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Tram in Montpellier

© AFP/Sylvain Thomas

Good News aus aller Welt: Vier Nachrichten, die uns diese Woche glücklich gemacht haben

Kostenfreier Nahverkehr für alle, gegen Tollwut geimpfte Straßenhunde, Stopp eines umstrittenen Pestizidgesetzes und vielfältige Spielzeugläden – das sind die Good News der Woche.

Frankreich: Einwohner von Montpellier können nun kostenfrei den öffentlichen Nahverkehr nutzen

In der südfranzösischen Stadt Montpellier ist der öffentliche Nahverkehr für alle Einwohnerinnen und Einwohner nun kostenlos. Sie folgt damit den Beispielen von Luxemburg und Tallinn, in denen der Nahverkehr bereits kostenfrei ist. Das kostenlose Ticket kann als physische Karte oder über eine App bezogen werden.

Michael Delafosse, Bürgermeister der 500.000-Einwohner-Stadt, hatte die Einführung des kostenlosen Nahverkehrs bereits zu seiner Wahl 2020 versprochen. Zunächst waren Fahrten am Wochenende kostenfrei, im darauffolgenden Jahr mussten alle unter 18-Jährigen und über 65-Jährigen kein Geld mehr für Fahrtickets in öffentlichen Verkehrsmitteln ausgeben.

Die Finanzierung des kostenlosen Nahverkehrs erfolgt unter anderem durch eine neue Mobilitätssteuer für Unternehmen. Trotz des Verzichts auf Einnahmen von bis zu 39 Millionen Euro jährlich ist das Ziel klar: Die Umwelt zu schützen und die Kaufkraft der Bürgerinnen und Bürger zu stärken.

Der Stadt geht es aber auch darum, einen positiven Einfluss auf andere europäische Städte auszuüben, die ähnliche Schritte in Betracht ziehen. Deswegen wurde ein Verein gegründet, der andere europäische Bürgermeister bei der Einführung eines kostenfreien öffentlichen Nahverkehrs unterstützen soll.

Der Verkehrssektor trägt mehr als 20 Prozent zu den weltweiten Treibhausgas-Emissionen bei. Autos und Lkw sind dabei die Hauptverursacher. (Tsp)

Hund in Bhutan: 15 Jahre dauerte die Impfkampagne
Hund in Bhutan: 15 Jahre dauerte die Impfkampagne

© IMAGO/Pond5 Images

Bhutan: Alle Straßenhunde sterilisiert und geimpft

Das kleine Königreich Bhutan, am östlichen Rand des Himalayas gelegen, hat es Ende 2023 geschafft, als weltweit erstes Land sämtliche streunende Hunde im ganzen Land sterilisiert und geimpft zu haben. 15 Jahre hatte die erfolgreiche Umsetzung gedauert.

Im Jahr 2009 hatte die bhutanische Regierung das Programm in Zusammenarbeit mit der Tierschutzorganisation Human Society begonnen. Dabei ging es nicht nur um die Sterilisation und Impfung der Straßenhunde, sondern auch um die Ausbildung von Einheimischen in der Veterinärmedizin. In den letzten Jahren des Projekts konnte Bhutan die Aufgabe auch ohne medizinisches Personal aus dem Ausland bewältigen.

300
Millionen Straßenhunde leben schätzungsweise in Asien.

In ganz Asien leben schätzungsweise 300 Millionen Straßenhunde. Viele dieser Tiere sind schlechter Gesundheit, was nicht nur den Tieren selbst, sondern auch den Menschen, die mit ihnen zusammenleben, eine Gefahr darstellt – insbesondere aufgrund von Tollwutinfektionen.

Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sterben jährlich fast 60.000 Menschen an Tollwut, und die meisten Fälle sind auf den Biss infizierter Hunde zurückzuführen. Viele betroffene Länder greifen daher zu drastischen Maßnahmen, darunter die Tötung von Straßenhunden oder ihre Wegsperrung in engen Käfigen.

60.000
Menschen sterben weltweit pro Jahr an Tollwut, meist infizierten sie sich durch einen Hundebiss.

Bhutan hat nun in einer alternativen Vorgehensweise bewiesen. Über 150.000 Straßenhunde wurden im Rahmen des Programms erfolgreich gegen Tollwut geimpft und kastriert. (Tsp)

USA: Spielzeugläden in Kalifornien werden vielfältiger

Spielzeugläden in Kalifornien mussten in den vergangenen Tagen womöglich großflächig umräumen. Seit Beginn des Jahres gilt im bevölkerungsreichsten US-Bundesstaat ein neues Gesetz, demnach dürfen in großen Einzelhandelsgeschäften mit mehr als 500 Angestellten Spielzeug und Kinderpflegeprodukte nicht mehr nach Geschlecht sortiert werden.

