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Eine Frau und ein Mädchen in Afghanistan.

© REUTERS/Ali Khara

„Systematische Unterdrückung“: UN-Beobachter wirft Taliban Apartheid gegen Frauen in Afghanistan vor

Ein UN-Experte forderte die Mitgliedsländer auf, eine Studie zum Thema Gender-Apartheid in Auftrag zu geben und den internationalen Druck zu erhöhen.

Der gesellschaftliche Ausschluss von Frauen in Afghanistan kommt nach Ansicht eines UN-Experten einer Form von Apartheid gleich. Richard Bennet, der Sonderberichterstatter für Menschenrechte in Afghanistan, prangerte am Montag vor dem UN-Menschenrechtsrat die „schwerwiegende, systematische und institutionalisierte Diskriminierung gegen Frauen“ durch die regierenden militant-islamistischen Taliban an.

„Gender-Apartheit“ ist im internationalen Recht nicht als Verbrechen definiert. Bennet forderte daher die 47 Mitgliedsländer des Menschenrechtsrates auf, eine Studie zu dem Thema in Auftrag zu geben.

Sollte die Lage in Afghanistan so bezeichnet werden, würde dies andere Staaten zum Handeln verpflichten, argumentierte er in seinem schriftlichen Bericht an den Rat. Er verwies darin auf den internationalen Druck gegen die frühere staatliche Rassendiskriminierung in Südafrika.

Bennet hatte im April und Mai mit der UN-Frauenrechtsexpertin Dorothy Estrada-Tanck Afghanistan besucht. Danach hatten sie in Bezug auf das Vorgehen der Taliban gegen die Frauen von Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Gender-Apartheit gesprochen - Vorwürfe, die Bennet in seinem Bericht an den Menschenrechtsrat wiederholte.

Estrada-Tanck wies am Montag auf die hohe psychische und gesundheitliche Belastung für Frauen hin, die der Ausschluss aus Bildung, Beruf, öffentlichen Bereichen und dem Gesundheitswesen nach sich zieht.

Außerdem warnte sie vor vermeidbaren Todesfällen, die als Femizide beurteilt werden könnten: Sie wies darauf hin, dass Frauen und Mädchen nur von Ärztinnen behandelt werden dürfen, aber derzeit kein weiblicher medizinischer Nachwuchs ausgebildet werde.

„Bis die Taliban ihre Politik ändern, dürfen wir nicht zur Normalität zurückkehren“, sagte die Menschenrechtsbeauftragte der Bundesregierung, Luise Amtsberg, im Menschenrechtsrat. In einer Videoansprache forderte sie eine international einheitliche und klare Linie gegenüber den militant-islamistischen Machthabern. (dpa)

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