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Titanproduktion in der Nähe von Jekaterinburg.

© imago images/ITAR-TASS

Ukraine-Invasion Tag 757: Westliche Firmen kaufen weiterhin Titan für hunderte Millionen Dollar in Russland

Russland startet schwersten Angriff auf Kiew seit Wochen, Scholz erwartet „klares Signal“ in Brüssel. Der Nachrichtenüberblick am Abend.

Dem Westen fällt es nicht leicht, sich bei bestimmten Produkten von der Abhängigkeit Russlands zu lösen. Das hatte kurz nach Beginn des russischen Angriffskriegs die Debatte um Öl und Gas gezeigt. Auf anderen Feldern zeigt sich eine Abhängigkeit bis heute, wie die „Washington Post“ nun schreibt.

In dem Beitrag geht es um Titan. Westliche Firmen haben das Metall demnach auch nach Beginn des Krieges für Hunderte von Millionen Dollar aus Russland gekauft. Und zwar von einem russischen Unternehmen, das dort eine Art Monopolstellung genieße und enge Verbindungen zur Rüstungsindustrie des Landes habe. Das gehe aus russischen Exportdaten hervor.

So habe das Titanunternehmen VSMPO-AVISMA im Jahr 2022 etwa 15.000 Tonnen Titan im Wert von 370 Millionen Dollar exportiert, vor allem an Deutschland, Frankreich, die Vereinigten Staaten und Großbritannien. 2023 seien es Exporte im Wert von mindestens 345 Millionen US-Dollar gewesen.

Verteidigungsexperten sehen durch diese Abhängigkeit Sicherheitsbedenken, weil das Metall für die Herstellung von Verkehrs- und Militärflugzeugen genutzt wird. „Russland könnte den Fluss dieser (...) Materialien unterbrechen und Unternehmen, die für die nationale Verteidigung und die zivile Luftfahrt von entscheidender Bedeutung sind, in Bedrängnis bringen“, sagte William George, Forschungsdirektor bei ImportGenius, der Zeitung.

Das Titanunternehmen VSMPO-AVISMA wurde laut dem Bericht weder von den Vereinigten Staaten noch von der Europäischen Union mit Sanktionen belegt. Einzig die Ukraine habe das getan, so die „Washington Post“. 

Die wichtigsten Nachrichten des Tages im Überblick:

  • Bei den schwersten russischen Raketenangriffen auf Kiew seit Wochen sind am Donnerstag in der ukrainischen Hauptstadt und Umgebung 17 Menschen verletzt worden. Die ukrainische Luftwaffe erklärte, sie habe 31 russische Raketen abgefangen. Im Stadtzentrum gab es am Morgen mehrere Explosionen. Präsident Wolodymyr Selenskyj rief nach den Angriffen die westlichen Verbündeten zur Lieferung von mehr Luftabwehrraketen auf. Moskau gab indes die Einnahme eines weiteren ostukrainischen Dorfs bekannt. Mehr dazu hier.
  • Bundeskanzler Olaf Scholz erwartet vom EU-Gipfel in Brüssel ein „sehr klares Signal“ der Entschlossenheit an den russischen Präsidenten Wladimir Putin. „Es ist unverändert wichtig, dass wir dem brutalen russischen Angriff etwas entgegensetzen, indem wir die Ukraine unterstützen“, sagte der Kanzler zum Auftakt der Beratungen der 27 Staats- und Regierungschefs in Brüssel.
  • Polen schließt sich der tschechischen Initiative zur Beschaffung von 800.000 Artilleriegranaten aus Staaten außerhalb der EU für die Ukraine an. Man wolle dies nicht nur finanziell unterstützen, sondern auch bei der Logistik helfen, sagte der polnische Außenminister Radoslaw Sikorski bei einem Treffen der Außenminister der Visegrad-Gruppe in Prag. Ziel sei es, dass die Munition dorthin gelange, wo sie an der Front gebraucht werde. 
  • Russlands Vorstöße in der Ostukraine haben sich nach britischer Einschätzung in den vergangenen Wochen verlangsamt. Zum Teil könnte das auf die hohen Verluste im Kampf um Awdijiwka zurückzuführen sein, schrieb das britische Verteidigungsministerium. Die Lage bleibe aber instabil, weil die Ukrainer angesichts von Personal- und Munitionsmangel Probleme hätten, ihre Stellungen zu halten.
  • Russland droht mit Vergeltungsmaßnahmen, sollte die Europäische Union mit Erlösen aus eingefrorenen russischen Vermögenswerten Waffen und Munition für die Ukraine beschaffen. Kreml-Sprecher Dmitri Peskow sagt, dafür werde die Regierung in Moskau alle möglichen legalen Mittel in Erwägung ziehen. 
  • Wie das ukrainische Medium „The Kyiv Independent“ berichtet, reiste der niederländische Admiral Rob Bauer am 21. März nach Kiew. Bauer ist Vorsitzender des Nato-Militärausschusses, der obersten militärischen Instanz des westlichen Verteidigungsbündnisses. Es sei der erste Besuch einer Nato-Militärdelegation in der Ukraine seit Beginn des russischen Angriffskrieges, berichtet „The Kyiv Independent“.
  • Bei einem russischen Raketenangriff auf Mykolajiw im Süden der Ukraine sind nach Angaben der örtlichen Behörden mindestens eine Person getötet und vier weitere Menschen verletzt worden. Die Rettungsarbeiten dauern demnach noch an. Der Bürgermeister von Mykolajiw, Olexandr Sienkewytsch, sagt, es seien keine Wohnhäuser in der Stadt beschädigt worden.
  • Estlands Verteidigungsminister Hanno Pevkur hat der Ukraine bei einem Besuch in Kiew weitere Militärhilfen zugesagt. Das baltische EU- und Nato-Land wird die ukrainische Armee mit Waffen und Ausrüstung im Wert von 20 Millionen Euro im Kampf gegen Russland unterstützen.
  • Das Parlament in Tschechien hat Russland zur größten Sicherheitsgefahr für den EU- und Nato-Mitgliedstaat erklärt. In einer am Mittwochabend angenommenen Entschließung hieß es, das - so wörtlich - „terroristische Regime in Russland“ versuche, seine Einflusssphäre auf die Ukraine und weitere Länder Europas auszudehnen. Mehr dazu hier.
  • Mehrere EU-Staaten fordern von der Europäischen Kommission Importbeschränkungen für russisches Getreide. Russland finanziere mit Gewinnen aus den Getreideexporten in die EU auch den laufenden Krieg gegen die Ukraine, heißt es in einem Brief, der von den Agrarministern aus Tschechien, Estland, Lettland, Litauen und Polen unterschrieben wurde.

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