Barbiepuppen: In großen Einzelhandelsketten darf Spielzeug nicht mehr nach Geschlecht sortiert werden.
Barbiepuppen: In großen Einzelhandelsketten darf Spielzeug nicht mehr nach Geschlecht sortiert werden.

© REUTERS/© Aly Song / Reuters

Pinke Mädchen- und blaue Jungsregale dürften damit der Vergangenheit angehören. Konkret müssen die Geschäfte mit dem Jahreswechsel Puppen, Autos und Co. in geschlechtsneutralen Abteilungen verkaufen, nur Kleidung darf weiterhin gesondert angeboten werden. Kalifornien ist der erste Bundesstaat in den USA, der eine solche Vorgabe erlassen hat.

Dabei gibt es dem Gesetzestext zufolge jedoch einen großen Spielraum: Die geschlechtsneutralen Zonen sollen „nach Ermessen des Einzelhändlers gekennzeichnet“ werden, die Menge des dort angebotenen Spielzeugs müsse „angemessen“ sein. Dabei soll fortan keine Rolle mehr spielen, o die Produkte ursprünglich „traditionell für Mädchen oder für Jungen vermarktet“ worden seien.

Bei Verstoßen droht den Geschäften eine Strafe von bis zu 250 US-Dollar (230 Euro), bei Wiederholungstätern sogar 500 US-Dollar Bußgeld. Das Gesetz wurde bereits im September 2021 mit großer Mehrheit verabschiedet, einen Monat später wurde es von Kaliforniens demokratischem Gouverneur, Gavin Newsom, unterschrieben.

Gender-Marketing, also Werbung, die eigentlich harmlose Produkte mithilfe von Klischees vermarktet, wird insbesondere in der Gender-Forschung kritisiert, weil es offen stereotype Rollenmuster verfestige, statt individueller Vorlieben gerecht zu werden. (mb)

Brasilien: Teile von umstrittenem Pestizidgesetz gestoppt

Brasiliens Präsident Luiz Inácio Lula da Silva hat sein Veto gegen Teile eines umstrittenen Pestizidgesetzes eingelegt. Er stoppte damit vergangene Woche 14 von dutzenden Artikeln des Gesetzes, das die Genehmigung des Einsatzes neuer Pestizide erleichtern und die Befugnisse des Landwirtschaftsministeriums stärken soll.

Das Gesetz war schon 1999 entworfen und mehr als 20 Jahre lang diskutiert worden. Unter der Präsidentschaft des rechtsradikalen Jair Bolsonaro wurde es 2022 ins Parlament eingebracht und im November dieses Jahr vom Senat verabschiedet, in dem die Vertreter der Bundesstaaten sitzen.

Brasiliens Präsident Luiz Inacio Lula da Silva: Sein Veto solle eine „angemessene Balance zwischen den Anforderungen der Produzenten, der Gesundheit und der Umwelt“ garantieren.
Brasiliens Präsident Luiz Inacio Lula da Silva: Sein Veto solle eine „angemessene Balance zwischen den Anforderungen der Produzenten, der Gesundheit und der Umwelt“ garantieren.

© AFP/NELSON ALMEIDA

Lula erklärte, sein Veto solle eine „angemessene Balance zwischen den Anforderungen der Produzenten, der Gesundheit und der Umwelt“ garantieren. Es betrifft Pestizide, die ein „unzulässiges Risiko“ für die Gesundheit von Mensch und Umwelt darstellen. Kritiker empfinden diesen Punkt als viel zu vage. Die ehemalige Direktorin der Umweltschutzbehörde, Suely Araujo, sagte der Nachrichtenagentur AFP, zwar müsse künftig eine Risikoanalyse erfolgen – „doch von wem und wie, wissen wir nicht“.

Die Umweltschutzorganisation Greenpeace kritisierte, das Gesetz werde trotz des Vetos dazu führen, dass „noch mehr giftige Chemikalien in brasilianischen Lebensmitteln landen und die Umwelt noch mehr verseucht wird“.

Brasilien ist der größte Verbraucher von Pestiziden, also Mitteln, die Unkraut, Insekten oder Pilze bekämpfen. Im Jahr 2021 wurden in dem Land nach Angaben der UN-Landwirtschaftsorganisation FAO fast 720.000 Tonnen eingesetzt, das waren demnach 20 Prozent des weltweiten Verbrauchs. (AFP)

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