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Das Satellitenbild von einem Bestattungsinstitut in Tangshan, China.

© REUTERS/ MAXAR TECHNOLOGIES

Stark gestiegene Infektionszahlen: Satellitenbilder deuten auf Corona-Überlastung von Chinas Krematorien hin

Die jüngste Corona-Welle in China führt offenbar auch zu vielen Todesfällen. Eine Analyse zeigt nun, wie überlastet auch die Bestattungsinstitute dadurch sind.

Angesichts der zuletzt drastisch gestiegenen Corona-Infektionszahlen in China nimmt offenbar auch die Zahl der Todesopfer im Zusammenhang mit dem Virus zu.

In übereinstimmenden Auswertungen von Satellitenbildern des Unternehmens „Maxar Technologies“ durch den amerikanischen Sender „CNN“ und die Zeitung „Washington Post“ wird nun erkennbar, wie belastet Chinas Krematorien zu sein scheinen.

Die Aufnahmen zeigen Bestattungsunternehmen in sechs verschiedenen Städten, von Peking im Norden bis hin zu Chengdu im Südwesten, vor denen sich lange Schlangen gebildet haben. Satellitenbilder aus der Nacht zeigen, dass Familienangehörige teils bis in die Morgenstunden auf eine Einäscherung warten.

Da die Regierung seit Dezember nur noch Todesfälle mit Atemwegsversagen in die Zählung aufnimmt und keine offiziellen Corona-Todesfälle listet, dürfte die Dunkelziffer enorm hoch sein. Internationale Experten gehen laut „Washington Post“ davon aus, dass die tatsächliche Zahl der Todesopfer bei 5.000 Menschen pro Tag liegt.

Zeugen berichten gegenüber der US-amerikanischen Zeitung, knapp zwölf Stunden auf einen Termin für die Einäscherung ihrer verstorbenen Angehörigen gewartet zu haben. Im Normalfall beantragen Familienmitglieder in China im Todesfall mit der jeweiligen Sterbeurkunde telefonisch einen Termin.

Personal in Bestattungsinstituten berichtet von Überstunden

Ein Interview mit der Empfangsdame eines Instituts zeigt aber, warum viele nun den direkten Weg gehen: „Das Telefon steht nicht still“, erzählt sie. „Ich arbeite seit sechs Jahren hier, und so viel war hier noch nie los.“

Die Gefriertruhen seien voll und alle acht Verbrennungsöfen rund um die Uhr in Betrieb, so die Mitarbeiterin aus Chongqing. Landesweit machen Mitarbeitende in den Bestattungsinstituten Überstunden.

Statt wie bisher um die 40 Leichen werden in Chinas Krematorien mittlerweile teils 150 Leichen pro Tag verbrannt. Das war aus einem Bericht der staatlichen Zeitung „Beijing Youth Daily“ hervorgegangen, der der „Washington Post“ vorlag und mittlerweile gelöscht wurde.

Autoschlangen vor einem Bestattungsinstitut in Chengdu, China.
Autoschlangen vor einem Bestattungsinstitut in Chengdu, China.

© REUTERS/ MAXAR TECHNOLOGIES

Zwar sei ein Anstieg des Betriebs in den Krematorien im Winter nichts Ungewöhnliches. Der extreme Anstieg im Vergleich zum Vorjahr ist den Unternehmen zufolge allerdings deutlich spürbar.

Betrüger verkaufen Warteplätze

Aus diesem Grund wurden in den Bestattungsinstituten auch die Trauerfeiern abgeschafft. Zwei Minuten hätten die Menschen nun im Schnitt, um sich vor der Einäscherung von ihren Angehörigen zu verabschieden. „Für ganz normale Familien wie uns ist das definitiv ein schwerer Schlag“, erklärt einer der Angehörigen gegenüber der „Washington Post“.

Mittlerweile hat sich sogar ein Schwarzmarkt in den Schlangen entwickelt. Die chinesische Polizei warnt vor Betrügern, die Plätze in den Schlangen einnehmen und sie dann für umgerechnet rund 300 Euro an die Trauernden verkaufen.

Auf den Satellitenbilder von „Maxar“ sind außerdem Schlangen von Leichenwagen zu sehen, die vor den Instituten warten. Bei einem Krematorium zeigt die Auswertung zweier Aufnahmen aus verschiedenen Zeiträumen, dass ein neuer Parkplatz eingerichtet wurde.

In China sind die Corona-Infektionszahlen in den vergangenen Wochen explosionsartig angestiegen. Nach landesweiten Protesten wegen der strikten Corona-Maßnahmen hatte die chinesische Regierung Mitte Dezember abrupt ihre bisherige Null-Covid-Strategie aufgegeben.

In Henan, einer der bevölkerungsreichsten Provinzen des Landes, haben sich nach Angaben eines Behördenvertreters fast 90 Prozent der Einwohner mit dem Coronavirus angesteckt. Bis zum 6. Januar hätten sich 89 Prozent der Bevölkerung der zentralchinesischen Provinz infiziert, erklärte am Montag der Direktor von Henans Gesundheitskommission, Kan Quancheng. (mit Agentur)

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