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Ein russischer Soldat patrouilliert durch einen zerstörten Bereich des Iljitsch Eisen- und Stahlwerks Mariupol.

© dpa/Uncredited

Ukraine-Invasion Tag 686: Russland plant offenbar Serienproduktion einer neuen Gleitbombe

Ukraine will Nachschub für Armee verbessern, unterirdische Schule in Charkiw soll im März in Betrieb gehen. Der Nachrichtenüberblick am Abend. 

Russland hat im Krieg gegen die Ukraine bereits Gleitbomben eingesetzt. So gab es im Mai vergangenen Jahres Berichte, dass das Land täglich mindestens 20 dieser Sprengkörper über den Kampfgebieten abwerfe (nachzulesen hier). Das Institut für Kriegsstudien (ISW) hatte im Dezember allerdings berichtet, dass Moskau den Einsatz verringert habe, nachdem in dem Monat drei russische Jagdbomber von der Ukraine abgeschossen worden waren.

In der Zukunft könnten die Gleitbomben aber wieder eine größere Rolle spielen. Denn Russland will offenbar mit der Serienproduktion einer neuen Gleitbombe namens Drel beginnen, wie die Nachrichtenagentur Reuters auf ihrer Website unter Berufung auf die staatliche russische Nachrichtenagentur Tass schreibt (Quelle hier). Die Tass zitiert dabei aus einer Stellungnahme eines Vertreters des staatlichen russischen Rüstungskonzerns Rostec.

Die Produktion der ersten Charge dieser Gleitbomben ist demnach für dieses Jahr geplant. Das Ziel: Sie sollen gepanzerte Fahrzeuge, bodengestützte Radarstationen oder auch Flugabwehrraketensysteme zerstören. Die Bomben können auch aus größerer Entfernung eingesetzt werden.

Bei den Drel soll es sich laut dem Bericht um Streubomben handeln. Streumunition ist international geächtet. Die Ukraine hat solche Munition von den USA erhalten, sich aber verpflichtet, sie nur zur Abwehr feindlicher Soldaten einzusetzen. Der russische Präsident Wladimir Putin wiederum hatte, so schreibt Reuters weiter, im Juli 2023 erklärt, Streubomben in der Ukraine einzusetzen, wenn dies notwendig sei.

Die wichtigsten Nachrichten des Tages:

  • Die Ukraine will nach den Worten von Präsident Wolodymyr Selenskyj den Nachschub für ihre Armee verbessern. Der Staatschef sprach am Dienstag mit den Spitzen des Militärs und der zuständigen Ministerien über die Versorgung der Einheiten mit Munition und Drohnen, wie er abends in seiner Videoansprache berichtete. „Die Hauptsache ist, dass die gesamte Logistik schneller werden muss, sagte er. Mehr hier.
  • Anhänger von Kremlgegner Alexej Nawalny haben weltweit zu Demonstrationen anlässlich des dritten Jahrestags seiner Inhaftierung am 21. Januar aufgerufen. Kremlchef Wladimir Putin habe Nawalny hinter den Polarkreis wegsperren lassen, um ihn zum Schweigen zu bringen. „Lasst Putin nicht gewinnen“, schrieb Nawalnys ins Ausland geflüchteter Chefstratege Leonid Wolkow auf seinem Telegram-Kanal. Mehr hier.
  • In der ostukrainischen Großstadt Charkiw soll wegen des anhaltenden russischen Angriffskriegs im März die erste unterirdische Schule in Betrieb gehen. Der Bau im Industrieviertel der Stadt verlaufe nach Plan, ungeachtet des feindlichen Beschusses und des Frosts, erklärte Bürgermeister Ihor Terechow am Mittwoch bei Telegram. Mehr in unserem Newsblog.
  • Vertreter der 31 Nato-Staaten und der von Russland angegriffenen Ukraine sind am Mittwochnachmittag zu einem Austausch über die jüngsten Entwicklungen im Kriegsgebiet zusammengekommen. Um das Treffen im Format des Nato-Ukraine-Rats hatte die Regierung in Kiew gebeten. Hintergrund waren insbesondere die schweren russischen Raketenangriffe über Neujahr. 
  • Der Angriffskrieg Russlands hat einer Studie zufolge seit Februar 2022 auch Auswirkungen auf die Sprache in den sozialen Medien der Ukraine. So nutzten immer weniger Menschen Russisch, sondern bevorzugten Ukrainisch. Das hat ein Team aus Forschenden der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität, der University of Bath und der Technischen Universität München herausgefunden.
  • Die EU treibt ungeachtet des anhaltenden Widerstands aus Ungarn die Vorbereitungen für neue Milliardenhilfen für die Ukraine voran. In Brüssel beschlossen Vertreter der Mitgliedstaaten am Mittwoch per Mehrheitsentscheidung, zu den Unterstützungsplänen Verhandlungen mit dem Europaparlament aufzunehmen. 
  • Die Verbündeten der Ukraine üben nach den Worten von Präsident Wolodymyr Selenskyj keinen Druck auf sein Land aus, den Kampf gegen Russland einzustellen und den Konflikt einzufrieren. Dieses Jahr werde entscheidend sein für sein Land, sagt Selenskyj bei einem Besuch in der litauischen Hauptstadt Vilnius zudem. 
  • Nach mehreren Angriffen durch die ukrainische Armee sind aus der russischen Stadt Belgorod in der Nähe der Grenze laut dem örtlichen Gouverneur knapp einhundert Kinder evakuiert worden. 93 Schulkinder seien in die Region Woronesch gebracht worden, teilte Wjatscheslaw Gladkow am Mittwoch im Onlinedienst Telegram mit.
  • Russlands Präsident Wladimir Putin hält sich trotz fortgeschrittenen Alters noch für voll leistungsfähig. Das sagte der 71-jährige Staatschef gut zwei Monate vor der russischen Präsidentenwahl. „Ich spüre in mir die Kraft, die Energie zu arbeiten, um die vor dem Land stehenden Aufgaben zu erfüllen“, sagte Putin am Mittwoch der staatlichen Nachrichtenagentur Tass zufolge. 
  • Die Ukraine hat 2023 die Produktion von Waffen, Ausrüstung und Artilleriegranaten verdreifacht und die Produktion von Minen um das 42-fache gesteigert. Dies erklärte der Vorsitzende des Ausschusses für nationale Sicherheit, Verteidigung und Nachrichtendienste der Werchowna Rada, Oleksandr Sawjtnewytsch.
  • Im südrussischen Gebiet Saratow hat die Flugabwehr nach Behördenangaben eine Drohne abgeschossen. Die ukrainische Drohne sei von der Luftverteidigung zerstört worden, teilte das russische Verteidigungsministerium am frühen Morgen auf Telegram mit. Damit sei der Versuch Kiews, „einen Terroranschlag auf Einrichtungen im Hoheitsgebiet der Russischen Föderation zu verüben“, vereitelt worden.
  • Die USA, Deutschland und Dutzende weitere westliche Staaten haben die mutmaßliche Lieferung nordkoreanischer Raketen und deren Einsatz gegen die Ukraine verurteilt. „Wir verurteilen Nordkoreas Ausfuhr ballistischer Raketen, Russlands Beschaffung dieser Raketen sowie Russlands Einsatz nordkoreanischer ballistischer Raketen gegen die Ukraine am 30. Dezember 2023 und am 2. Januar 2024 auf das Schärfste“, hieß es in einer am Dienstag veröffentlichten gemeinsamen Erklärung.

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