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Naftali Bennett, damaliger Premierminister von Israel, leitet eine Kabinettssitzung (Archivbild).

© dpa/AP/EPA/Abir Sultan

„Wir bekämpfen Nazis“: Israels Ex-Premier Bennett vergleicht Militäraktion in Gaza mit Bombardierung Dresdens

Ein TV-Interview mit dem ehemaligen israelischen Premierminister Naftali Bennett hat sich zu einer hitzigen Debatte entwickelt. Seinem Interviewer warf er ein „falsches Narrativ“ vor.

Der ehemalige israelische Premierminister Naftali Bennett hat sich im Interview mit dem britischen Sender Channel 4 in Rage geredet und die kommende israelische Militäraktion gegen die Hamas im Gazastreifen mit der Bombardierung Dresdens im Zweiten Weltkrieg verglichen. „Wir bekämpfen Nazis“, sagte er.

„Als Großbritannien im Zweiten Weltkrieg die Nazis bekämpft hat, hat auch keiner gefragt, was in Dresden los ist“, sagt Bennett aufgebracht und lässt seinen Interviewer kaum zu Wort kommen. „Die Nazis haben London angegriffen und Ihr habt Dresden angegriffen. Deshalb: Schande über Sie, wenn Sie mit diesem falschen Narrativ weitermachen.“

Im Februar 1945 hatten die britische und US-amerikanische Luftwaffen eine Vielzahl an Bomben auf Dresden abgeworfen. Der Angriff zählt zu den verheerendsten Luftangriffen des Zweiten Weltkrieges. Bis zu 25.000 Menschen in der etwa 630.000-Einwohnerstadt verloren ihr Leben.

Der Interviewer fragte Bennett zuvor nach Patient:innen in Krankenhäusern im Gazastreifen. Deren lebenserhaltende Maßnahmen müssten abgeschaltet werden, weil Israel seine Stromlieferungen in das Gebiet unterbrochen und eine vollständige Abriegelung von Gaza angeordnet hatte.

Bennett lehnt einen palästinensischen Staat ab

Bennett reagierte harsch: „Fragen Sie mich ernsthaft weiter nach palästinensischen Zivilisten? Was ist los mit Ihnen? Haben Sie nicht gesehen, was los ist?“ Israel ziele nicht auf Zivilisten, sagte der Ex-Regierungschef. Auch die israelische Armee gibt an, nur auf Ziele der Hamas im Gazastreifen zu feuern.

Ich werde meinen Feinden keinen Strom und kein Wasser geben.

Naftali Bennett, ehemaliger israelischer Premierminister

Bezüglich der gekappten Strom- und Wasserlieferungen erwiderte Bennett: „Die Welt kann kommen und denen alles bringen, was sie wollen (...) Ich werde meinen Feinden keinen Strom und kein Wasser geben. Wenn jemand anderer möchte: Tun Sie, was Sie wollen, wir sind nicht verantwortlich für sie.“

Bennett bekleidete von Mitte 2021 bis Mitte 2022 den Posten des israelischen Premierministers. In einer Neuwahl im vergangenen Jahr wurde die von ihm und Jair Lapid geführte Regierung wieder abgewählt. Er lehnt einen palästinensischen Staat ab.

Seit Samstag sind nach Angaben der israelischen Armee mehr als 6000 Raketen aus dem Gazastreifen auf Israel geschossen worden. Mehr als 1500 militante Hamas-Kämpfer waren in über 30 israelische Orte in Grenznähe eingedrungen und hatten Hunderte Israelis getötet. Rund 150 Personen wurden in den Gazastreifen entführt. Die Zahl der israelischen Opfer stieg bis zum Freitag auf über 1300, 3300 Menschen wurden verletzt.

Israel reagiert mit massiven Luftschlägen auf Ziele im Gazastreifen, bei denen nach palästinensischen Angaben seit Kriegsbeginn 1600 Palästinenser getötet und 6600 weitere verletzt wurden. Die Angaben lassen sich nicht unabhängig überprüfen. Die UN spricht laut Berichten von mehr als 423.000 Binnenvertriebenen im Gazastreifen. (mit KNA)

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