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Ein Mann geht an einer Rekrutierungsanzeige für die Armee mit der Aufschrift «Wer, wenn nicht wir» vorbei. (Symbolfoto)

© dpa/DMITRI LOVETSKY

Ukraine-Invasion Tag 751: Wie Russland ukrainische Jugendliche als Soldaten zu missbrauchen versucht

16 Tote nach russischem Luftangriff auf Odessa, Protestaktionen und Festnahmen bei Präsidentenwahl in Russland. Der Nachrichtenüberblick am Abend.

Bis zum Jahr 2022 lebte Bohdan Yermokhin, der ohne Eltern aufgewachsen war, in einem Internat in Mariupol. Als russische Soldaten die ukrainische Stadt besetzten, entführten sie ihn nach Moskau und brachten ihn in eine Pflegefamilie. Er erhielt einen russischen Pass, ging auf eine russische Schule.

Man habe sogar versucht, ihm nationalistische Lieder beizubringen, erzählt er heute gegenüber dem US-Sender CNN (Quelle hier). Kurz vor seinem 18. Geburtstag habe er eine Einladung zu einem russischen Rekrutierungsbüro erhalten. Man wollte ihn als Soldat anheuern. Er sollte gegen sein eigenes Volk kämpfen.

Bohdan Yermokhin gehört zu einer Gruppe namens „Mariupol 31“. CNN hat Schicksale wie das von Yermokhin dokumentiert. „Mir wurde gesagt, dass die Ukraine verliert, dass dort Kinder für Organspenden missbraucht werden und dass ich sofort in den Krieg geschickt werde. Ich habe ihnen gesagt, dass ich, wenn ich in den Krieg geschickt würde, zumindest für mein eigenes Land kämpfen würde, nicht für sie“, sagte er.

Die ukrainischen Behörden schätzen dem Bericht zufolge, dass seit der Invasion Moskaus im Februar 2022 etwa 20.000 Kinder gewaltsam nach Russland verschleppt wurden. CNN hat mit dem Menschenrechtsbeauftragten der Ukraine, Dmytro Lubinets, gesprochen. Er ist überzeugt, dass das, was Bohdan Yermokhin passiert ist, Teil einer Kampagne Putins zur Auslöschung der ukrainischen Identität ist und Putin so versucht, seine Kräfte an der Front aufzustocken.

„Wir haben jetzt Beispiele für die gewaltsame Mobilisierung des ukrainischen Volkes. Alle ukrainischen Teenager, die in Russland festgehalten werden, werden mit 18 Jahren auf eine (Rekrutierungs-)Liste des russischen Militärs gesetzt“, sagte er CNN.

Yermokhin versuchte zweimal, aus Russland zu fliehen, einmal über Belarus und einmal über die besetzte Krim, wurde jedoch beide Male gefasst und nach Moskau zurückgebracht. Erst an seinem 18. Geburtstag erlaubte ihm Russland, in die Ukraine zurückzukehren. Nun befindet er sich in Kiew.

Die wichtigsten Nachrichten des Tages im Überblick:

  • Begleitet von mehreren Protestaktionen und Festnahmen ist am Freitag in Russland die dreitägige Präsidentschaftswahl gestartet. In verschiedenen Städten und Regionen wurden den Behörden zufolge in Wahllokalen Brandsätze gezündet. Vor einem Wahllokal in einer russisch besetzten Region der Ukraine explodierte laut der örtlichen Wahlkommission eine Bombe.
  • EU-Ratspräsident Charles Michel hat zwei Tage vor Wahlende bereits Wladimir Putin als Sieger bei der viel kritisierten russischen Präsidentenwahl gratuliert. „Ich möchte Wladimir Putin zu seinem Erdrutschsieg bei den heute beginnenden Wahlen gratulieren“, spottete er Freitag auf der Plattform X. Mehr dazu hier.
  • Bei einem russischen Raketenangriff auf die ukrainische Hafenstadt Odessa sind nach Behördenangaben 16 Menschen getötet und dutzende weitere verletzt worden. Darunter seien Bewohner der Stadt am Schwarzen Meer, ein Sanitäter und ein Rettungsdienstmitarbeiter, erklärte der Gouverneur der gleichnamigen Region Odessa, Oleh Kiper, in den Onlinenetzwerken. Mehr dazu in unserem Newsblog.
  • Die Ukraine hat eigenen Angaben zufolge von Kriegsgegner Russland 100 Leichen getöteter Soldaten zurückerhalten. Nach der Identifikation sollen die Toten den Verwandten übergeben werden, wie der ukrainische Koordinationsstab für Kriegsgefangenenbelange per Telegram mitteilte. 
  • Die EU-Kommission gibt nach eigenen Angaben 500 Millionen Euro frei, um die Produktion von Munition in der Europäischen Union für die Ukraine anzukurbeln. Das Geld soll in Projekte von Rüstungsunternehmen wie Rheinmetall, Nammo, Chemring Nobel, Hellenic Defence Systems und Eurenco fließen.
  • Ukrainische Soldaten werden in russischer Gefangenschaft einem UN-Bericht zufolge monatelang gefoltert. Die Misshandlungen seien „entsetzlich“, systematisch und weitverbreitet, berichtete die Ukraine-Untersuchungskommission des UN-Menschenrechtsrates in Genf. Mehr dazu hier.
  • In den grenznahen russischen Regionen Belgorod und Kursk ist die Lage nach den jüngsten Angriffen von ukrainischer Seite weiter angespannt. Die Partisanenbewegung Legion Swoboda Rossii (auf Deutsch: Freiheit Russlands) kündigte Gefechte in den Gebieten an und rief die Bevölkerung auf, die Flucht zu ergreifen.
  • In Russland hat der Inlandsgeheimdienst FSB nach eigenen Angaben einen Mann in Moskau festgenommen, der für die Ukraine Drohnen gebaut und gestartet haben soll. Der russische Staatsbürger stehe unter dem Verdacht auf Landesverrat, teilt der FSB mit. Er habe auch in unmittelbarer Nähe von Einrichtungen des russischen Verteidigungsministeriums Drohnen gestartet. Mehr dazu hier.

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