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Joe Biden war in seinen ersten beiden Amtsjahren als US-Präsident noch nicht in Afrika.

© Reuters/Tom Brenner / Reuters/Tom Brenner

Wettstreit mit China um Afrika: Was steht für die Supermacht USA auf dem Spiel?

Vor allem China, aber auch Russland baut seinen Einfluss in Afrika aus. US-Präsident Joe Biden will mit einem Gipfeltreffen nun gegensteuern.

Acht Jahre hat es gedauert. So lange liegt der erste und letzte Afrika-Gipfel in Washington zurück. Wenn US-Präsident Joe Biden nach der Hälfte seiner Amtszeit ab Dienstag nun rund 50 afrikanische Staats- und Regierungschef in der amerikanischen Hauptstadt zu einem dreitägigen Gipfel empfängt, sind die Erwartungen an Ergebnisse schon deshalb hoch.

Offiziell soll es um die Stärkung der Gesundheitssysteme, die Bewältigung der Klimakrise und die Stärkung der freien internationalen Ordnung gehen. Inoffiziell geht es aber darum, wie die Amerikaner verloren gegangenes Vertrauen zurückgewinnen können. Und damit um die Frage, was sie dem wachsenden Einfluss Chinas und Russlands in der Region entgegensetzen können.

Denn aus afrikanischer Sicht engagieren sich die Vereinigten Staaten nicht genug auf ihrem Kontinent. Daher ist ihre Bereitschaft, mit China, Russland oder der Türkei Geschäfte zu machen, nicht nur groß – es ist schlicht eine Notwendigkeit.

Ohne China gäbe es wenige Straßen in Afrika. Es gäbe kaum neue Flughäfen. Und die meisten Afrikaner besäßen kein Handy.

Cameron Hudson, Afrika-Experte beim CSIS

„China stellt für Afrika nicht nur einen schlechten Einfluss dar“, sagt Cameron Hudson, Afrika-Experte beim Center for Strategic and International Studies (CSIS) in Washington. „Ohne China gäbe es wenige Straßen in Afrika. Es gäbe kaum neue Flughäfen. Und die meisten Afrikaner besäßen kein Handy. All dies befördert das Wirtschaftswachstum in Afrika.“ Daher greife es zu kurz, das chinesische Engagement nur so zu deuten, dass China damit US-Interessen untergraben wolle.

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Der Vergleich des amerikanischen Engagements mit dem Chinas ist ernüchternd. Für 47 afrikanische Länder ist China der wichtigste Handelspartner. Dagegen sind die USA für keinen einzigen afrikanischen Staat die Nummer eins in Handelsfragen. „Wir sind einfach nicht wirklich präsent auf dem afrikanischen Kontinent“, sagt Hudson. „Wer sind wir, dass wir den Afrikanern vorschreiben, Geschäfte mit ihrem wichtigsten Handelspartner zu unterlassen?“

Ähnlich sehe es bei Russland und den westlichen Sanktionen im Zuge des Angriffskriegs auf die Ukraine aus. Die Afrikaner hätten dem Westen gesagt, dass sie in ihrer Partnerwahl frei sein müssten. „Als der Krieg in der Ukraine ausbrach, machten sie uns klar: Das ist ein Krieg der weißen Männer, der uns nichts angeht. Wir werden weiter mit Russland Geschäfte machen, weil wir nicht den Luxus haben, es nicht zu tun.“

47
afrikanische Länder betrachten China als ihren wichtigsten Handelspartner.

Washington müsse demonstrieren, dass es dauerhaft Interesse an dem Kontinent habe. „In der Afrika-Strategie der Regierung heißt es: Uns ist es wichtig, was Afrika denkt, und bei globalen Krisen müsse Afrika mit am Tisch sitzen, um Lösungen zu finden.“ Doch dann breche ein Krieg in der Ukraine aus, und der Westen sanktioniere Russland, ohne an die Konsequenzen für Afrika wie fehlende Düngemittel, fehlendes Benzin, fehlender Weizen zu denken. Man habe noch nicht einmal mit Afrika darüber gesprochen.

Das Problem sei, dass die reichen Länder die internationalen Organisationen kontrollierten: die Weltbank, den Internationalen Währungsfonds, den UN-Sicherheitsrat.

„Aus afrikanischer Sicht sind diese Organisationen traditionell voreingenommen gegen sie und unterstützen die Interessen der reichen Länder“, sagt Hudson. Es sei daher wichtig, dass diese reformiert würden. Das müsse ein Ergebnis des Gipfels sein.

Washington scheint verstanden zu haben, dass sich Afrika vernachlässigt fühlt. Der Gipfel soll hier ein klares Signal senden. Und was wäre ein Erfolg? Die Mindestanforderung dafür sei, so Cameron, dass ein nächstes Treffen angekündigt werde – am besten auf afrikanischem Boden.

Am Wochenende wurde bereits bekannt, dass Biden während des Gipfels seine Unterstützung für die Aufnahme der Afrikanischen Union in die G20 erklären will. Das wird voraussichtlich nicht die einzige Ankündigung bleiben.

Überfällig ist auch ein Besuch des US-Präsidenten in Afrika. Sein Vorvorgänger Barack Obama war zu diesem Zeitpunkt bereits zwei Mal auf dem Kontinent gewesen. Bei dem 80-jährigen Biden wird immer wieder die Altersfrage angeführt.

Aber nachdem er gerade erst mehrere Tage durch Asien reiste, hat auch dieses Argument an Bedeutung verloren. Man darf gespannt sein, ob es auch hierzu eine Ankündigung in den kommenden Tagen gibt.  

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