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Am Donnerstagabend hatten zahlreiche Menschen in Dublin randaliert, darunter viele Rechtsradikale. Es gab dutzende Festnahmen.

© AFP/Paul Faith

Nach Krawallen in Dublin: Opposition in Irland fordert Justizministerin und Polizeichef zum Rücktritt auf

Am Donnerstagabend hatten Hunderte in Dublin randaliert, darunter viele Rechtsradikale. Die Partei Sinn Fein kritisiert „katastrophale operationale Fehler“.

Es war offiziellen Angaben zufolge die schwersten Krawalle seit Jahrzehnten in Dublin. Nach den Ausschreitungen in der irischen Hauptstadt wächst nun die Kritik an der irischen Justizministerin Helen McEntee und Polizeichef Drew Harris. Die Chefin der wichtigsten Oppositionspartei Sinn Fein, Mary Lou McDonald, forderte beide zum Rücktritt auf, wie die Zeitung „Irish Times“ am Samstag berichtete.

Die Polizei habe am Donnerstag die Kontrolle über Teile der irischen Hauptstadt verloren und „katastrophale operationale Fehler“ begangen, sagte McDonald. Kabinettsmitglied Paschal Donohoe warf Sinn Fein vor, die Eskalation für parteipolitische Zwecke zu missbrauchen. Regierungschef Leo Varadkar hatte sich hinter die Einsatzkräfte gestellt.

Irlands Premier Varadkar will hart gegen Randalierer vorgehen

Am Donnerstagabend hatten zahlreiche Menschen in Dublin randaliert, darunter viele Rechtsradikale. Sie plünderten Läden, griffen Polizisten an und zündeten Einsatzfahrzeuge und Busse an, nachdem zuvor ein Mann am Nachmittag drei kleine Kinder sowie eine Betreuerin mit Messerstichen teils schwer verletzt hatte.

Die Ausschreitungen waren demnach von Berichten in sozialen Medien angestachelt worden, dass der Täter ein Migrant sei. Dutzende Menschen wurden festgenommen.

Premierminister Varadkar bezeichnete die Randalierer als „Kriminelle“. Die Beteiligten „haben Schande über Dublin gebracht, Schande über Irland und Schande über ihre Familien und sich selbst.“ Die Randalierer hätten nicht aus „irgendeinem Patriotismus“ heraus gehandelt oder „um Iren zu schützen“, sondern „sie haben so gehandelt, weil sie voller Hass sind“, sagte Varadkar.

„Sie lieben Gewalt. Sie lieben Chaos, und sie lieben es, anderen Schmerzen zu bereiten“, fügte der Regierungschef hinzu. Die Regierung werde alle rechtlichen Möglichkeiten ausschöpfen, um die an den „grotesken Ereignissen Beteiligten zu bestrafen“, kündigte Varadkar weiter an.

200.000 Euro Spenden für mutigen Migranten in Dublin

Um neue Krawalle zu verhindern, waren am Freitagabend starke Polizeieinheiten im Stadtzentrum im Einsatz. Mehrere Menschen wurden vorläufig festgenommen. Sie standen im Verdacht, Krawalle zu planen. Wie der Sender RTÉ berichtete, erhielt die irische Polizei zwei Wasserkanonen aus Nordirland, um für neue Randale gerüstet zu sein.

Regierungsvertreter lobten die Passanten, die den Messerangreifer überwältigt hatten, darunter ein brasilianischer Lieferdienstfahrer. Er habe mit seinem Motorradhelm auf den Kopf des Manns eingeschlagen, sagte Caio Benício (43) der „Irish Times“.

Der Vater zweier Kinder kritisierte die folgende Randale als sinnlos. „Ich weiß, dass auch Anti-Migranten-Gruppen beteiligt waren. Und ich, als Migrant, war derjenige, der geholfen hat, den Angreifer zurückzuhalten“, sagte er.

Zum Dank für seinen Einsatz wurde eine Spendenaktion gestartet, „um Caio Benício ein Pint Bier zu kaufen“ – nach nur zehn Stunden waren bereits mehr als 200.000 Euro gesammelt worden, wie die Zeitung „Irish Independent“ berichtete. (dpa, AFP)

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