weichenstellungen", sagt Robbe. Als Dialog zwischen den beiden Ländern gedacht, gastiert die Ausstellung parallel dazu in mehreren israelischen Städten. Auftakt ist Tel Aviv, gefolgt von Haifa, Jerusalem und Be’er Sheva.

Große Namen und Alltagsfreuden

So erfährt der Besucher von einem Berliner Ehepaar, das in Tel Aviv ein Cafe mit deutscher Einrichtung betreibt. Über die Jahre wurde "Cafe Mersand" zum Stammcafe für Israelis, die dort Erinnerungen an Deutschland austauschen. Eines ihrer liebsten Gesprächsthemen ist die Quizshow "Wer wird Millionär?". Stolz sind sie über den Besuch von Günther Jauch und seiner Ehefrau im Cafe.

Bundestagspräsident Lammert besichtigt die Ausstellung "Israelis & Deutsche".

© DIG/Tom Schulze

Auch finden Geschichten von bekannteren Personen Platz, wie die von  Berthold Breitz, Generalbevollmächtigter der Krupp AG, der während des Dritten Reichs Juden für sich arbeiten ließ und somit mehrere Tausend vor der Deportation rettete. Die Rolle von Künstlern im Aufbau einer friedlichen Beziehung zwischen den beiden Ländern wird anhand des Satirikers Ephraim Kishon, des Sängerpaars Esther und Ahi Ofarim, der Schauspielerin Daliah Lavi und des Magiers Uri Geller erläutert. 

Ecken und Kanten 

Dargestellt sind die Bilder und Texte auf wegförmig angeordneten Modulen aus Stahlblechplatten. Die politischen Geschehnisse sind als "Marksteine" auf den Exponaten rosa markiert. Wie Steine sollen die Gebilde eigentlich nicht aussehen, trotzdem passt dieser Eindruck zur Wegsymbolik. Ruth Justen, die Pressesprecherin der Ausstellung, beschreibt es so: Das gewählte reflektierende Material verdeutliche die unterschiedlichen Sichtweisen und Blickwinkel auf das komplexe Thema. Zudem spiegelten die leichten Risse in der Oberfläche die teils ambivalenten Beziehungen zwischen beiden Ländern wider. So kantig seien die Platten, weil auf dem Weg der Annäherung "nun mal nicht immer alles rund lief".

Dialog der Dinge 

Mit dem "Dialog der Dinge" endet die Ausstellung. Hier sollen Deutsche und Israelis miteinander in Kontakt kommen. Die Besucher erstellen Fotos von persönlichen Gegenständen. Anschließend erscheinen die Aufnahmen im jeweils anderen Land. Dort können sie vom Betrachter durch ein weiteres Objekt ergänzt werden. So soll am Ende ein "Kaleidoskop deutsch-israelischer Alltagsobjekte" entstehen. 

Die Ausstellung am Eröffnungstag.

© DIG/Tom Schulze

 

Stationen der Ausstellung

Wer unter der Woche nach der Arbeit die Ausstellung besichtigen möchte, wird es schwer haben. Sie ist nur bis maximal 16 Uhr und nur nach vorheriger Anmeldung für Besucher geöffnet. Am Wochenende ist kein Einlass möglich. "Wir hatten uns auch einen barrierefreieren Ausstellungsort für Berlin gewünscht", sagt Ruth Justen. In einer so gefragten Stadt sei es schwierig, eine geeignete Fläche zu finden, wenn man nicht viele Jahre im Voraus plane. Daher betont sie: "Wir sind dem Deutschen Bundestag sehr dankbar, dass das Berliner Publikum die Gelegenheit bekommt, "Israelis & Deutsche" zu sehen. Und natürlich ist es eine große Ehre, dass der Bundestagspräsident Norbert Lammert persönlich die Ausstellung am 15. Oktober eröffnet hat." Das Paul-Löbe-Haus sei ein ehrwürdiger Ort für das Thema und ein guter Kompromiss.

Fazit

"Israelis & Deutsche" ist eine gelungene Ausstellung der deutsch-israelischen Beziehung. Schade nur, dass die kurzen Öffnungszeiten Berufstätigen den Besuch erschweren. Abzuwarten bleibt auch, ob beim "Dialog der Dinge" viel mehr als die bisherigen Autoschlüssel und Handys auf den Aufnahmen festgehalten werden. Diese dürften sich in den beiden Ländern jedenfalls kaum unterscheiden.  

Die Ausstellung ist noch bis zum 13. November in Berlin im Paul-Löbe-Haus, Eingang West, Konrad Adenauer Straße 1, zu besichtigen.

Öffnungszeiten:

montags 9 bis 15 Uhr

dienstags bis donnerstags 9 bis 16 Uhr

freitags 9 bis 13 Uhr

Anmeldung: +49 39 227-33339 oder info-ausstellung-plh@bundestag.de

Danach geht sie auf Deutschlandreise und macht unter anderem in Augsburg, Düsseldorf, Hamburg, Kassel, Leer und Nürnberg Halt. Weitere Informationen gibt es unter: http://www.israelis-und-deutsche.de/

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