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Joe Biden, Präsident der USA, hat seit seiner Kindheit mit Stottern zu kämpfen.

© Foto: dpa/Susan Walsh

Um sein Stottern zu lindern: So hat sich Biden auf seine Rede zur Lage der Nation vorbereitet

Die alljährliche „State of the Union“ ist für Joe Biden kein leichtes Unterfangen: Der Präsident stottert seit seiner Kindheit. Berater legen seine Vorbereitungen offen.

US-Präsident Joe Biden hält am Dienstagabend (Mittwoch 3 Uhr MEZ) seine jährliche Rede zur Lage der Nation vor dem Kongress. Darauf hat sich der 80-Jährige zuvor penibel vorbereitet, wie die „New York Times” berichtet.

Bei der als State of the Union bekannten Ansprache vor beiden Kongresskammern dürfte Biden auf die Wirtschaftspolitik und auf internationale Themen wie den Ukraine-Krieg und die neuen Spannungen mit China eingehen.

Eigentlich eine alljährliche Routine für US-Präsidenten. Das Problem dabei: Joe Biden leidet seit seiner Kindheit unter Stottern – ein Thema, über das er auch heute noch in sehr emotionaler Weise spricht. 

Die Vorbereitungen für seine Rede begannen daher Wochen im Voraus: Erste Entwürfe lagen offenbar bereits im November vor, wie Berater gegenüber der „New York Times” offenlegen. 

Demnach soll Biden sich mit einem engen Kreis von Mitarbeitern im Weißen Haus getroffen und ihnen die Entwürfe von vorne bis hinten laut vorgelesen haben. Zudem übte er bereits mehrfach vor einem Teleprompter, um sicherzustellen, dass die Sprache verständlich und klar ist.

Bidens Redeschreiber: Genaue Vorstellung vom sprachlichen Stil

An seine Schreiber stelle der US-Präsident akribische Forderungen, heißt es in dem Bericht: Die Sätze sollen klar formuliert sein – Abkürzungen seien streng verboten. Außerdem sollte die Rede möglichst verständlich sein. 

Den Beratern zufolge legt Biden viel wert darauf, ausschließlich Begriffe zu verwenden, die wirklich jeder Bürger verstehen könne. Angeblich verbringe der Präsident Wochen damit, seine Reden immer wieder laut vorzulesen und überarbeiten zu lassen. 

Bindestriche für die Atempause

Am vergangenen Wochenende sollen dabei auch Mitglieder seines inneren Kreises geholfen haben: Bidens Berater Mike Donilon, Anita Dunn und Steven J. Ricchetti, der stellvertretende Stabschef Bruce Reed, Vinay Reddy, der leitende Redenschreiber des Weißen Hauses, und der Historiker Jon Meacham saßen Bidens Proben bei. Sie gelten als „Motoren” hinter Bidens Rede. 

Noch am Dienstagabend, kurz vor der Rede, habe Biden dann seine Skripte mit kleinen Symbolen versehen: Feine Bindestriche als Zeichen für eine Atempause oder als Hinweis auf eine schwierige Überleitung. 

Ich habe viel aus dem Umgang mit dem Stottern gelernt. Es hat mir Einblick in den Schmerz anderer Menschen gegeben.

Joe Biden, US-Präsident, im Jahr 2016 während einer Rede

Biden selbst schildert seinen Kampf mit dem Stottern oft in der Vergangenheitsform. Er hat jedoch schon öfter über die Schikanen seiner Klassenkameraden und Lehrer gesprochen, die ihm in seiner Kindheit begegneten. „Ich habe viel aus dem Umgang mit dem Stottern gelernt“, sagte Biden 2016 in einer Rede. „Es hat mir Einblick in den Schmerz anderer Menschen gegeben.“ 

Seine ausführliche Vorbereitung ist dennoch keine Ausnahme, heißt es bei der „New York Times“: Jeder US-Präsident habe seine eigenen Methoden gehabt, sich auf große Reden vorzubereiten. Ronald Reagan teilte demnach etwa seine Reden mit Rauten in 30-Sekunden-Abschnitte ein.

Präsident George W. Bush, der nicht als starker Redner bekannt war, soll sich die Wörter unterstrichen haben, die er besonders betonen wollte. Barack Obama hingegen habe oft mit Schriftstellern zusammengearbeitet und anschließend die Reden wieder eigenhändig umgeschrieben, so die „New York Times”. 

Es ist Bidens dritte Rede vor den Senatoren und Abgeordneten seit seinem Amtsantritt im Januar 2021. Der 80-jährige Politiker der Demokratischen Partei erwägt derzeit, ob er 2024 für eine zweite Amtszeit kandidieren will.

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