zum Hauptinhalt
Migranten kommen in einem Boot im Hafen von La Restinga auf der Insel El Hierro an.

© dpa/Europa Press

Über 500 Geflüchtete in 24 Stunden: „Spanisches Lampedusa“ auf den Kanaren ist überfordert

Die EU debattiert und streitet im spanischen Granada über das Thema Migration. Im Blick ist die italienische Insel Lampedusa. Inzwischen spitzt sich die Lage aber auch auf den Kanaren zu.

| Update:

Auf den Kanarischen Inseln sind innerhalb von 24 Stunden 518 Geflüchtete angekommen. Drei Schiffe mit 275 Menschen an Bord hätten die westliche Insel El Hierro erreicht, sagte eine Sprecherin der spanischen Seenotretter am Freitag. Zwei weitere Boote kamen demnach auf Teneriffa und eines auf Gran Canaria an. Nach Angaben der Sprecherin stammen die Migranten aus afrikanischen Ländern südlich der Sahara. 

Die Kanarischen Inseln sind zuletzt zu einem Hotspot für ankommende Migranten geworden. Seit Dienstag sind mehr als 1300 Menschen auf El Hierro angekommen. Die kleine Kanaren-Insel hat gut 11.000 Einwohner und ist einem solchen Zustrom von Migranten nach eigenen Angaben nicht gewachsen. Einige Medien sprechen bereits vom „spanischen Lampedusa“. El Hierro stellt das vor große Probleme.

Die Situation sei „unhaltbar“, sagte der kanarische Regierungschef Fernando Clavijo am Freitag dem TV-Sender Antena 3. Der konservative Politiker warf der linken Zentralregierung Tatenlosigkeit vor. „Wir sind fassungslos und perplex über das Schweigen einer spanischen Regierung, der die Ereignisse im Zusammenhang mit der Migration und der Druck, dem alle Kanaren ausgesetzt sind, anscheinend völlig egal sind“, sagte er.

Neue Route im Atlantik

Wieso die meisten Migranten-Boote auf der sogenannten kanarischen Route zuletzt vor allem El Hierro ansteuerten, ist nicht bekannt. Inzwischen wurden nach Behördenangaben Hunderte von Migranten auf andere, deutlich größere kanarische Inseln gebracht, etwa nach Teneriffa. Die Inselregierung forderte trotzdem von Madrid und der EU „außergewöhnliche und dringende“ Maßnahmen.

„Die Herreños sind zwar ein hilfsbereites und einfühlsames Volk, das aus erster Hand weiß, was Auswanderung bedeutet. Doch sie sind weder flächen-, noch bevölkerungs-, noch ressourcenmäßig darauf vorbereitet, eine so große Zahl von Migranten zu bewältigen“, hieß es in einer Mitteilung.

Nach Angaben der spanischen Hilfsorganisation Caminando Fronteras starben in den ersten sechs Monaten des Jahres mindestens 951 Migranten bei dem Versuch, Spanien auf dem Seeweg zu erreichen. Der größte Teil der Todesopfer (778) wurde demnach nicht im Mittelmeer, sondern auf der Route von Westafrika zu den Kanaren registriert. (dpa/AFP)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false