zum Hauptinhalt
Eine ältere Frau steht vor den Trümmern ihres Hauses in Dnipropetrovsk, das von russischen Raketen zerstört wurde.

© Reuters/Sofiia Gatilova

Zweite Angriffswelle binnen drei Tagen: Mindestens 34 Verletzte bei neuen russischen Raketenattacken

Russland scheint angesichts der stockenden Offensive wieder auf landesweite Luftangriffe zu setzen. Dabei wurden wohl auch wieder viele zivile Ziele getroffen.

Russland hat mit einem zweiten massiven Luftangriff innerhalb von drei Tagen Raketen auf Ziele in der gesamten Ukraine abgefeuert. Dabei wurden in der Stadt Pawlohrad in der südöstlichen Region Dnipropetrowsk 34 Menschen verletzt worden, wie die ukrainischen Behörden mitteilten. 15 von 18 Marschflugkörpern seien von der Luftabwehr abgeschossen worden.

Die Hauptstadt Kiew und andere Großstädte, in denen es ebenfalls Luftalarm gab, blieben geschützt. Nur aus Pawlohrad, einem Eisenbahnknotenpunkt hinter der Süd- und Ostfront, wurden folgenreiche Einschläge gemeldet. 19 Wohnblocks, 25 Häuser, drei Schulen, drei Kindergärten und mehrere Geschäfte seien beschädigt worden. Ein Industrieunternehmen sei getroffen und ein Großbrand in dem Gebiet ausgelöst worden. Unter den 34 Verletzten seien auch drei Kinder.

Russland sprach hingegen von nächtlichen Raketenangriffen auf militärische Ziele in der Ukraine. Alle Ziele seien getroffen worden, teilte das Verteidigungsministerium mit. Darunter seien Waffendepots und Munitionsfabriken. Ein von Russland eingesetzter Behördenvertreter in der besetzten Region Saporischschja veröffentlichte Bilder des Großbrandes in Pawlohrad und erklärte, die russischen Streitkräfte hätten dort militärische Ziele angegriffen.

Im Hinterhof eines Hauses am Stadtrand von Pawlohrad war ein Krater zu sehen, der mit Trümmern übersät war. Die Häuser in der Nähe wurden schwer beschädigt. Im Stadtzentrum waren die Fenster eines Wohnheims, das zu einer Chemiefabrik gehört, zerstört.

Bei den russischen Angriffen wurden auch Stromanlagen in der Region Dnipropetrowsk und in der südlichen Region Cherson beschädigt, sodass Tausende Menschen ohne Strom waren, wie das Energieministerium mitteilte. Die Reparaturen am Stromnetz würden mehrere Tage dauern.

Erst am Freitag hatte Russland die gesamte Ukraine mit Raketen beschossen. Es waren die ersten massiven landesweiten Luftangriffe seit fast zwei Monaten. Dabei wurden in der Stadt Uman in der Landesmitte 23 Zivilisten getötet, als eine Rakete in einem Wohnhaus einschlug. Russland bestreitet Zivilisten ins Visier zu nehmen.

Angesichts des stockenden Vormarschs an der Front im Osten scheint die Führung in Moskau damit zu ihrer Wintertaktik der großen landesweiten Luftangriffe zurückzukehren, während sich die Ukraine mit vom Westen gelieferten Panzern und Kampfjets auf eine Gegenoffensive zur Rückeroberung der besetzten Gebiete im Süden und Osten vorbereitet.

Eine Sprecherin des südlichen Militärkommandos der Ukraine sagte am Sonntag, die Unterwanderung von Russlands Logistik sei dafür eines „der Elemente“. Sie bezog sich auf den Großbrand auf der von Russland annektierten Halbinsel Krim am Samstag, bei der ein großes Treibstofflager in der Hafenstadt Sewastopol zerstört worden sein soll. Der Brand habe beim russischen Militär große Besorgnis ausgelöst, zitierten ukrainische Medien die Sprecherin.

Russland sprach von einem Drohnenangriff auf das Treibstofflager. Das ukrainische Militär hat sich nicht direkt dazu bekannt. Es hat aber erklärt, dass dabei zehn Öltanks mit einer Kapazität von ungefähr 40.000 Tonnen Treibstoff für Russlands Schwarzmeerflotte zerstört worden seien.

In Russland ist nach Angaben der Behörden nahe der Grenze zur Ukraine am Montag ein Güterzug durch einen „Sprengsatz“ entgleist. Es habe keine Opfer gegeben, teilte der Gouverneur der Region Brjansk, Alexander Bogomas, im Onlinedienst Telegram mit. Der Gouverneur der nördlichen Region Leningrad, Alexander Drosdenko, erklärte, dort seien Stromleitungen durch einen „Sprengsatz“ in die Luft gejagt worden.

Die staatliche russische Eisenbahngesellschaft erklärte, die Lokomotive habe Feuer gefangen und sei entgleist. Daraufhin seien auch sieben Waggons entgleist. Während der mehr als ein Jahr andauernden russischen Offensive in der Ukraine gab es bereits mehrfach Berichte über Sabotageakte auf Eisenbahnen in Russland und Belarus, das mit Moskau verbündet ist. (Reuters, AFP)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false