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Ein Mann liegt auf dem Fußweg in Downtown Portland. In den USA ziehen Opioide Menschen seit Jahren in den Abgrund. Den Schmerzmitteln wird oft „Tranq“ oft beigemischt.

© imago/Andreas Beil

High von einem Tiermedikament : Eine tödliche Droge überschwemmt plötzlich die USA

Ein Beruhigungsmittel für Pferde und Hunde verursacht bei Suchtkranken tiefe Hautwunden und macht sie stundenlang unzurechnungsfähig. Auch in Europa wird „Tranq“ bereits konsumiert.

Ein Beruhigungsmittel für Tiere überschwemmt den US-Drogenmarkt. Xylazin, auf den Straßen bekannt als „Tranq“, wird oft anderen Drogen beigemischt, um deren Wirkung zu verstärken. Es verursacht schwere Hautwunden; in manchen Fällen macht es sogar Amputationen notwendig.

Der Straßenname der Droge leitet sich vom englischen Wort für Beruhigungsmittel ab („tranquilizer“). Sie ist vor allem in den USA stark verbreitet; Philadelphia gilt als Hochburg des Konsums. Behörden und Krankenhäuser testen bisher nicht routinemäßig auf Xylazin. Daher ist unbekannt, wie verbreitet die Substanz tatsächlich ist. Jüngste Zahlen der US-Gesundheitsbehörde CDC lassen jedoch aufhorchen.

Demnach stieg die Zahl der Todesfälle durch eine Überdosis, bei denen Xylazin involviert war, von 260 im Jahr 2018 auf 3480 im Jahr 2021. In Europa wird die Substanz offenbar weniger häufig konsumiert. Doch es sind auch europäische Fälle bekannt. Laut dem jüngsten Bericht der EU-Drogenbeobachtungsstelle enthielten in der lettischen Hauptstadt Riga 13 Prozent aller überprüften Drogenspritzen Xylazin.

Xylazin wird genutzt, um die Wirkung anderer Drogen zu verstärken. Oft wird es Fentanyl beigemischt, einem synthetischen Schmerzmittel, das besonders in den USA weit verbreitet ist. Fentanyl ist günstig herzustellen und etwa 50 Mal stärker als Heroin, doch es wirkt nur kurzzeitig. Xylazin kann seinen Effekt verlängern.

Die Nebenwirkungen von Xylazin sind schwer. Mediziner:innen vermuten, dass es Abszesse und Hautgeschwüre verursacht, indem es die Blutgefäße verengt. „Oft erzählen die Leute, dass es mit kleinen Beulen oder schwarzen Flecken losgeht“, sagt Jazmyna Fanini, Krankenschwerster in der New Yorker Bronx gegenüber der Agentur Afp.

Danach „stirbt das Gewebe rund um diesen Bereich ab“. Die schuppigen Wunden brechen auf und können „manchmal sehr schlimm werden, sogar bis zum Knochen gehen.“

Xylazin verursacht zudem stundenlange Blackouts, der seine Konsument:innen anfällig für Überfälle und Vergewaltigungen macht. Wenn die Menschen wieder zu sich kommen, ist der Rausch von Fentanyl verflogen und sie verlangen nach mehr. Da es sich bei Xylazin um ein Beruhigungsmittel und nicht um ein Opioid handelt, ist es resistent gegen die üblichen Behandlungen bei einer Opioid-Überdosis - etwa Nasensprays mit dem Wirkstoff Naloxon, die die Wirkung von Opioiden aufheben.

Xylazin wurde in den 1960er Jahren als Narkosemittel für tierärztliche Eingriffe entwickelt. Versuche an Menschen wurden eingestellt, weil das Medikament zu Atemdepression und niedrigem Blutdruck führte. Um 2000 tauchte das Mittel auf dem Drogenmarkt in Puerto Rico auf. (Tsp/AFP)

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