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Beim Volk ziemlich beliebt: Finnlands Ministerpräsidentin Sanna Marin.

© AFP/Jonathan Nackstrand

Was nun, Finnland? : Wenn Popularität allein für einen Sieg nicht reicht

Sanna Marin muss trotz großer Beliebtheit als Regierungschefin abtreten. Gescheitert ist sie am finnischen Populismus und den wirtschaftlichen Folgen des Ukraine-Krieges.

Ein Kommentar von John Falkirk

Sie war umstritten, aber eigentlich sehr beliebt: Die finnische Regierungschefin Sanna Marin, eine Sozialdemokratin, ist abgewählt worden. Trotz eines guten Wahlergebnisses. Damit ergeht es ihr wie der schwedischen Ministerpräsidentin Magdalena Andersson im vergangenen Jahr.

Auch ihre sozialdemokratische Partei konnte dazugewinnen – dennoch verlor sie ihr Amt. In beiden skandinavischen Ländern haben der Ukraine-Krieg und seine wirtschaftlichen Auswirkungen die konservativen und rechtspopulistischen Parteien gestärkt.

Wahl zwischen Populisten und Sozialdemokraten

Dagegen kamen die beiden Regierungschefinnen nicht an – obwohl sie ihre Länder recht erfolgreich durch Krisen geführt hatten: zunächst die Corona-Pandemie und dann die politisch-militärische Kursänderung in Sachen Nato-Mitgliedschaft.

Die Anhänger der Nationalen Koalition jubeln während der Wahlparty der Partei nach den finnischen Parlamentswahlen am 2. April 2023 in Helsinki.
Die Anhänger der Nationalen Koalition jubeln während der Wahlparty der Partei nach den finnischen Parlamentswahlen am 2. April 2023 in Helsinki.

© AFP/ALESSANDRO RAMPAZZO

Aber Marin und Andersson mussten in den Wahlkampf ziehen, als steigende Energiepreise und Inflation die Wähler beschäftigten. Das haben jetzt Konservative und Rechtspopulisten in Finnland geschickt genutzt. Allein regieren kann Wahlsieger Petteri Orpo aber nicht – er hat die Wahl zwischen einer Koalition mit den „Wahren Finnen“ oder den Sozialdemokraten.

Die Frage nach der Koalition

Bevor er sich mit den Rechtspopulisten einlässt, sollte er allerdings einen Blick über die Ostsee nach Schweden werfen. Dort hatte sich die siegreiche liberal-konservative Partei Moderaterna mit den Schwedendemokraten verbündet, die ein historisch starkes Wahlergebnis erzielt hatten.

Sie hatten der vorherigen Regierung die Schuld an der Energiekrise gegeben, staatliche Stromsubventionen und niedrigere Benzinpreise versprochen. Doch es gelang ihnen nicht, Wahlversprechen umzusetzen. Deshalb sind die Umfragewerte der schwedischen Regierung nur sieben Monate nach Amtsantritt dramatisch abgestürzt.

Der finnische Wahlsieger Orpo sollte sich daher gut überlegen, ob er in einer Koalition mit den „Wahren Finnen“ deren populistische Forderungen wirklich erfüllen kann. Mit den Sozialdemokraten würde es allerdings ständig koalitionsinternen Streit über die nötigen Einsparungen geben.

Vielleicht werden die finnischen Wähler sich schon bald nach ihrer charismatischen Regierungschefin Sanna Marin zurücksehnen. Denn der konservative Orpo hat auch kein Patentrezept für den wirtschaftlichen Stress-Test, dem viele Länder heute ausgesetzt sind. In Schweden ist die im September abgewählte Regierungschefin Magdalena Andersson heute beliebter denn je.

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