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Bei einem eritreischen Kulturfestival in Stockholm kam es zu Gewalt.

© AFP/Ali Lorestani

Update

Gewalt während Eritrea-Festival: Polizei verbietet Gegendemonstration nach Ausschreitungen in Stockholm

Am Rande eines Eritrea-Festivals kommt es in Schweden zu gewaltsamen Szenen. Mehr als 50 Menschen werden verletzt. Ein ähnlicher Vorfall hatte sich erst jüngst in Deutschland ereignet.

| Update:

Nach gewalttätigen Ausschreitungen mit mehr als 50 Verletzten und über 100 Festnahmen sind weitere Demonstrationen gegen ein Eritrea-Festival in Stockholm von der Polizei untersagt worden.

Die eigentlich bis Samstag geltende Erlaubnis für eine öffentliche Versammlung werde nach den Problemen vom Donnerstag widerrufen, teilte die schwedische Hauptstadtpolizei am Freitag mit. Das eritreische Kulturfestival dürfe dagegen weiterhin stattfinden. Schwedische Medien berichteten von etwa 1000 Gegendemonstranten.

Bei einer Demonstration gegen das Festival war es am Donnerstagnachmittag im Norden der schwedischen Hauptstadt zu chaotischen Szenen, Bränden und Schlägereien gekommen. Zelte und Fahrzeuge wurden angezündet und viele Menschen verletzt.

Menschen stehen auf dem Gelände des eritreischen Kulturfestivals „Eritrea Scandinavia“ in Järvafältet im Norden Stockholms.

© AFP/Magnus Lejhall

Nach Behördenangaben zogen sich 55 Menschen Verletzungen zu, darunter drei Polizeibeamte. Am späten Donnerstagabend lagen nach Angaben der Region Stockholm weiterhin acht Schwerverletzte im Krankenhaus, hinzu kamen 15 Menschen mit leichteren Verletzungen. Etwa 30 weitere Personen wurden demnach anderweitig behandelt.

Eritrea-Festival ist umstritten

Die Polizei hatte im Zuge der Gewalt etliche Menschen festgesetzt, darunter eine Person wegen Brandstiftung und rund 140 vor allem im Zusammenhang mit Ordnungsstörungen. Darüber hinaus konnten etwa 40 Menschen nach Polizeiangaben nicht vorweisen, dass sie sich in Schweden aufhalten durften. Die Polizei nahm Ermittlungen wegen gewalttätiger Ausschreitungen, Brandstiftung und schwerer Sabotage der Einsatzkräfte auf.

Das seit den 1990er Jahren veranstaltete Kulturfest „Festival Eritrea Scandinavia“ gilt als umstritten. Nach Polizeiangaben handelt es sich um eine Zusammenkunft unter anderem mit Seminaren, Debatten, Gesangswettbewerben und einem Jahrmarkt. Es wurde in der Vergangenheit dafür kritisiert, die Ein-Parteien-Diktatur in Eritrea zu unterstützen.

Ähnliche Szenen im hessischen Gießen

Vor gut dreieinhalb Wochen hatte es ähnliche Szenen im hessischen Gießen gegeben: Gegner eines Eritrea-Festivals hatten sich auch dort gewalttätige Auseinandersetzungen mit der Polizei geliefert. Dabei wurden mindestens 26 Polizisten verletzt. Der Veranstalter, der Verein Zentralrat der Eritreer in Deutschland, gilt als regierungsnah, weshalb auch das Festival umstritten gewesen ist.

Eritrea mit seinen rund drei Millionen Einwohnern liegt im Nordosten Afrikas am Roten Meer und ist international weitgehend abgeschottet. Seit einer in einem jahrzehntelangen Krieg erkämpften Unabhängigkeit von Äthiopien vor 30 Jahren regiert Präsident Isayas Afewerki das Land.

Parteien sind verboten, die Meinungs- und Pressefreiheit stark eingeschränkt. Es gibt weder ein Parlament noch unabhängige Gerichte oder zivilgesellschaftliche Organisationen. Zudem herrscht ein strenges Wehrdienst- und Zwangsarbeitssystem, vor dem viele Menschen ins Ausland fliehen. (dpa)

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