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Zerstörte Wohnungen in Kiew.

© Imago/Abacapress/Uncredited

Ukraine-Invasion Tag 484: Immer mehr Menschen in Kiew sind obdachlos

Wichtiger Übergang zur Krim zerstört, Wagner-Chef wirft Russlands Militärführung Lügen vor, weitere 1,5 Milliarden Euro Hilfe von der EU. Der Nachrichtenüberblick.

Durch die russischen Bombardierungen haben viele Menschen in der Ukraine ihr Hab und Gut verloren. Häuser wurden zerstört, Einwohner fliehen aus ihren Dörfern. Und so landen immer mehr Menschen in den großen Städten auf der Straße, wie der britische „Guardian“ jetzt berichtet (Quelle hier). Das führt auch zu Problemen bei Langzeitobdachlosen.

Laut der privaten Hilfsorganisation House of Mercy Kyiv seien vor der Corona-Pandemie rund 6000 Menschen in der Hauptstadt als obdachlos registriert gewesen, jetzt schätzt sie die Zahl auf rund 20.000, wobei die meisten seit Beginn des Krieges dazugekommen seien. Auch Helfer in Charkiw und Odessa berichten demnach von einem Anstieg. 

Der 40-jährige Vadym und die 36-jährige Alona leben bereits seit fünf Jahren auf der Straße. Untergekommen sind sie in einem verlassenen Einkaufszentrum. Angesichts der Angriffe auf Kiew fühlen sie sich dort aber nicht mehr sicher. „Wir versuchen, uns bei Luftangriffen weit von den Gebäuden zu entfernen“, sagt Vadym. „Niemand hat es auf einen Park abgesehen“, aber dort seien sie völlig ungeschützt. Doch die beiden sagen, sie könnten nirgendwo anders hin, in die öffentlichen Notunterkünfte und U-Bahn-Stationen dürften sie nicht gehen.

Aber auch sonst sei das Leben auf der Straße schwieriger geworden. Denn da so viele Menschen inzwischen dort lebten, kämen die Helfer, die Lebensmittel verteilten, gar nicht mehr hinterher. Außerdem hätten sich einige Arbeitslose vor dem Krieg mit Gelegenheitsjobs auf Baustellen über Wasser gehalten, doch auch das sei weggebrochen. Nun bleibt ihnen nur eins: wertvolle Abfälle wie Glas und Papier zu sammeln – und dadurch wenigstens ein bisschen an Geld zu bekommen.

Die wichtigsten Nachrichten des Tages:

  • Am Donnerstagmorgen ist ein wichtiger Übergang zwischen dem ukrainischen Festland und der Krim wohl teilweise zerstört worden. In Tschonhar wurde laut dem von Russland eingesetzten Gouverneur für die Region Cherson, Wladimir Saldo, eine Straße mit Storm-Shadow-Raketen angegriffen. Mehr dazu lesen Sie hier.
  • Russlands Justiz hat die verlängerte Untersuchungshaft für den wegen angeblicher Spionage festgenommenen US-Reporter Evan Gershkovich bestätigt. Ein Gericht in Moskau lehnte eine Beschwerde von Gershkovichs Anwälten ab, wie die Agentur Interfax meldete. Mehr dazu erfahren Sie hier.
  • IOC-Präsident Thomas Bach hat die Boykotthaltung der Ukraine wegen der Wiederzulassung von Sportlern aus Russland und Belarus für internationale Wettbewerbe erneut kritisiert. Die ukrainischen Athleten würden von ihrer eigenen Regierung für den Krieg bestraft, der von Russland und Belarus begonnen worden sei, sagte er. Mehr hier.
  • Die Hinweise, dass die „Andromeda“ in Polen festgemacht hat, verdichten sich. Die Segeljacht steht im Verdacht, bei der Sabotage der Nord-Stream-Pipelines in der Ostsee genutzt worden zu sein. Eine Recherche liefert nun neue Erkenntnisse. Mehr dazu erfahren Sie hier.
  • Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat sich für umfassende Sicherheitsgarantien der Nato für die Ukraine ausgesprochen - sieht die Zeit für eine Nato-Mitgliedschaft aber noch nicht gekommen. „Absolute Priorität“ habe dabei, „die tatsächliche Kampfkraft der Ukraine zu stärken“, sagte er im Bundestag. Mehr dazu hier.
  • Der scheidende Präsident des Deutschen Lehrerverbands, Heinz-Peter Meidinger, hat Probleme bei der Schulintegration mancher ukrainischer Schüler beklagt. Er machte dafür auch unzureichende Anstrengungen der Länder als Ursache aus. Mehr dazu lesen Sie hier.
  • Der Chef der russischen Privatarmee Wagner, Jewgeni Prigoschin, hat Russlands Militärführung Lügen und Verschweigen von Fakten über die Lage an der Front in der Ukraine vorgeworfen. Verteidigungsminister Sergej Schoigu und Generalstabschef Waleri Gerassimow tischten Präsident Wladimir Putin „Blödsinn“ auf, sagte er auf Telegram. Mehr in unserem Newsblog.
  • Angesichts des russischen Angriffskriegs hat die EU der Ukraine weitere 1,5 Milliarden Euro Hilfe zur Verfügung gestellt. Mit dem Geld soll garantiert werden, dass das Land Löhne und Renten zahlen sowie Krankenhäuser, Schulen und Unterkünfte für Flüchtlinge aufrechterhalten kann, wie die EU-Kommission mitteilte. 
  • Moskau weist ukrainische Vorwürfe zurück, sie plane einen Angriff auf das Akw Saporischschja. Dies sei eine weitere Lüge, sagt Präsidialamtssprecher Dmitri Peskow. Zuvor hatte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj erklärt, der Geheimdienst habe Informationen erhalten, wonach Russland einen Anschlag erwäge, durch den Radioaktivität freigesetzt werden sollte. 
  • Laut dem ukrainischen Energieminister könnte Russland im kommenden Jahr einen der letzten Versorgungswege für russisches Erdgas nach Europa kappen. Dann läuft der Fünf-Jahres-Vertrag der Ukraine mit dem russischen Versorger Gazprom für die Durchleitung aus. 
  • Präsident Wolodymyr Selenskyj hat zwei Wochen nach Beginn der ukrainischen Offensive Fortschritte an der Front gelobt. „Im Süden sind wir in der Vorwärtsbewegung“, sagte er in seiner täglichen Videoansprache. Er räumte zwar schwere Kämpfe ein, doch überall werde der Feind vernichtet, meinte er.

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