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Ein großer Ballon schwebt über dem Atlantischen Ozean vor der Küste von South Carolina.

© Chad Fish/dpa

Update

Globales Überwachungsprogramm: Mehr als 40 Länder offenbar im Visier der chinesischen Ballonspionage

Die USA sehen die chinesischen Ballons als Teil eines breit aufgelegten Programms. Die Vereinigten Staaten seien nicht das einzige Ziel.

| Update:

Der von den USA abgeschossene mutmaßliche Spionageballon aus China ist nach Angaben von US-Außenminister Antony Blinken Teil eines umfangreichen Überwachungsprogramms.

China hat US-Medienberichten zufolge mit einer Flotte von Spionageballons mehr als 40 Länder auf fünf Kontinenten ins Visier genommen. Das meldeten mehrere US-Medien, darunter die „New York Times“ und die „Washington Post“, am Donnerstag übereinstimmend unter Berufung auf einen hochrangigen Mitarbeiter des Außenministeriums in Washington. Der vor der US-Küste abgeschossene chinesische Ballon habe über „mehrere Antennen“ verfügt - in einer Anordnung, die China wahrscheinlich in die Lage versetzt habe, „Kommunikation zu sammeln und zu lokalisieren“, hieß es weiter.

Die USA hätten mit Hilfe von Aufklärungsflugzeugen hochauflösende Bilder gemacht, um die Fähigkeiten des Ballons zu bestimmen, während sich dieser noch im amerikanischen Luftraum befunden habe. Die Ausrüstung des Ballons habe „eindeutig der nachrichtendienstlichen Überwachung“ gedient und stimme nicht mit der Ausrüstung von Wetterballons überein.

„Die Vereinigten Staaten waren nicht das einzige Ziel dieses breit angelegten Programms, das die Souveränität von Ländern auf fünf Kontinenten verletzt hat“, sagte Blinken am Mittwoch bei einem Treffen mit Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg in Washington. Die USA hätten dazu mit Dutzenden Ländern Informationen ausgetauscht.

Vor allem Daten über amerikanische Militärbasen, aber auch die anderer Länder könnten dabei für China interessant sein, berichtet die „Washington Post“. Demnach will sich das Land damit im Falle eines Konflikts oder zunehmender Spannungen einen Vorteil verschaffen. Die Zeitung beruft sich dabei auf die Einschätzung mehrerer US-Beamter, die anonym bleiben wollten.

Dem Bericht zufolge würde China so Informationen über die militärischen Fähigkeiten von Ländern in aller Welt sammeln. Dabei hätten Ballons Vorteile gegenüber Satelliten, die die Erde in regelmäßigen Abständen umkreisen.

Die Flugobjekte fliegen näher an der Erde und folgen den Windmustern. So könnten sie den Radars von Militärs und Geheimdiensten leichter entgehen, heißt es im Bericht weiter.

Auf einer Pressekonferenz am Mittwoch sagte US-Brigadegeneral Patrick S. Ryder, dass in den letzten Jahren chinesische Ballons über Lateinamerika, Südamerika, Südostasien, Ostasien und Europa gesichtet wurden.

Belastung der diplomatischen Beziehungen

Das Auftauchen des Ballons über US-Territorium hat die ohnehin frostigen Beziehungen beider Länder weiter abgekühlt. Das US-Militär hatte den Ballon am Samstag vor der Küste des Bundesstaates South Carolina über dem Atlantik abgeschossen.

Die US-Regierung wirft China vor, es habe Militäreinrichtungen ausspionieren wollen. Peking sprach dagegen von einem zivilen Forschungsballon, der vom Kurs abgekommen sei, und von einer „Überreaktion“. Angesichts des Streits sagte Blinken kurzfristig eine Reise nach Peking ab.

Der Außenminister verwies darauf, dass die Bergung von Teilen des abgeschossenen Ballons noch laufe. „Wir analysieren sie, um mehr über das Überwachungsprogramm zu erfahren.“

Diese Informationen würden verknüpft mit Erkenntnissen, die gesammelt worden seien, während sich der Ballon noch im amerikanischen Luftraum befunden habe. Blinken fügte hinzu: „Wir werden in den kommenden Tagen mehr dazu sagen.“

Stoltenberg ergänzte, der Ballon bestätige „ein Muster im chinesischen Verhalten“. Die Volksrepublik habe stark in neue militärische Fähigkeiten investiert, einschließlich Überwachung und Aufklärung.

Auch in Europa seien verstärkte Geheimdienstaktivitäten zu beobachten. Die Chinesen nutzten Satelliten, Cyberfähigkeiten und eben auch Ballons. „Wir müssen also wachsam sein“, mahnte der Norweger. (dpa)

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