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Ein ukrainischer Soldat der 31. Brigade feuert eine D-30-Kanone auf russische Stellungen an der Frontlinie.

© dpa/Libkos

Ukraine-Invasion Tag 533: Wie sich die Musik in der Ukraine seit dem Krieg gewandelt hat 

Russland beschießt offenbar eigene Gebiete, um es Ukrainern anzulasten. Behörden rufen Einwohner von Kupjansk zum Verlassen der Stadt auf. Der Überblick am Abend.

Es war nur wenige Monate nach Beginn des russischen Kriegs gegen die Ukraine, als die Band Kalush Orchestra 2022 den Eurovision Song Contest gewann – ein europäisches Zeichen der Solidarität mit dem angegriffenen Land. Welche Rolle Musik nicht nur damals, sondern bis heute angesichts des Krieges in der Ukraine spielt, darüber hat die „Washington Post“ nun geschrieben (Quelle hier).

Die Zeitung hat unter anderem mit Maria Kvitka gesprochen. Die 30-Jährige, die vor dem Krieg als Kostümbildnerin arbeitete, hat im vergangenen Jahr die ukrainische Version der Talentshow „The Voice“ gewonnen. Aus Sicherheitsgründen war die Show damals in einer U-Bahn-Station aufgezeichnet worden. Kvitka sagt, sie habe in Volksliedern, die sie gesammelt hatte, Zuflucht gesucht, als der Krieg begann: „Es war wie eine Therapie für mich.“

Die Sängerin, so schreibt die „Washington Post“, ist eine von vielen neuen Künstlern, die während des Krieges in der Ukraine aufgekommen sind. Sie versuchen, ukrainische Traditionen wiederzubeleben, die Truppen an der Front moralisch zu unterstützen und den Menschen im Land Mut zu machen. „Mit dem Krieg war plötzlich alles unter Beschuss. Jetzt wollen die Menschen ihre Wurzeln und Traditionen bewahren. Früher hat sich niemand darum gekümmert“, sagt Kvitka.

Es fand ein Wandel statt: In Radiosendern sind russische Lieder verboten, stattdessen gibt es Kampflieder etwa über die Schlacht von Bachmut. Bands, die früher in Russland auftraten, kappten ihre Verbindungen dorthin. Sänger, die vorher auf Russisch sangen, übersetzten ihre Lieder ins Ukrainische und veröffentlichten sie neu. 

Auch der ukrainische Liedermacher Taras Borovok hat sich mit dem Krieg neu orientiert. Statt an die Front ging der Oberstleutnant ins Studio. Er und sein Team produzieren Musikvideos, um Ukrainer zum Eintritt in die Armee zu ermutigen oder Lieder zum Gedenken an gefallene Soldaten. Diese werden über Lautsprecher an der Front gespielt. Er sagt, nach 18 Monaten habe das Interesse an militärischen Inhalten in der Musik nachgelassen, aber sie seien immer noch relevant.

Zunehmend, so heißt es in dem Artikel, versuchten ukrainische Künstler daher, die Menschen von den Schrecken des Kriegs abzulenken. Sie schreiben vermehrt Lieder über Liebe und Freude. So wie die Band Onuka, die von der Musikerin Nata Schytschenko und ihrem Produzenten gegründet wurde. „Ich denke, dass die Menschen jetzt nicht nur Lieder über Trauer und Sieg brauchen, sondern auch ein Ventil, um ihre Gefühle mitzuteilen“, sagt sie der „Washington Post“. 

