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Palestinians inspect the site of an Israeli strike on a house, in Khan Younis, in the southern Gaza Strip, October 24, 2023.

© REUTERS/IBRAHEEM ABU MUSTAFA

Nach israelischen Luftangriffen: Palästinenser verliert seine Kinder an deren Geburtstag

Der 21. Oktober war eigentlich ein Tag der Freude für die Familie Abu Schamalah. An ihrem Geburtstag kamen nun die beiden Kinder ums Leben, auch ihre schwangere Mutter starb.

Adam und Scham wurden beide am 21. Oktober geboren, der Dreijährige sechs Jahre nach seiner Schwester. Nun sind die beiden Kinder an einem 21. Oktober gestorben, gemeinsam mit ihrer Mutter Dareen. Ein israelisches Geschoss traf nach Angaben ihres Vaters das Haus von Verwandten in Rafah im Süden des Gazastreifens, in dem sich die Familie vor den israelischen Luftangriffen auf Gaza-Stadt in Sicherheit wähnte.

Nur der Vater Aiman Abu Schamalah überlebte den Angriff. Nach eigenen Angaben hatte er auf dem Dach des dreistöckigen Gebäudes die Wassertanks überprüft, nachdem es nach elf Tagen endlich wieder eine Lieferung gegeben habe. „Ich ging gerade die Treppe hinunter, als unser Haus getroffen wurde“, erzählt der 34-Jährige der Nachrichtenagentur AFP. „Wäre ich 30 Sekunden früher herunter gekommen, wäre ich zusammen mit ihnen getötet worden.“

Vier weitere Verwandte und zwei ihrer Kinder kamen am 21. Oktober ums Leben, dem Geburtstag von Abu Schamalahs Kindern. Für ihn werde dieser Tag künftig nur noch Trauer mit sich bringen, sagt er mit erstickter Stimme, während er mit beiden Händen die Tränen abwischt.

Wäre ich 30 Sekunden früher herunter gekommen, wäre ich zusammen mit ihnen getötet worden.

Aiman Abu Schamalah

Seine Frau sei von der Druckwelle vom Balkon geschleudert worden, als sie gerade Wäsche aufhing, erzählt der 34-jährige Palästinenser. Die 28-Jährige sei im neunten Monat schwanger gewesen, und sie hätten ihrer künftigen Tochter bereits einen Namen gegeben.

Er habe nicht damit gerechnet, dass Dareen und ihr Ungeborenes den Sturz aus dem dritten Stock überleben würden, sagt Abu Schamalah. „Doch als ich sie fand, lebte sie noch kurz.“ Ihre letzten Worte seien gewesen: „Aiman, hole Mecca aus meinem Bauch und kümmere dich um sie.“

Im Krankenhaus, in das Dareens Leiche gebracht wurde, bekniete er daraufhin den Arzt, den letzten Wunsch seiner Frau zu erfüllen. Den Ärzten gelang es tatsächlich, Mecca per Kaiserschnitt auf die Welt zu holen. Doch zwischen dem Tod der Mutter und der Geburt vergingen sehr viel Zeit, in dem das Gehirn des Babys nicht mit Sauerstoff versorgt wurde. Nach Einschätzung des Leiters der Notaufnahme, Mohammad Salameh, wird Mecca bleibende Schäden davontragen.

Vor dem Brutkasten seiner Tochter bricht Abu Schamalah in Tränen aus. Dass ein Arzt ihn tröstend in den Arm nimmt, merkt er kaum. Auf dem Zettel am Brutkasten steht: „Baby der Märtyrerin Dareen Abu Schamalah“ − und als Geburtsdatum: 21. Oktober. (AFP)

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