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Abgewählt: Milo Djukanovic nach der Parlamentswahl, die für seine Partei schlecht ausging.

© Reuters/Stevo Vasiljevic

Montenegro wählt: Zar Milo will’s noch einmal wissen

Seit mehr als 30 Jahren ist er an der Macht. Obwohl sie jetzt bröselt, könnte Milo Djukanovic noch einmal Präsident von Montenegro werden. Die Opposition macht es ihm leicht.

Milo Djukanovic scheint die Zeit nichts anhaben zu können. Die Berliner Mauer stand noch, Jugoslawien war noch intakt, als 1988 der steile Aufstieg von Montenegros Dauerpräsidenten begann.

Zuerst Mitglied im montenegrinischen Zentralkomitee des Bundes der Kommunisten, der jugoslawischen Staatspartei, stand er später an der Spitze der von ihm 1991 gegründeten DPS und wurde dann mehrfach Regierungs- und Staatschef des Landes an der Adria, das seit 2006 unabhängig ist. Die lange Karriere von „Zar Milo“ begleiteten unzählige Korruptionsaffären, Mafiavorwürfe und internationale Justizermittlungen.

Doch die Popularität des steinreichen Dauerregenten im „Land der schwarzen Berge“ bröckelt, ebenso wie seine Machtbasis. Seine DPS wurde bei den Parlamentswahlen 2020 abgewählt und erstmals in die Opposition verbannt. Bei den Kommunalwahlen im Oktober verlor die DPS gar zehn der 14 von ihr gehaltenen Städte – darunter Montenegros Hauptstadt Podgorica.

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Sieben Kandidaten, Stichwahl wahrscheinlich

Für ihn und seine DPS gehe es bei den Präsidentschaftswahlen am Sonntag um „sinken oder schwimmen“, umschreibt die Agentur „Balkaninsight“ die Ausgangslage. Obwohl das „Rasiermesser“ – so einer der vielen Beinamen Djukanovics – bei dieser Präsidentschaftswahl um sein politisches Überleben fürchten muss, geht der 61-Jährige paradoxerweise erneut als Favorit ins Rennen. Seine Gegner nämlich sind uneins und könnten ihn damit im Amt halten.

Sieben Kandidaten treten am Sonntag an; vermutlich wird es am 2. April eine Stichwahl geben. Mit einem Durchmarsch wie 2018, als er schon im ersten Wahlgang auf über die Hälfte der Stimmen kam, kann Djukanovic zwar nicht mehr rechnen. Aber trotz fallenden Zuspruchs dürfte ihm zumindest der Einzug in die Stichwahl sicher sein.

Ein Duell zweier verbrauchter Dinosaurier mit zahlreichen Leichen im Keller

Die Zeitung Vijesti über die mögliche Stichwahl

Weil sich die beiden europäisch gesinnten Reformkräfte, die Bewegung „Europa jetzt“ (ES) und die „Demokraten“, nicht auf einen gemeinsamen Kandidaten verständigen konnten, haben sich die Chancen des Amtsinhabers schlagartig verbessert.

„Er muss scheitern, damit ein europäisches Montenegro überlebt“

ES-Hoffnungsträger Jakov Milatovic und Demokraten-Chef Aleksa Becic kämpfen um dieselbe reformgesinnte Wählerklientel. Von ihrem Zweikampf könnte ausgerechnet ein Kandidat profitieren, der als belgradhörig und moskautreu gilt: Dem 58-jährigen Serben-Nationalisten Andrija Mandic werden nun neben Djukanovic die größten Chancen auf den Einzug in die zweite Wahlrunde eingeräumt.

Für Djukanovic wäre dieser Gegenkandidat in der Stichwahl ein Geschenk: Wegen seiner prowestlichen Ausrichtung wird der amtierende Präsident traditionell von den USA unterstützt. Gegen Jakov Milatovic, den Chef von „Europa jetzt“, hätte er im entscheidenden zweiten Gang wohl kaum eine Chance. Gegen Mandic dagegen, der als Mann Belgrads gilt, wäre ihm der Sieg vermutlich kaum zu nehmen.

Ein Duell von zwei „verbrauchten Dinosauriern mit unzähligen Leichen im Keller“, urteilt der Kolumnist der montenegrinischen Zeitung „Vijesti“ über diese Aussicht und nennt sie „niederschmetternd“. Wenn Montenegro als europäische Gesellschaft überleben wolle, sei es „zwingend erforderlich“, dass Mandic bereits im ersten Wahlgang scheitere und Djukanovic in der Stichwahl.

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