Die wichtigsten Nachrichten des Tages im Überblick

  • Mehreren ehemaligen Häftlingen, die ihre Zeit in der Wagner-Gruppe abgeleistet haben, werden neue Straftaten vorgeworfen. Die BBC hat etwa 20 Verdächtige ausfindig gemacht, denen schwere Vergehen wie Vergewaltigung und Mord zur Last gelegt wird. Mehr dazu erfahren Sie hier.
  • Die russische Armee setzt verstärkt auf veraltete Militärfahrzeuge. Aus einem Militärdepot in Sibirien sind mehrere Hundert Panzer abtransportiert worden. Satellitenbilder zeigen dort nun große Lücken. Mehr dazu lesen Sie hier.
  • Angesichts der vorrückenden russischen Truppen haben die Behörden der ukrainischen Stadt Kupjansk die Einwohner zum Verlassen der Stadt aufgerufen. In Anbetracht der „schwierigen Sicherheitslage und der zunehmenden Bombardierung“ sollten sich die Menschen an „einen sichereren Ort“ begeben, hieß es. Mehr hier.
  • Russland beschießt ukrainischen Angaben zufolge im Süden des Landes seine besetzten Gebiete, um die Angriffe Kiews Truppen anlasten zu können. Das berichtet die Vertreterin des Befehlshabers der ukrainischen Streitkräfte im Süden, Natalia Humeniuk. Mehr dazu erfahren Sie hier.
  • Polen plant die Stationierung von insgesamt 10.000 Soldaten in der Grenzregion zum Nachbarland Belarus. Etwa 4000 Soldaten würden den Grenzschutz unterstützen, weitere 6000 sollten die Reserve bilden, sagte Polens Verteidigungsminister Mariusz Blaszczak dem polnischen öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Mehr hier.
  • Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) hat nach der Festnahme eines mutmaßlichen Spions die durch den Ukraine-Krieg verschärfte Sicherheitslage in Deutschland hervorgehoben. „Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine hat auch die Sicherheitslage in Deutschland verändert“, sagte Faeser den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Mehr dazu lesen Sie hier.
  • Etlichen Republikanern in den USA ist die amerikanische Unterstützung für die Ukraine schon länger ein Dorn im Auge. Der republikanische Verteidigungsstratege Elbridge Colby warnt nun vor einem drohenden Konflikt mit China und fordert, die US-Hilfen für Kiew in weiten Teilen zu beenden. Mehr hier.
  • Russische Streitkräfte haben nach Angaben Moskaus in der Nähe der Halbinsel Krim der Nacht elf ukrainische Drohnen abgeschossen. Außerdem seien zwei Drohnen abgeschossen worden, die in Richtung der Hauptstadt Moskau flogen, erklärte das Verteidigungsministerium im Onlinedienst Telegram. Mehr dazu hier.
  • Zur besseren Verteidigung gegen russische Luftangriffe hat Deutschland die Flugabwehr der Ukraine mit zwei weiteren Abschussrampen des Waffensystems Patriot gestärkt. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj dankte am Mittwoch mehrfach für die Militärhilfe. Mehr dazu lesen Sie hier.
  • Während der Verteilung humanitärer Hilfsgüter sind in der südukrainischen Region Cherson offiziellen Angaben zufolge mindestens sechs Menschen durch russischen Beschuss verletzt worden. Eines der Opfer im Dorf Biloserka habe schwere Verletzungen erlitten, teilte der Leiter der regionalen Militärverwaltung mit. Mehr in unserem Newsblog.
  • Die ukrainische Marine hat nach eigenen Angaben einen neuen, vorläufigen Korridor für den kommerziellen Schiffsverkehr im Schwarzen Meer eingerichtet. Er sei für Handelsschiffe, die derzeit in den Schwarzmeerhäfen der Ukraine festhingen, und den Transport von Getreide und Agrarprodukten gedacht, sagt ein Marine-Sprecher.
  • Nach der schweren Explosion auf einem Fabrikgelände nahe Moskau werden offiziellen Angaben zufolge noch immer zwölf Menschen vermisst. Nach ihnen werde weiter unter den Trümmern gesucht, meldete die Agentur Interfax am Donnerstag unter Berufung auf den Zivilschutz.
  • Der russische Krieg in der Ukraine wird nach Einschätzung von Wolfgang Ischinger noch länger dauern. „Wenn wir realistisch sind, dürfen wir nicht darauf hoffen, dass in den kommenden Wochen des Sommers oder Herbstes 2023 dieser Krieg tatsächlich überwunden werden kann“, sagte der frühere Chef der Münchner Sicherheitskonferenz. 
  • Über 19.000 ukrainische Kinder sind während der russischen Invasion von ihren Eltern getrennt und nach Russland deportiert worden. Das teilten die SOS-Kinderdörfer mit. „Das ist ein Kriegsverbrechen und nach internationalem Recht Teil eines Genozids“, sagt Serhii Lukashov, Leiter der Organisation in der Ukraine. 

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